Borderline ein Narco-Thriller
in die eine und ein paar Dollar in die andere Hand gedrückt bekommen haben. Überhaupt, diese Waffen - schmutzstarrend und nicht einmal entsichert. Angesichts der laxen Sicherheitsvorkehrungen schüttelt Diego wütend den Kopf. Wenn das Team des Colonels erst da ist, wird er diese Bauern unverzüglich wieder auf ihre Felder schicken!
Auf den letzten Metern zu dem unscheinbaren zweistöckigen Haupthaus hin beschleunigt Joven den Toyota erneut, sodass sie rutschend und Kies aufwirbelnd erst kurz vor der zur Tür führenden Freitreppe zum Stehen kommen.
Mit wackligen Beinen steigt Diego aus und reckt sich. Obwohl es noch immer drückend heiß ist, nimmt er erleichtert das im Vergleich zu den Niederungen Hermosillos deutlich angenehmere Klima der Hochebene zur Kenntnis. Er betrachtet das Gebäude, dessen Wände grob mit dem ortstypischen dunkelbraunen Ton verputzt sind. Vor den Fenstern sind die Läden aus schwerem blau lackiertem Holz zum Schutz gegen Sonne und eventuelle Eindringlinge geschlossen und verriegelt worden. Soweit sieht alles wie in jeder beliebigen Behausung eines wohlhabenden Farmers der Umgebung aus. Die einzige Auffälligkeit sind die an mehreren Stellen platzierten Überwachungskameras, deren Linsen seinen Blick stumm erwidern. Diego bückt sich, klopft sich die Falten aus der leichten Baumwollhose und geht die Stufen hinauf.
In diesem Moment erscheint Maria in der offenen Tür, und Diego verharrt einen Moment, gebannt von ihrem Anblick.
Ihre markanten, sich unter dem olivfarbenen Teint des Gesichts hervorhebenden Wangenknochen bilden zusammen mit der zierlichen Nase, den vollen Lippen und den großen dunkelbraunen Augen eine perfekte Symbiose. Zusammen verleihen sie ihr ein strahlendes Aussehen, das von ihrem offenen Lachen noch unterstützt wird.
Que bonita,
denkt er, als er einen Blick auf ihre schmale, an Busen und Hüfte jedoch ansprechend fraulichen Statur wirft.
Wie Eva Longoria
, schießt es ihm durch den Kopf, während er sie lächelnd in die Arme schließt und zwei Küsse auf ihren Wangen verteilt. „
Mi hermano
. Ich hab dich vermisst.“
Sie erwidert sein Begrüßungsritual und murmelt: „Ich dich auch.“ Dann tritt sie einen Schritt zurück, betrachtet ihn prüfend. „Hat Joven den Jeep wieder durch die Wüste gejagt?“
Er schüttelt lahm den Kopf, sie dabei aufmerksam musternd. Obwohl er sie seit ihrer Reunion unzählige Male gesehen hat, ist er immer wieder erschlagen von ihrer Schönheit.
Mit einem einfachen „Komm rein!“ verjagt sie seine Gedanken, hakt sich bei ihm ein und geht mit ihm durch die mit rotbraunen Terrakottafliesen ausgelegte Eingangshalle in eines der angrenzenden Wohnzimmer.
„Entschuldige mich bitte für einen Moment. Magst du ein bisschen lesen? Es wird dir gefallen.“ Damit drückt sie ihm ein iPad in die Hand. „Bedien dich.“ Sie weist auf ein paar Karaffen mit Wasser, Säften, Whiskey und Tequila und verschwindet durch eine Verbindungstür in einen benachbarten Raum.
Diego gießt sich ein Glas voll mit Wasser, das er durstig und mit wenigen gierigen Zügen leert. Er schenkt sich noch ein Glas Orangensaft ein und setzt sich mit dem iPad in der Hand auf ein Sofa aus weichem Rindsleder. Eine leichte Berührung mit dem Finger, und das Display des Tablets leuchtet vor ihm auf. Diego blickt auf die Webseite von Mund0narco mit den letzten Einträgen zu heftigen Schießereien zwischen rivalisierenden Drogenbanden in Tijuana und Mexicali. Es sieht so aus, als ob die Fehde zwischen dem Sinaloa-Kartell und Peredos Leuten wieder aufgeflammt ist. Diego überfliegt die Headlines und scrollt weiter hinunter, wo sein Blick auf einen Bericht über den Grund für die erneuten Auseinandersetzungen fällt - den mysteriösen Raketenangriff auf ein verstecktes Drogenlabor, dem acht Mitglieder der Peredo-Organisation zum Opfer gefallen sind. Diego muss unwillkürlich grinsen. Und ob ihm das gefällt!
Begleitet von einem metallischen Klicken zieht Maria den USB-Stick aus ihrem Laptop und hält ihn, ohne sich umzudrehen, dem hinter ihr stehenden Diego hin. Ihr Augen fixieren weiter das eingefrorene Standbild der On-Board-Kamera der Drohne, das den Einschlag der Rakete in die Lagerhalle des Drogenlabors zeigt. „Du hast den Narco-Blog gelesen?“
Nickend nimmt ihr Diego den USB-Stick aus der Hand. „Habe ich.“
Sie dreht sich zu ihm um, ein triumphierendes Lächeln umspielt ihre Lippen. „Dann denke ich, dass wir uns einig sind.“
Diego nickt erneut.
„Wann
Weitere Kostenlose Bücher