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Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Titel: Bosmans/Deleu 02 -Totenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Michelle, die Beute hängt am Haken. Hier kannst du vorläufig bleiben.
    »Vorläufig« war durchaus zutreffend. Die dralle, blonde Vicky Versavel hatte nichts von der Klasse einer Françoise oder Nadine. Da war ja selbst Viktor Laplagne attraktiver gewesen. Die Frau ihr gegenüber war plump, spießig, übergewichtig, dumm und ohne jede Klasse, aber dafür offensichtlich steinreich.
    Wieder lächelte sie. Es ging ihr wahrhaftig nicht um Sex. Allerdings … wie viele Kissen würde sie sich wohl unter die Kleidung stopfen müssen, um dieser Dampfwalze auch nur entfernt zu ähneln? Sie betrachteteVicky eingehender. Wenn man sich den unförmigen Körper und die dicken Wangen wegdachte, war sie nicht einmal unattraktiv. Aber dieser Frau gleichen? Nein. Das würde ihr nicht gelingen.
    Michelle schrak aus ihren Grübeleien hoch, als der aufdringliche kleine Kläffer anfing, ihr die Wade zu lecken.
    »Da, sie mag Sie schon«, sagte Vicky.
    Die Besucherin überwand ihre Abscheu und streichelte dem Hund über den Kopf, der sofort auf ihren Schoß sprang und mit seinen Pfoten auf ihrem Gucci- Kostüm herumtapste. Sie spannte die Bauchmuskeln an, was dem Pudel wohl nicht behagte, denn er sprang rasch wieder über den Sofatisch und kuschelte sich in die weichen Rundungen seines Frauchens.
    »Sie halten sich also regelmäßig im Ausland auf?«, fragte Vicky und nippte, den kleinen Finger abgespreizt, an ihrem Tee, während die andere Hand erneut in den Tiefen der Plätzchendose verschwand.
    »In letzter Zeit nicht mehr ganz so oft«, antwortete Michelle, das Ultimatum von Robert im Hinterkopf. Sie musste zusehen, dass sie die Besuche in dessen luxuriösem Penthouse allmählich einschränkte. Dieser ungehobelte Kerl wurde immer aufdringlicher. »Ich arbeite zurzeit an einem Großprojekt hier in Belgien, daher brauche ich einen festen Wohnsitz.«
    »Wo haben Sie bisher gewohnt, wenn Sie für ein paar Tage oder Wochen in Belgien waren?«
    »Im Hotel.«
    Vicky nickte verständnisvoll.
    Gut so. Gut so, Michelle. Und jetzt aufstehen und gehen.
    »Haben Sie denn viele Möbel und persönliche Gegenstände?«
    Michelle musterte sie verständnislos.
    »Ich meine, würden Sie viel mitbringen, wenn Sie hier einziehen?«
    »Oh nein, nur ein bisschen Kleidung«, erwiderte Michelle mit unschuldiger Miene. Dann stand sie auf, zupfte lächelnd ein graues Hundehaar von ihrem Kostüm und sagte: »Ich muss jetzt wirklich gehen, ich habe noch eine Verabredung.«
    Vicky starrte sie mit offenem Mund an und suchte nach den richtigen Worten. »Ein beruflicher Termin?«
    Als Nathalie nicht sofort antwortete, entschuldigte sie sich: »Tut mir leid, ich weiß, das geht mich ja nichts an, aber …«
    »Ist schon gut«, antwortete Michelle und nahm lässig ihren Mantel von der Garderobe. »Ja, ja, es ist beruflich.«
    Als sie schon vor der Haustür stand, erreichten sie die erlösenden Worte: »Könnten wir, na ja, könnten wir uns vielleicht noch einmal treffen?«
    »Natürlich, wenn Sie möchten«, antwortete Michelle leichthin.
    »Nur noch eine Frage«, sagte Vicky, näherte sich Nathalie und fasste sie am Handgelenk.
    »Ja?«
    »Haben Sie vor, nur für ein paar Wochen hier zu wohnen, oder suchen Sie eine dauerhafte Bleibe?«
    »Das hängt ganz von Ihnen ab.«
    Das Gesicht von Vicky hellte sich auf, und sie fragte prompt: »Hätten Sie vielleicht morgen Abend Zeit?«
    Wie eine routinierte Managerin zückte Michelle einen elektronischen Kalender aus ihrer Delvaux-Handtasche und nickte zustimmend.
    »Darf ich Sie zum Essen einladen, damit wir in Ruhe alles Weitere besprechen können?«, fragte Vicky strahlend.
    »Nur unter der Bedingung, dass ich Sie einladen darf.«
    »Aber Nathalie!«, rief Vicky tadelnd.

12
     
    Just in dem Augenblick, als Michelle Bekaert mit einem breiten Grinsen die monumentale Haustür hinter sich zuzog, murrte Barbara Deleu entnervt: »Jetzt setz dich doch mal hin, Dirk!«
    Ihr Mann linste zum x-ten Mal nervös durch die Lamellen der Jalousie, um nachzusehen, ob seine Kollegin Nadia und ihr Freund Rutger eventuell schon vor der Tür standen.
    »Ich will doch nur nicht, dass sie klingeln und damit Charlotte wecken. Dann hält die uns wieder den ganzen Abend auf Trab.«
    Das »die« klang gereizter als beabsichtigt, und er konnte Barbaras Gesichtsausdruck entnehmen, dass er die Bemerkung besser hinuntergeschluckt hätte.
    Deleu seufzte und ging hinüber zur Stereoanlage, die in einem selbst gemauerten Backsteinregal stand. Er legte

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