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Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Titel: Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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wirkten matt.
    »Komm rein. Kaffee?«
    Nadia nickte, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich an den Küchentisch. Bis Deleu mit einer Tasse Kaffee neben ihr stand, hatte sie noch kein Wort gesagt. Und nun sah sie ihren Kollegen, der sich wie ein von der Feldarbeit erschöpfter Bauer auf einen Stuhl sacken ließ, geistesabwesend an.
    Auch Deleu blieb stumm. Er schlug die Beine übereinander und wippte mit seinem Fuß. Dann bot er Mendonck eine Zigarette an, die jedoch müde den Kopf schüttelte.
    Deleu rauchte mit tiefen, gleichmäßigen Zügen. Plötzlich kamen die Worte, zögernd wie der Regen, der von der Dachrinne tropfte. »Weißt du, was das Schwierigste war?« Deleu sog den Rauch tief in seine Lunge und starrte auf einen unbestimmten Punkt an der Tapete. Die Regentropfen verwandelten sich in einen rauschenden Wasserfall. »Barbara war immer für mich da. Unmerklich, unbewusst, aber sie war immer da. Für mich. So selbstverständlich, so beängstigend selbstverständlich. Manchmal rede ich noch mit ihr, auch wenn sie gar nicht da ist. Also nicht wirklich. Leer, Nadia. Ich bin innerlich vollkommen leer. Ich hab dir nichts zu bieten.«
    Dirk Deleu stand auf und ging steif zu einem Schrank an der gegenüberliegenden Wand, wo er einen Plüschbär unter einem Kleiderstapel hervorzog und ihn auf das Sofa warf. Das Stofftier hüpfte zweimal hoch und landete dann auf dem Boden.
    Mendonck warf einen Blick auf den Bären, schwieg aber. Sie konnte Deleus Schmerz fühlen und krümmte sich bei seinen nächsten Worten innerlich zusammen.
    »Nimm ihn mit. Ist für das Baby. Das neue Baby.« Der grimmige Zug um seinen Mund stand in krassem Gegensatz zur Sanftheit seiner Worte. »Ich hab ihn für Charlotte gekauft. Heulend hab ich im Spielwarenladen gestanden. Aber ich hab ihn ihr nicht schenken können. Zu viel Leid. Selbstmitleid. Und das ist die Sorte von Vater, die ich bin.« Deleu lachte vage und drückte die Zigarette aus. »Tut mir leid, Nadia.« Er berührte seine Kollegin und Geliebte an der Schulter, doch sie entzog sich ihm.
    Die Stille war mit Händen zu greifen.
    Nadia Mendonck strich den groben Wollrock glatt, stand auf und drehte sich um. Dann lief sie auf Deleu zu und umarmte ihn. Unbeholfen löste er sich aus der Umklammerung und starrte seine Kollegin an.
    »Quäl dich nicht so, Dirk. Du bist ein guter Mensch. Akzeptier dich so, wie du bist.« Sie küsste ihn auf die Wange und ging zur Tür, wo sie sich noch einmal umdrehte. »Letzte Nacht hab ich an unser erstes Mal gedacht, in diesem Hotelzimmer. Wir beide im selben Bett.«
    Deleu schaute sie lange an. »Ich auch. Ich hab diese Nacht in Gedanken auch noch mal erlebt. Mehrmals sogar. Als ob es ein Traum war. Ein schöner Traum.«
    »Ja, ein schöner Traum. Ich hab mich oft gefragt, was du von mir gehalten hast. Warum wir uns nach dieser ersten Nacht so verbunden fühlten. Was du wirklich gefühlt hast, als wir das erste Mal intim waren.«
    »Gott, Nadia, ich weiß es nicht.« Deleu zog mit den Zähnen eine Zigarette aus der Schachtel. »Ich weiß es wirklich nicht. Ich weiß nur, dass ich Dinge gefühlt habe, die ich nie zuvor gekannt hatte. Ich habe oft darüber nachgedacht. Objektiv. Gedanken wie: ›Herrje, es war viel zu früh, miteinander ins Bett zu gehen. Wir hätten uns zuerst besser kennenlernen müssen. Hätten uns die Zeit nehmen müssen, um einander besser einschätzen zu können anstatt …‹« Deleu seufzte. »Solche Gedanken eben. Verrückt, oder?«
    Als er aufschaute, blickte seine Kollegin versonnen in Richtung Treppenabsatz. Sie reagierte nicht.
    »Nun ja, es ist nun mal passiert. Und ich kann dir versichern, dass das überhaupt nicht mein Stil ist. Aber es hat mich trotzdem meine Ehe gekostet. Und ich liebe sie noch immer. Barbara. Gott, was ist nur in uns gefahren? Bestimmt war es Chemie. Ich finde jedenfalls keine andere vernünftige Erklärung. Chemie – oder Alchemie. Und das Merkwürdige daran ist, dass ich danach keinerlei Schuldgefühle hatte. Übrigens noch immer nicht. Das kann ich dir versichern. Barbara und ich, wir haben uns aus den Augen verloren. Die klassische Geschichte, oder? Wir hatten nur noch Augen für Charlotte. Ich hätte darüber reden müssen, Alarm schlagen müssen. Ach, was weiß ich …« Deleu schwieg einen Moment, schaute Nadia Mendonck an und schien zu zögern.
    »Vor Jahren war ich mal bei den Nutten. Am Nordbahnhof. Aber viel weiter als bis zur Eingangstür bin ich nicht gekommen. Und wieso nicht?

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