Borki's Abenteuer
aus, dass Petra und Peter aus ihrem Schlaf fuhren. Keinzapfen! Es war Keinzapfen die dort mitten in der Stube stand. Die kleine Tanne aus dem Tannenwald. Über die sich alle lustig machten, weil sie so klein war und noch keinen einzigen Zapfen trug. Wenn jetzt die anderen Tannen Keinzapfen sehen könnten, dachte Borki, dann würde sich keine mehr lustig machen. Alle würden die kleine Tanne bestaunen, so wie Borki jetzt. Und niemand hatte solche schönen goldenen Tannenzapfen an den Zweigen wie Keinzapfen.
Die kleine Tanne stand mitten im Weihnachtszimmer und sah sehr stolz und glücklich aus. Sie strahlte und lächelte vor sich hin. Alle bewunderten sie. Und sie war der Mittelpunkt des Weihnachtsfestes.
Josi hatte ihre Geschenke schon ausgepackt und saß jetzt vor einem großen Puppenhaus. Das war aus schön glatt gehobeltem Holz gebaut. Borki musste an die Tannen denken. An die Stämme, die voller Erwartung vor dem Sägewerk lagen und darauf warteten zu Brettern gemacht zu werden. Und dann zu Stühlen. Oder Möbeln. Oder einem großen Puppenhaus.
Josis Eltern saßen auf dem Sofa, sahen ihrer Tochter beim Spielen zu und warfen immer wieder Blicke auf Keinzapfen, den wunderschönen Weihnachtsbaum, der strahlend und stolz da stand.
Johanna strickte an einem langen Schal. Die Wolle dazu lag in einem kleinen Korb. Borki dachte an die Weiden und wie stolz die darauf waren, dass aus Ihnen Weidenkörbe gemacht werden. Und nun sah Borki, dass sie allen Grund dazu hatten.
Borki dachte an all die Bäume, die sie kennen gelernt hatte. An die hohen Kiefern, die eleganten Birken, an die kleinen aber kräftigen Weiden, an die Eichen, die ernsten Tannen und an die lustigen Laubbäume. Sogar an die strengen Pappeln dachte sie. Alle hatten etwas besonderes. Oder konnten irgendwas. Oder waren zu etwas nütze. Und ich auch, dachte Borki lächelnd.
Ich gehöre hierher. Auf meinen Bauernhof. Borki war glücklich wieder zu Hause zu sein und nach dem langen Marsch war sie nun müde.
Petra und Peter schliefen schon längst. Aber auch sie waren wieder froh daheim zu sein.
„Fröhliche Weihnachten.“ Murmelte Borki noch, dann schlief sie ein.
Die kleine Eiche stand wieder auf ihrem Platz gleich neben dem Küchenfenster und schlief tief und fest.
Als Borki am nächsten Morgen erwachte, war es schon hell. Der Hof hatte sich verändert, denn über Nacht war Schnee gefallen. Erst ein paar winzige Flocken, dann immer mehr und bald war alles von einer weißen Decke überzogen. Das Haus, die Scheune, der Stall, selbst Brunos Hütte, alles war tief verschneit. Auch auf Borkis Ästen lag der Schnee und der kleine, himmelblaue Nistkasten hatte eine weiße Mütze.
Die Haustür ging auf und Josi sprang heraus. Sie hatte eine gelbe Bommelmütze auf und den Schal um, an dem Johanna gestern noch gestrickt hatte.
„Hurra!“ Jubelte sie. „Es hat geschneit. Da kann ich gleich meinen neuen Schlitten ausprobieren.“ Sie wollte gleich ins Haus zurück, stutzte aber kurz und blieb wie angewurzelt stehen. Sie starrte ungläubig in Borkis Richtung, dann rief sie laut und aufgeregt.
„Mama, Papa, schnell....Kommt raus...Seht doch mal.“
Johanna und Jochen kamen angestürzt und blieben ebenfalls wie angewurzelt stehen. Josi stand mitten auf dem Hof und strahlte. Sie zeigte auf die kleine Eiche.
„Das...Das gibt’s doch nicht.“ Stammelte Josis Papa.
Johanna schluchzte.
„Unsere kleine Eiche ist wieder da.“ Schrie Josi laut und hüpfte auf und ab.
„Das ist mein schönstes Weihnachtsgeschenk.“
Als Borki das hörte war sie mächtig stolz.
Josi legte ihre Arme um Borkis Stamm und lachte.
„Nun kann ich ja doch wieder eine Schneehütte bauen. Ich fange gleich damit an.“ Der neue Schlitten war erst mal vergessen.
„Und im Sommer schaukle ich wieder. Und ...Und...“ Josi plapperte pausenlos vor sich hin.
Johanna und Jochen sahen ihrer Tochter zu und freuten sich, weil sie so glücklich war. Und sie freuten sich auch, dass die kleine Eiche wieder da war.
„Der Hof sieht doch viel freundlicher aus mit dem Baum, findest du nicht?“ Fragte Jochen.
„Du wolltest ihn doch fällen.“ Sagte Johanna ein wenig vorwurfsvoll. Aber sie konnte nicht richtig böse sein. Schließlich war Weihnachten.
„So? Wollte ich das?“
„Ja, das hast du gesagt und am nächsten Tag war die Eiche weg. Einfach so. Bestimmt hat sie das gehört und ist vor die ausgerissen.“ Sagte Johanna.
„Naja, so hab ich es ja nicht gemeint.“
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