Bosmans/Deleu 02 -Totenspur
eine CD ein und fummelte am Equalizer herum. Bei den ersten Tönen hechtete er sofort wieder an das Gerät und drehte die Lautstärke runter.
»Was ist das denn für ein Krach?«, fragte Barbara, als die Bässe durchs Wohnzimmer dröhnten.
»House«, antwortete ihr Mann grinsend.
Barbara zog die Augenbrauen hoch und stellte das Babyphon auf volle Lautstärke. »Ist das eine CD von Rob?«
»Nein, dieses Acid-Zeug, das Rob hört, kann kein Mensch ertragen.«
»Woher hast du dann die CD?«
»Habe ich eben mitgebracht, als ich das Fonduefleisch geholt habe.«
Barbaras »Hm« klang viel- und nichtssagend zugleich. Sie kontrollierte, ob das Stromkabel des elektrischen Fondues eingesteckt war, nahm die Plastikfolie von den Vorspeisen und sagte mit einem Seufzen: »Ich frage mich bloß, wie ich hinterher die Fettspritzer wieder von der Decke abkriegen soll. Warum musste es ausgerechnet Fondue sein …«
»Weil ich es gerne esse und weil es praktisch ist. Wenn du gekocht hättest, wärst du wieder den ganzen Abend nur zwischen Küche und Esszimmer hin und her gerannt. Bei einem Fondue können wir alle zusammen gemütlich am Tisch sitzen bleiben.«
Barbara reagierte nicht.
»Wir können uns doch auch viel besser unterhalten, wenn du nicht dauernd aufstehen musst«, fügte Deleu selbstzufrieden hinzu.
»Worüber soll ich mit den beiden überhaupt reden? Ich kenne sie doch gar nicht.«
»Aber Schatz, das sagst du vorher immer, und hinterher wird es dann richtig gemütlich. Außerdem wird es Zeit, dass wir unseren Freundeskreis ein bisschen erweitern und ab und zu auch mal etwas mit jüngeren Leuten unternehmen.«
»Na, dann geh doch einfach mit Rob weg. Wie alt ist deine neue Kollegin denn eigentlich?«
»So sieben- oder achtundzwanzig, glaube ich«, log Deleu, ohne zu wissen, warum. Er war nervös wie ein Sechzehnjähriger, der sich zum ersten Mal zum BH seiner Freundin vortastet.
Wenn er sich selbst gegenüber ehrlich war, musste er zugeben, dass er sich brennend dafür interessierte, was für ein Typ der Freund von Nadia war. Betrachtete er ihn etwa als Konkurrenten?
Barbara nippte an ihrem Weißwein. Als sie gerade spöttisch bemerkte, dass Nadia und ihr Freund wohl doch lieber mit Rob und seinen Bekannten ausgegangen waren, anstatt den Samstagabend mit zwei langweiligen Greisen zu verbringen, klingelte es lange und ausdauernd an der Haustür. Unmittelbar darauf ertönte durch das Babyphon ein mindestens ebenso schrilles Geschrei.
»Shit!«, stieß Deleu leise aus und eilte zur Haustür.
Rutger Desmedt, offenbar überzeugt, dass das Weinen aus dem Babyphon zu der Musik gehörte, fragte: »Lebst du alleine, Dirk?«, und schwang seine Boots lässig auf Barbaras selbstgehäkeltes Deckchen, das auf der Fußbank lag.
Nadia Mendonck tippte ihm auf die Schulter und zeigte auf das Babyphon.
»Oh, tut mir leid.«
Deleu lächelte, konnte aber einen Anflug von Enttäuschung nicht unterdrücken. Nadia hatte offenbar noch nicht viel über ihn erzählt – er hatte sie wohl nicht allzu sehr beeindruckt.
Dirk, du Idiot, was machst du dir da für Gedanken?
»Was kann ich euch anbieten?«, fragte er und stellte das Babyphon leiser.
Nadia wollte wissen, was er denn im Haus habe, ihr Freund aber sagte trocken: »Ich nehm einen Black Death.« Es klang mitnichten wie eine Frage, sondern wie eine Bestellung.
Deleu, der sich keine Blöße geben wollte, fragte: »Mit Eis oder pur?«
»Mit Eis natürlich, willst du mich umbringen?«, antwortete Rutger, drehte sich eine Zigarette und krümelte dabei ausgiebig auf das wollweiße Lammfell, das Barbara ausgesucht hatte.
»Du auch, Nadia?«, fragte Deleu lässig, während er sich fieberhaft fragte, was ein Black Death wohl sein mochte und wie er das unauffällig herausfinden konnte.
»Nein, danke, dieses Zeug krieg ich weder mit noch ohne Eis runter.«
Der Ermittler trat, noch immer mit der Frage des Drinks beschäftigt, zur Bar, als Barbara mit der kleinen Charlotte auf dem Arm das Wohnzimmer betrat. Fröhlich und hellwach blickte die Kleine die Gäste an.
Barbara gab beiden die Hand, setzte sich neben Nadia auf das Sofa und fragte: »Was suchst du denn, Schatz?«
»Äh, den Black Death.«
»Wir haben keinen Wodka im Haus.«
»Ach ja, das hatte ich ganz vergessen. Darf es auch was anderes sein?«
»Ich nehme gerne ein Glas Weißwein«, sagte Nadia. Rutger dagegen nuschelte gelangweilt: »Okay, dann nehme ich einen Mango-Daiquiri mit einer Prise Ananaspulver.«
Seine
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