Borki's Abenteuer
Tannenstamm, stutzte kurz, dann lachte er.
„Ah, sieh da. Die kleine Eiche, die es so eilig hatte ins Sägwerk zu kommen. Na nun hast du es ja geschafft. Und? Wie gefällt es dir hier?“ Neckte der große Tannenstamm.
„Ich bin überrascht euch hier so zu sehen. Was tut ihr hier? Und warum seit ihr so fröhlich? Worauf wartet ihr?“
„Na das lange Warten hat bald ein Ende. Viele von uns haben achtzig Jahre oder noch mehr darauf gewartet endlich hier anzukommen. Da kommt es uns jetzt auf einen Tag mehr oder weniger nicht mehr an. Aber wir sind froh, dass wir jetzt hier sind und deshalb sind wir auch in so guter Stimmung.“
„Aber worauf habt ihr denn solange gewartet?“ Fragte Borki.
„Kannst du dich noch daran erinnern, worüber wir sprachen, als wir uns das erste Mal sahen? Ich versuchte dir zu erklären, dass jeder Baum seine Aufgabe hat. Oder seine Bestimmung.“
„Richtig.“ Sagte Borki. „Genau wie es die Weiden damals schon erzählten.“
„Und unsere Bestimmung ist es, zu Brettern zu werden. Und aus denen werden alle möglichen Dinge gemacht. Möbel, Fußböden, Dächer, ...ja sogar ganze Häuser kann man aus unserem Holz machen. Und das macht uns stolz und glücklich. Wir werden gebraucht. Und wir haben noch eine lange Zeit vor uns. Nicht als Bäume, aber als irgendein nützliches Ding aus Holz. Und was willst du nun eigentlich hier?“
Die kleine Eiche war sich plötzlich nicht mehr sicher. Sie fühlte sich unbehaglich unter ihrer Rinde. Nun war sie solange unterwegs gewesen. Angetrieben von der Neugier auf ein Sägewerk. Und jetzt, wo sie da war, da wusste sie gar nicht mehr, was sie hier sollte. Vor allem wusste sie nicht, warum Josi Papa wollte, dass sie hierher kommt. Wollte er Bretter aus ihr machen lassen? Das konnte doch nicht sein!
Borki fielen wieder die Worte der Weide ein. „Jeder Baum hat seine Aufgabe...“
„Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht so genau.“ Seufzte Borki. Sie erzählte den Stämmen von dem Gespräch, das sie damals an einem warmen Frühlingsabend belauscht hatte und von dem Vorschlag von Josis Papa, Borki solle ins Sägewerk.
„Und nun möchtest du gern ein schönes Eichenregal werden, stimmts.“ Rief einer der Stämme übermütig. Borki erkannte die Tanne wieder, die sich mit der großen Tanne wegen ihr etwas gezankt hatte. Auch sie lag nun endlich hier und auch sie war jetzt fröhlicher und nicht mehr so zänkisch.
„Oder vielleicht ein Stuhl, oder ein Bilderrahmen? Was darf es denn sein?“ Neckte sie die Tanne, oder vielmehr, der Stamm.
„Wenn ich ehrlich bin,“ sagte Borki zaghaft „würde ich gern so bleiben wie ich bin und wieder auf dem Bauernhof stehen.“
Das klang sehr traurig und die Stämme hatten Mitleid mit der kleinen Eiche.
„Also ich glaube, du solltest wieder die Heimreise antreten.“ Sprach wieder die große Tanne. „Nun hast du gesehen was ein Sägewerk ist, du hast eine Menge anderer Bäume kennen gelernt und ganz ehrlich...“ die Tanne zögerte, „...ganz ehrlich, du hast noch eine Menge Zeit bis du wirklich hierher kannst. Du musst schon noch ein bisschen wachsen.“
„Sonst wird nur ein halber Bilderrahmen aus dir.“ Kicherte die kleinere Tanne.
Petra und Peter hatten das Gespräch mitbekommen und fingen aufgeregt zu zwitschern an.
„Ja nach Hause, nach Hause...“ Flöteten sie. Und das klang allemal schöner als das Kreischen der Säge im Sägewerk.
„Aber was ist, wenn mich zu Hause keiner mehr mag? Schließlich war es doch Jochens Idee, dass ich mich auf den Weg ins Sägewerk machen soll. Das hat er genau so gesagt.“ Beharrte Borki.
„Na dann finde es heraus. Sonst wirst du es nie erfahren.“ Sprach die große Tanne. „Außerdem, was willst du denn sonst machen? Hier bleiben kannst du jedenfalls nicht, soviel steht fest.“
Borki seufzte. Sie war hin und hergerissen.
Aber es stimmte. Die Tanne hatte recht. Und außerdem hatte Borki wirklich unheimliches Heimweh. Sie vermisste den Hof und Josi. Und die beiden Amseln waren schon ganz aufgeregt.
„Na gut.“ Sagte die kleine Eiche. „Dann werden wir uns auf den Rückweg machen. Macht es gut, ihr Tannen. Ich werde an euch denken.“
Und so machten sich Borki, Petra und Peter wieder auf den Weg nach Hause. Zurück zu ihrem Bauernhof.
Je weiter sie kamen, umso mehr hatte Borki das Gefühl, es läuft sich immer leichter.
Es war mittlerweile schon Herbst geworden. Die Blätter an Borkis Krone färbten sich schon gelb und es fielen auch
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