Borderline ein Narco-Thriller
dem Gerät. Nachdem er allerdings den Code gelesen hatte, wurde ihm schlagartig klar, dass er das Schäferstündchen unterbrechen musste. Hastig suchte er seine Kleidung zusammen, zog sich an und raunte Ria beim Verlassen des Zimmers mit vielsagendem Blick ein „Warte im Bett auf mich!“ zu. Dann ging er zu seinem auf der Straße geparkten Defender, rief auf dem Weg Felipe an und bestellte ihn samt Boot für eine Viertelstunde später an den Strand.
Auf der kurzen Fahrt zu ihrem Treffpunkt summte er vergnügt einen Song mit, der aus den klapprigen Boxen des Jeeps tönte. Was für ein Tag. Erst Rias Anruf, dass ihr Mann für zwei Tage weggefahren war, und jetzt der Job. Zweitausend Dollar - für ein paar Stunden Arbeit.
Mit einem Blick auf den GPS-Empfänger versichert sich Michael davon, dass sie nach wie vor auf Kurs sind. Wenn alles klappt und Patilla das Boot am vereinbarten Punkt zum Auftauchen bringt, sollten sie in zwei Stunden auf dem Rückweg sein, und er kurz darauf wieder zwischen Rias weichen Schenkeln. Mit hohem Tempo durchpflügt Felipes Speedboot das spiegelglatte Wasser des Pazifiks. Ein Wunder, dass das Meer nach dem Sturm vom Freitag so ruhig ist. Gestern noch hätte das Manöver angesichts der hohen Wellen ein viel ungemütlicheres Unterfangen dargestellt. So aber sieht Michael von seiner Position an der Spitze des Bootes die Umrisse des schmalen, nur etwa einen Meter breiten und knapp aus dem Wasser ragenden Turms des U-Bootes schon von Weitem. Zufrieden gibt er Felipe mit einem Wink das Zeichen, das Tempo zu drosseln. Mit gebremstem Schub nähern sie sich der Stelle, an der beim Näherkommen im azurblauen Wasser der dicht unter der Oberfläche graublau schimmernde zigarrenförmige Rumpf des Unterwasserboots zu erkennen ist.
Nach Patillas Auskunft handelt es sich um ein Testmodell, gut zehn Meter lang, per Funk gesteuert und ohne das ganze Sonar- und Kommunikationsequipment, mit dem die bereits in der Karibik operierenden Schwesterboote vollgestopft sind. Leer, bis auf Motoren, Steuerungseinheiten und Transponder. Viel freier Stauraum also für die zu transportierende Ware.
Während Felipe sein Boot routiniert an ihr Ziel heranlenkt, wirft Michael zwei Fender über den Bug, um den Turm vor einer Kollision zu schützen. Als er den Stahlring greifen kann, zieht Michael sie die letzten Zentimeter heran und macht sie fest. Er fasst in seine Umhängetasche, aus der er einen schweren Schlüssel zieht. Mit dem Spezialwerkzeug macht er sich daran, die Bolzen an der Turmluke zu lösen. Sie haken etwas, und mehrere Mal rutscht Michael mit dem Schlüssel ab. Krampfhaft umklammern seine Finger den Griff. Die Reaktion Patillas, falls ihm das Werkzeug entgleitet und im Meer versinkt, möchte er sich lieber nicht ausmalen.
Als er alle Bolzen gelöst und die Luke geöffnet hat, schwingt er seine Beine vorsichtig in die Öffnung des Turms. Mit den Füßen ertastet er die nach unten führenden Treppe, nickt Felipe zu und verschwindet dann in die durch einzelne LED-Lampen nur spärlich erleuchtete Dunkelheit. Unten angekommen, setzt er eine Stirnlampe auf und schaltet sie ein.
Es ist eng und drückend schwül. Die Umhängetasche schränkt seinen Bewegungsradius ein, und so gelingt es ihm nur mühsam, sich in Richtung Bug zu drehen und zu dem ausklappbaren Aluminiumtischchen vorzutasten. Dort hockt er sich schnaufend auf die Knie und holt den Laptop aus der Tasche, den er über zwei USB-Kabel mit dem Computer des U-Boots verbindet. Wie unzählige Male zuvor geübt, startet er das Installationsprogramm und wartet. Während sich der Ladebalken quälend langsam in Richtung 100 Prozent bewegt, wischt sich Michael den Schweiß von der Stirn. Unruhig schaut er sich um. Nicht, dass er fürchtet, von einem Unbekannten überrascht zu werden. Es ist die beklemmende Enge, verbunden mit dem im leichten Wellengang stetig schwankenden Rumpf.
Als der Ladevorgang beendet ist, zieht Michael eilig die Stecker ab, klappt den Rechner zu und verstaut ihn wieder in seiner Tasche. Daraus zieht er einen Zettel mit einem aufgedruckten Schaltplan hervor. Er vergleicht die dort markierten Punkte mit den vor ihm in die Schalttafel eingelassenen Hebeln und legt sie nach Anleitung nacheinander um. Ein prüfender Blick noch, dann atmet er beruhigt aus. Fertig.
Nach Patillas Aussage müsste das Boot nun mit einer neuen Steuerungseinheit versehen und die Transponder und GPS-Sender deaktiviert worden sein. Mit anderen Worten: Das Boot
Weitere Kostenlose Bücher