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Bote des Todes

Bote des Todes

Titel: Bote des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Eltern ausgibt.“
    „Ich habe mich nicht lange genug mit ihm unterhalten, um mir ein Urteil über ihn bilden zu können“, sagte Moira.
    Siobhan reagierte mit einem Schulterzucken. „Vielleicht irre ich mich, aber ich finde, dass ‚falsch‘ genau das richtige Wort ist. Vielleicht ändere ich meine Meinung, wenn ich ihn in Aktion sehe, doch bislang kann er am leidenschaftlichsten reden, wenn es ums Angeln geht. Und er ist in Patricks Boot vernarrt.“
    „In einer Sache stimme ich dir zu: Ich will auch abwarten, was dieser Mann genau macht“, murmelte Moira. Siobhans Bemerkungen beunruhigten sie. Siobhan und Patrick hatten eindeutig Meinungsverschiedenheiten. Sie mochte ihre Schwägerin sehr, und es tat ihr sehr Leid, sie so zu erleben.
    Hinzu kam, dass sie selbst ihrem Bruder auch misstraute.
    „Vielleicht liegt es nur daran, dass wir älter und unseren Vätern ähnlicher werden, als uns lieb ist, indem wir auf alles paranoid reagieren“, überlegte Moira.
    Sie hatten das Blumengeschäft erreicht. Siobhan war eine großartige Mutter, die völlige Ruhe bewahrte, während sich ihre Kinder überschlugen, als sie erklärten, was sie für Seamus haben wollten. Moira wählte für die Beerdigung ein schlichtes Bouquet aus. Seamus gehörte zu dem Schlag Menschen, die es lieber sahen, wenn für eine gute Sache gespendet wurde, anstatt alles Geld für Blumen auszugeben. Aber wie ihr Vater so treffend gesagt hatte, waren sie seine Familie, und ganz ohne Blumen wäre es nicht gegangen.
    Als sie fertig waren, sah Moira auf die Uhr. Fast Mittag.
    „Wohin musst du?“ fragte Siobhan.
    „Ich …“, setzte sie an, zögerte aber einen kurzen Moment.
Ich gehe zur Polizei, weil ich den Menschen nicht vertraue, die sich in meinem Zuhause aufhalten.
    Das konnte sie nicht sagen, und sie wollte schon gar nicht ihren Bruder in die Sache hineinziehen. Sie wollte nur erklären, worüber sie sich Sorgen machte.
    „Ich muss mir noch ein paar Dinge für die Sendung ansehen“, log sie schließlich.
    „Also ich bin froh, dass ich ohne großes Theater aus dem Haus kommen konnte“, sagte Siobhan. „Ich werde so bald nicht zurück sein. Da vorne ist eine U-Bahn-Haltestelle, ich fahre mit den Kindern zu meinen Eltern.“
    „Gute Idee. Grüß sie bitte von mir“, sagte Moira.
    „Mache ich.“
    Sie gingen in entgegengesetzter Richtung weiter. Moira fragte sich, ob sie das Richtige tat. Sie würde der Polizei von Gerüchten berichten, die man dort schon längst kannte. Was sollte sie sagen? Dass Seamus ihnen so einiges hätte erzählen können, jetzt aber leider tot war? Sie liebte ihren Bruder, und sie konnte sich nicht vorstellen, dass er in irgendetwas Ungesetzliches verstrickt war. Doch ein seltsames Gefühl blieb. Und dann war da noch die Tatsache, dass im Haus ein Gast logierte, der wirklich einen Grund dazu hatte, militanter Radikaler zu sein …
    Sie war sich nicht sicher. Und sie merkte, dass sie auf dem Weg zur Wache immer wieder über die Schulter zurückblickte. Was erwartete sie? Dass sie auf Schritt und Tritt beobachtet wurde?
    Vor dem Polizeirevier entdeckte sie einen Mann, der gegen die Wand gelehnt dastand und eine Zigarette rauchte. Als er Moira sah, schnippte er die Zigarette weg und kam auf sie zu. Er trug einen einfachen Anzug, darüber einen Mantel. Es war Kyle Browne.
    „Ich glaube nicht, dass Sie dort hineingehen wollen“, sagte er, als sie sich der Tür zur Wache näherte.
    „Warum nicht?“
    „Wir sollten ein wenig spazieren gehen, einen Kaffee trinken, reden. Aber auf der Wache sollten Sie sich nicht sehen lassen.“
    Sie zögerte, dann ging sie um ihn herum. „Ich denke schon, dass ich hineingehen sollte.“
    „Sie müssen es ja wissen.“
    Moira ging weiter, aber er hielt sie nicht auf. Sie hatte die Tür erreicht, und noch immer hatte er nichts unternommen, um sie aufzuhalten. Sie drehte sich um und ging zu ihm zurück.
    „Ich weiß nicht, was das Ganze soll. Als wenn die Leute nicht wüssten, dass Sie ein Cop sind.“
    „Ich bin eigentlich kein Cop.“
    „Und was sind Sie dann?“
    „Von der anderen Behörde“, sagte er und gab einen ungeduldigen Laut von sich. „Ihnen dürfte doch klar sein, dass es sich hier um eine internationale Angelegenheit handelt.“
    „Sind Sie vom FBI?“ wollte sie wissen, aber er ging bereits voraus.
    „Sie gehen in dieses Gebäude“, sagte er, „und finden dort Leute, die O’Leary, Shaunnessy und O’Casey heißen. Vielleicht auch Lorenzo, Giovanni oder

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