Bosmans/Deleu 02 -Totenspur
mit Nathalie Barthez verbrannt?«, fragte Bosmans leise.
»Wir haben wirklich unglaubliches Glück gehabt, dass die Leiche in den Docks so schnell an die Oberfläche getrieben ist«, sprach Deleu laut aus, was er dachte. »Wir können nur hoffen, dass die Mörderin bisher noch kein weiteres Opfer gefunden hat.«
»Wir müssen einen Aufruf in den Medien starten!«, unterbrach ihn Bosmans. »Pierre, setzen Sie sich umgehend mit Rundfunk und Fernsehen in Verbindung. Wir müssen potenzielle Opfer warnen. Die toten Frauen sehen sich alle ähnlich. Das Fernsehen soll die Fotos der Versluys und der Bourgeois zeigen. Und du, Dirk, du fährst noch mal zu der Bank und zu dem Versicherungsvertreter der Allgemeinen. Fühle allen Mitarbeitern gründlich auf den Zahn. Wir brauchen eine genauere Personenbeschreibung!«
»Wer sagt eigentlich, dass es nur eine Täterin ist?«, fragte Nadia Mendonck. »Denken Sie doch mal an Uwe Schmidt und Aurore … den Nachnamen habe ich vergessen.«
»Martin«, ergänzte Vereecken. »Aurore Martin.«
»Fingerabdrücke«, murmelte Deleu. »Ich nehme jemanden von der Spurensicherung zur Versicherung mit. Es müssen dort doch noch Fingerabdrücke von ihr zu finden sein. Wir könnten sie mit denen in den internationalen Datenbanken vergleichen lassen.«
»Der Mercedes von Nadine Versluys – weiß man darüber inzwischen Genaueres, Walter?«
»Nein, bisher nicht, Mijnheer Bosmans.«
»Hm, ein roter Mercedes 280 SL Coupé kann sich ja wohl nicht einfach so in Luft auflösen? Der fällt doch auf. Vielleicht ließen sich im Kofferraum noch Spuren von ihr oder von Françoise Bourgeois nachweisen. Und Dirk, hör dich doch bitte bei den Bewohnern des Hauses am Veemarkt um. Diese schwarze Witwe muss da eine ganze Weile gewohnt haben, mit der Leiche der Bourgeois in der Tiefkühltruhe. Fahr hin, übernachte zur Not da. Streck die Fühler aus. Leb dich in die Wohnung ein. Und Sie als Frau, Nadia, Sie fahren mit.«
»Dann können die sich da aus- statt einleben«, flüsterte Walter Vereecken Pierre zu.
Jos Bosmans tat, als hätte er nichts gehört.
10
Der anthrazitfarbene BMW 725 TDS brauste auf dem Weg zum La Pieuvre noire, einem beliebten Fischrestaurant mitten in Brüssel, bereits an der Porte de Namur vorbei, als Robert Pardon schließlich als Erster den Mund aufmachte.
»Wir sehen uns nächste Woche, am selben Tag, zur selben Zeit, am selben Ort, nur in einem anderen Outfit.«
Die kühlen, sachlichen Worte aus dem Mund dieses übergewichtigen Widerlings, der sich noch vor einer knappen halben Stunde in zügelloser Wollust gewunden hatte, schreckten Michelle Bekaert aus ihrem Tagtraum auf.
»Hmhm«, antwortete sie gelangweilt und strich ihr körperbetontes flaschengrünes Kleid glatt. Befreit von Robert Pardon. Dann wäre das Leben wieder lebenswert, dachte sie. Aber sie musste durchhalten, sie brauchte ihn wegen seines Geldes – noch.
Robert, der jegliches Interesse an ihr verloren zu habenschien, konzentrierte sich auf die Straße und hätte beinahe einen Fiat Panda gerammt, dessen Fahrerin gerade das Letzte aus dem Kleinwagen herausholte, um auf der linken Spur einen Lkw zu überholen.
Er hupte provozierend und fluchte: »Typisch Frau am Steuer! Jetzt sieh dir das mal an! Kauf dir gefälligst ein richtiges Auto!«
Unbarmherzig betätigte er nun auch noch die Lichthupe und fuhr dem Panda bis an die Stoßstange auf. Als die sichtlich verängstigte Fahrerin endlich rechts rüber zog, gab er Vollgas.
Er grinste, entblößte dabei seine schlechten Zähne und zeigte der Frau demonstrativ den Stinkefinger. »In letzter Zeit bist du irgendwie nicht richtig bei der Sache, Schnuckelchen. Hast du etwa wieder mal was angestellt? Muss der liebe Robert dir helfen? Jemanden bei Gericht bestechen?«
Michelle schwieg hartnäckig und warf ihm einen giftigen Blick zu, den er sehr wohl registrierte.
Er kniff die runden Schweinsäuglein zu Schlitzen zusammen und fragte: »Oder hast du vielleicht vor, mich ebenfalls aus dem Weg zu räumen? Nur zu. Stich mir ruhig ein Stilett in den Bauch, erwürge mich oder beiß mir meinetwegen den Schwanz ab. Du gefährliches, kleines Raubtier, du!«
Die junge Frau biss die Zähne zusammen.
»Wieso sagst du nichts?«, fuhr er zunächst fröhlich fort, fügte jedoch gleich darauf drohend hinzu: »Also, darüber zerbrichst du dir deinen hübschen Kopf?«
Ein höhnisches Lachen erfüllte den Wagen. Robert Pardon, verheiratet, Vater von zwei Kindern, Politiker,
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