Bosmans/Deleu 02 -Totenspur
und anschließend das Feuer gelegt haben musste, gilt als die plausibelste. Eine Spur von dem Täter oder den Tätern hat man jedoch nie gefunden.«
»Was ist mit den Zeugenvernehmungen? Haben die Nachbarn nichts Verdächtiges bemerkt?«, fragte Deleu.
»Augenblick, bitte«, unterbrach ihn Pierre mit erhobenem Zeigefinger. »Das war noch nicht alles. Die Ermittler glauben, dass die Bourgeois eine neue Freundin hatte und die Barthez daher vielleicht den gemeinsamen Selbstmord inszeniert hat. Ein Eifersuchtsdrama. Die direkten Nachbarn haben ausgesagt, sie hätten vermutet, dass das Paar sich trennen wollte. Ihrer Meinung nach war die Barthez schon auf der Suche nach einer eigenen Wohnung, und sie haben Françoise Bourgeois ein paar Mal mit ihrer neuen Freundin ins Haus gehen sehen. Eigentlich mit zwei Freundinnen. Manchmal waren es zwei, dann wieder nur eine.«
»Konnten sie die Frauen beschreiben?«, fragte Nadia Mendonck leise.
»Ja. Eine der Frauen sah der Bourgeois wohl ziemlich ähnlich, das ist aber auch der einzige Anhaltspunkt. Sie war groß, blond und elegant gekleidet. Die Nachbarn haben sie allerdings nur zwei oder drei Mal gesehen, noch dazu aus einer ziemlich großen Entfernung.«
»Wie war das Verhältnis zwischen Françoise Bourgeois und Nathalie Barthez zuletzt?«, fragte Deleu.
»Laut Aussage der Nachbarn ganz harmonisch. Sie haben Nathalie, Françoise und zwei andere Frauen noch zwei Tage vor dem Brand gemütlich plaudernd im Garten sitzen sehen. Niemand hat je einen Streit mitbekommen. Aber schließlich können sich Paare auch einvernehmlich trennen, oder etwa nicht?«
»Ach, hast du etwa Pläne in der Richtung, Pierre?«, fragte Walter Vereecken. »Offenbar hast du dir ja schon so deine Gedanken gemacht. Musst du jetzt abends immer um zwölf Uhr zu Hause sein, oder was?«
»Du solltest lieber den Mund halten, Freundchen!«, erwiderte der schielende Pierre bissig und mit einem raschen Seitenblick auf Nadia Mendonck. »Über dich könnte ich auch das ein oder andere erzählen.«
»Wow!«, kommentierte Nadia Mendonck.
»Schluss jetzt!«, befahl Jos Bosmans. »Gibt es sonst noch etwas Wissenswertes zu berichten, Pierre?«
»Nein, Chef, das war alles. Der Fall wurde schließlich ad acta gelegt, und die Leichen wurden begraben.«
»Hat man weiter nach dem Auto gefahndet?«
»Frankreich ist groß. Die Kollegen behaupten, sie hätten die Fahndung fortgesetzt, aber ich habe da so meine Zweifel.«
»So ein Mist!«, fluchte Deleu. »Was bekommen wir denn hier aufgetischt? Eine Französin, die angeblich bereits vor drei Jahren verbrannt ist, kassiert eine Lebensversicherung, die erst kürzlich in Belgien auf ihrenNamen abgeschlossen wurde. Obendrein wurde sie, wie wir vorhin erst erfahren haben, tot, und zwar diesmal definitiv tot, in der Badewanne von Nadine Versluys aufgefunden, nachdem sie zuvor eine Weile tiefgefroren war. Sehr wahrscheinlich jedenfalls, dass sie zum Zeitpunkt, als das Geld der Versicherung bei der Bank abgehoben wurde, nicht mehr gelebt hat.«
Bosmans stand kurz vor der Explosion. »Wie bitte, die Bourgeois lag in der Badewanne der Versluys?«
»Und Nadine Versluys, die die großzügige Lebensversicherung auf ihren Namen abgeschlossen hat, war vermutlich auch bereits tot, als das Geld abgeholt wurde, denn zu dem Zeitpunkt lag ihre Leiche bereits enthauptet in den Docks hier in Antwerpen«, ergänzte Nadia Mendonck.
»Vermutlich? Dieses Wort kann ich gar nicht leiden, Kollegin Mendonck«, fiel Bosmans ihr ins Wort. »Woher wissen wir überhaupt, dass tatsächlich Françoise Bourgeois in der Badewanne der Versluys gefunden wurde?«
»Es steht mit neunundneunzigprozentiger Sicherheit fest, Chef«, sagte Pierre. »Die Sûreté hat uns ein Foto zur Verfügung gestellt. Und die zahntechnische Untersuchung hat die Identifizierung bestätigt, Françoise Bourgeois fehlten nämlich die beiden oberen Schneidezähne.«
Als niemand reagierte, räusperte sich Pierre und fuhr fort: »Das ist doch ganz einfach. Eine geldgierige schwarze Witwe lockt die Versluys und die Bourgeoisin ihr Netz, nimmt deren Platz ein, kassiert enorme Summen und ist jetzt wahrscheinlich auf der Suche nach einem neuen Opfer.«
Diese pragmatische und nüchterne Analyse hätten die anderen ihm gar nicht zugetraut.
»Sie streicht das Geld ein und wartet immer so lange, bis alle Spuren verwischt sind, bevor sie sich ihres Opfers entledigt«, fügte Walter Vereecken hinzu.
»Aber wer ist dann in Anduze zusammen
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