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Borderline ein Narco-Thriller

Borderline ein Narco-Thriller

Titel: Borderline ein Narco-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Habbe
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Kopf, den es wie zur Entspannung der Nackenmuskulatur einige Male kreisend auf den Schultern bewegt. Dann nimmt es die Keule wieder auf.
    Der Sound wird leiser.
    „Wo ist er, Claire?“
    Sie weint und schüttelt hilflos ihren Kopf. Währenddessen wandelt das nun blinde Skelett ziellos in der Halle umher. Dann ertönt Musik. Doch im Gegensatz zu gerade eben ist es nun keine quälend verlangsamte Tonfolge, sondern von dröhnenden Bässen begleitete mexikanische Rap-Musik. Gebückt und mit über den Boden schleifendem Schläger beginnt das Skelett zu tanzen. So hockt es für einen Moment selbstversunken am Boden, nur um dann jäh emporzuschnellen und mit der Keule einen kraftvollen blinden Hieb durch die Luft sausen zu lassen. Danach nimmt es seine geduckte Haltung wieder auf und bewegt sich in diesem eigenartigen Tanzstil weiter durch die Halle. Bis es erneut aufspringt, zuschlägt und dabei einem Gefangenen den Arm bricht.
    Die nächsten drei Versuche bleiben folgenlos. Erst beim vierten Ansatz, bereits wieder in bedrohlicher Nähe zu Claire, trifft es erneut. Dieses Mal erwischt der Schlag den Mann direkt vor ihr frontal im Gesicht.
    Claire presst Lippen und Lider zusammen. Um nichts in Mund und Augen zu bekommen, aber auch, um nicht in das zertrümmerte Gesicht des Opfers schauen zu müssen. Die Ohren kann sie allerdings nicht verschließen. Durch den Schlag muss auch der Knebel des Mannes abgerissen worden sein, sodass Claire die röchelnden Schmerzenslaute, die aus dem zertrümmerten Kiefer dringen, hört, sobald die Musik aussetzt. Sie werden mit jedem Mal leiser. Bestürzt registriert sie, dass sie froh darüber ist.
    Aber der Tanz geht weiter.
    Und mit ihm die Schläge.
    Und mit ihm Treffer, Leid und Qual.
    Und mit ihm die Frage.
    „Wo ist er, Claire?“
    Eine tiefe, bodenlose Resignation erfüllt sie, lullt sie ein. War‘s das? Es würde sie nicht stören.
    Sie will raus, sich lösen. Nichts mehr sehen, hören, spüren.
    Und dann spricht sie. Erst leise flüsternd, dann lauter. Noch lauter, gegen den Helm und die Musik anschreiend. Nach einer gefühlten Ewigkeit bemerkt sie endlich einen flüchtigen Schatten und dann die schreckliche Grimasse direkt vor sich. Mit kalten, stechenden Augen schaut der Teufel zu ihr hinauf. Die Musik verstummt.
    „Jo’s Pub. In meinem Handy. Es ist die Nummer von Jo’s Pub …“
    Die Fratze nickt und verschwindet. Die Musik setzt wieder ein. Aber der Tanz ist beendet.
    Claire pendelt mit geschlossenen Augen im Seil, summt dabei leise die Melodie eines alten Kinderliedes vor sich hin. So sieht sie den Schlag der Keule nicht kommen, die sie hart am Helm trifft. Sie hört auch nicht mehr das „Danke, Claire“, gefolgt von einem heiseren Lachen und einer Hand, die ihr lüstern über die Brüste streichelt.

12. Kapitel
     
    „Geht doch!“
    Mit einem triumphierenden Grinsen wischt Diego mit einer Scheibe Baguette die Reste des Caesar Salats auf dem Teller vor sich zusammen. Pablos wenige Sekunden zuvor über das Telefon geflüsterten „
Wir haben die Nummer
“ versetzt ihn in Hochstimmung. Genau, was er hören wollte. „War’s schwer?“
    „Ging so. Wir haben ein Video gemacht. Ich schick dir gleich den Link.“
    „Und was ist mit
ihr
?“
    „Schläft wieder. Hat einen kleinen Schlag abbekommen.“
    Irritiert schaut Diego von seinem Teller auf, räuspert sich mehrmals. Sollte Adrian sich doch zu weit vorgewagt haben?
    „Ist nicht schlimm“, fügt Pablo deshalb eilig hinzu, die kippende Stimmung des Chefs am anderen Ende der Leitung erahnend.
    „Wir werden sehen. Wie kommt sie zurück?“
    „Die Entscheidung wollten wir dir überlassen.“
    Diego überlegt einen Moment. Der eigentliche Zweck ihrer Mission ist erfüllt, jetzt aber kommt ihm eine Idee. „Bringt sie in ein Motel, irgendwo vor San Diego. Lakeside vielleicht. Ich nehme sie da in Empfang.“
    „In Ordnung, Boss.“
    „Und sag Adrian, dass er sie bis dahin ruhigstellen soll.“
    „Verstanden.“
    „Und Dave?“
    Deutlich vernimmt Diego Pablos bekümmertes Seufzen „Das Handy ist offline. Wir haben aber jemanden dran. Sobald er auf Empfang geht, kriegen wir ihn.“
Was äußerst wünschenswert wäre.
    „In Ordnung. Wir treffen uns in Lakeside.“
    „Sie sollte in etwa drei Stunden da sein.“ Damit legt Pablo auf. Mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln wischt Diego sich die Finger an einer Papierserviette ab, legt zwei Zehner auf den Tisch und verlässt das Restaurant.
    „Erledigt. Sie sollte in

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