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Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Titel: Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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auf, dass er seine letzte Belga am Filter angezündet hatte.
     
    Auch in dem weiß gekalkten Kellerraum ertönte ein heiserer Fluch, als Jozef Van Cleynenbreughel mit den Fingern über seine Wange strich und die feuerrote Schramme am Hals entdeckte.
    »Verdammt. Diese Scheißdornen. Das bringt sie bestimmt wieder auf irgendwelche Ideen«, murmelte er vor sich hin.
    »Jozeeef!«, drang es gedehnt von oben in den Keller. Van Cleynenbreughel, ein attraktiver Mann mit südländischen Zügen und einer klassisch-griechischen Nase, drückte seinen Zeigefinger auf den Mund und schaute sich gehetzt um wie eine Ratte in der Falle.
    »Jozeeef! Das Essen wird kalt!«
    »Blöde Kuh«, zischte er, während er hastig die durchnässten Sachen auszog und in seinen Overall stieg. Dann kickte er seine Schuhe in die Ecke, zog die Socken aus und schob die Füße in die Pantoffeln.
    »Ja, Liebes. Ich komme«, rief er lustlos.
    Van Cleynenbreughel warf die nassen Sachen in einen Karton und bedeckte das Ganze mit einem Stapel alter Zeitschriften. Dann klappte er den Kragen seines Overalls hoch und hielt den Kopf leicht schräg, um die Schramme verbergen zu können.
    Schwitzend machte er sich daran, die steile Treppe hinaufzusteigen. Anschließend ging er in das geräumige Wohnzimmer, das trotz der pompösen Louis-quatorze-Möbel ein Gefühl der Leere verströmte, und setzte sich an den Esstisch, wo seine Frau aus einer Tasse Suppe löffelte. Sie schaute kaum auf, als er schweigend ihrem Vorbild folgte.
    Das Bild hatte etwas Beklemmendes – die Leere des Lebens in all ihrer trüben Pracht.
    »Wo bist du gewesen?«
    »Joggen.«
    »Du musst dir mal die Nägel säubern.«
    Stille.
    Van Cleynenbreughel löffelte anscheinend unerschütterlich weiter.
    Jetzt kommt es.
    »Oder gibst du dir für mich nicht mehr so viel Mühe? Ich bin mir ziemlich sicher, dass
sie
das nicht geduldet hätte. Oder?« Das letzte Wort klang ausgesprochen scharf und vorwurfsvoll.
    Van Cleynenbreughel biss die Zähne aufeinander und schwieg. Obwohl kein einziges Wort fiel, stieg die Spannung im Raum zusehends wie in einem Wasserkessel auf kleiner Flamme – langsam, aber unerbittlich.
    Betty Vernimmen schob ihren Stuhl zurück und wartete, bis ihr Mann die Tasse leergelöffelt hatte. Langsam schaukelte sie vor und zurück, und obwohl sie keine Miene verzog, tippte sie mit der Schuhspitze nervös auf den frisch gebohnerten Parkettboden, der wie ein Spiegel glänzte. »Wo bist du nun wirklich gewesen? Deine Haare sind noch ganz nass. Hast du gerade erst geduscht?«
    Ohne aufzuschauen, schob Van Cleynenbreughel die leere Suppentasse in ihre Richtung.
    »Die Mühe machst du dir für mich ja auch nicht mehr.«
    Jozef Van Cleynenbreughel schloss die Augen und zuckte schwerfällig die Achseln.
    »Was ist los?«
    Der Mann öffnete träge die Lider. »Hm«, kam es matt und gleichgültig.
    »Dein Kopf wächst noch schief.«
    »Steifer Nacken.« Van Cleynenbreughel verzog den Mund. Sein erster Satz war zweifellos einer zu viel.
    Seine Frau warf ihm einen verächtlichen Blick zu, drehte sich ruckartig um und stampfte in die Küche, wo sie die Kochtöpfe klappernd auf die Spüle stellte, ein Geschirrtuch um die Handgriffe wickelte und den Rosenkohl abschüttete. Sie spürte, wie tief in ihr die Wut hochkochte, als sie an ihren letzten Besuch bei Hedwige zurückdachte.
    Hedwige hatte keinen Zweifel daran gelassen: Jozef hatte ein Verhältnis. Ihr Jozef ging mit einem jungen Mädchen fremd. Einer jungen blonden Hure. Der Feigling hatte es zuerst rundheraus geleugnet. Doch als er es endlich zugab, war der Ausbruch umso heftiger gewesen.
    Eine Träne erschien in Betty Vernimmens Augenwinkel, als sie die Schüssel auf den Esstisch stellte und in die Küche zurückhastete. Dort stützte sie sich an der Spüle ab und rang heftig atmend um Fassung.
    Die Bilder waren wieder da, so wie jeden Tag. Ihr Mann, der endlich gesteht – Hedwiges Karten logen nie –, dann wie ein Wahnsinniger von seinem Stuhl aufspringt, eine Vase zertrümmert und mit hassverzerrtem Gesicht schreit, dass er Muriel nicht aufgeben wird. Niemals! Von einem Fuß auf den anderen springend wie ein Wahnsinniger.
    Vernimmens Magen verkrampfte sich, als sie die Vorwürfe wieder hörte.
»Frigide Kuh. Betschwester.«
Jetzt strömten ihr die Tränen über die Wangen. Sie holte ein Taschentuch aus dem Ärmel ihres Samtkleids und wischte sich die Augen ab.
    Als sie mit kerzengeradem Rücken und gemessenen Schrittes ins

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