Bote des Todes
Leben.“
„Glaubst du, ich habe sie verloren?“
„Nun, sie ist eine gute Tochter, doch sie vertraut mir nicht alle ihre Gefühle an. Sie scheint es ganz gut getroffen zu haben. Der Kerl kommt aus ihrer Branche, er arbeitet für sie und mit ihr. Er verwöhnt sie, geht mit ihr aus. Was gibt es an ihm, was man nicht mögen kann?“
„Ja, Eamon, vermutlich hast du Recht“, meinte Dan und wandte sich ab. Er musste raus hier.
„Danny?“
„Ja?“
„Wenn sie dich ansieht, dann hat sie noch immer diesen Blick. Und wenn ihr zwei euch streitet, dann ist dieses Funkeln zu sehen.“
„Danke, Eamon.“
Dan ging nach draußen.
Moira machte einen großen Umweg zur U-Bahn. Als sie ihre Fahrkarte gekauft hatte und auf dem Bahnsteig stand, überlegte sie, ob sie schon durch und durch paranoid war. Sie versuchte, die Menschenmenge um sich herum zu überblicken, aber es war unmöglich. Sie hatte selten so viele Menschen in der U-Bahn erlebt.
Als sie einige Stationen später ausstieg, war sie sicher, dass ihr niemand gefolgt war. Sie ging mit schnellen Schritten weiter, bis sie das Hotel erreicht hatte.
Dort verschwand sie auf die Damentoilette und wartete einige Minuten, um wirklich sicher zu sein, dass sich ihr niemand an die Fersen geheftet hatte. Dann suchte sie ein Telefon und rief Brolin an.
Sie hatte damit gerechnet, dass es schwierig werden würde, zu ihm durchgestellt zu werden, doch nachdem sie in der Zentrale angerufen hatte, wurde sie sofort verbunden. Es meldete sich ein Mann mit tiefer Stimme.
„Mein Name ist Moira Kelly“, stellte sie sich vor. „Mr. Brolin hat gesagt, ich sollte heute bei ihm vorbeischauen.“
Der Mann bat sie, einen Augenblick zu warten, dann fragte er, ob sie im Hotel sei und sofort nach oben kommen könne. Brolin habe zwar in Kürze einen Termin mit Vertretern der Stadt, aber er würde sie gerne sehen.
Moira eilte zum Aufzug.
Er saß in einem Sessel in der Lobby und beobachtete sie. Sie bemerkte ihn nicht, da er die Zeitung hoch genug hielt, um sein Gesicht zu verdecken.
Nachdem sich die Aufzugtüren hinter ihr geschlossen hatten, ließ er die Zeitung sinken.
Es war perfekt. Alles lief genau nach Plan.
Einer der hünenhaften Männer, die Brolin ins Restaurant begleitet hatten, öffnete die Tür zur Suite. „Hallo, Miss Kelly, willkommen. Mr. Brolin wartet im Salon auf Sie. Möchten Sie lieber Kaffee oder Tee?“
„Weder noch, vielen Dank.“
„Unsinn, Sie müssen einen Tee nehmen“, rief Brolin, der in der Türöffnung zum angrenzenden Raum stand. „Ein Treffen unter Iren aus der alten und der neuen Heimat, dazu gehört einfach ein Tee.“
Moira lächelte. „Dann nehme ich wohl einen Tee.“
Sie ging auf Brolin zu, lächelte und streckte ihre Hand aus. Er nahm sie und küsste Moira auf die Wangen. „Eigentlich neige ich mehr zum Kaffee, aber alle Welt scheint zu denken, dass Iren immer nur Tee trinken. Egal, wo ich bin, überall wird mir Tee serviert.“
„Wir können auch Kaffee trinken“, sagte sie höflich.
„Was ziehen Sie vor?“
„Das ist egal. Ich hatte heute Morgen schon eine Tasse Kaffee.“
„Ich auch. Dann sollten wir beim Tee bleiben.“
Er führte sie in den Salon und zeigte auf einen bequemen Sessel. „Sollen wir denn nun darüber sprechen, was ich in Ihrer Sendung tun und sagen soll?“
„Ich möchte Ihnen da völlige Freiheit lassen“, versicherte Moira. „Ich produziere eine Reisesendung über alles Schöne in Amerika. Manchmal über große Ereignisse, zu denen ich auch den St. Patrick’s Day in Boston rechne. Manchmal bringe ich aber auch kleine Dinge wie einen Strickwettbewerb in Nebraska. Ich mache gerne Sendungen über das Besondere, das Amerika zu bieten hat. Damit meine ich auch die so unterschiedliche Abstammung der Amerikaner. Die irischen Einwanderer haben dieses Land ganz entschieden mitgeprägt.“ Sie schwieg, als der Hüne kam und den Tee brachte.
„Danke, Peter“, sagte Brolin.
„Gern geschehen, Sir.“
Moira lehnte sich vor. „Um ehrlich zu sein, Mr. Brolin, bin ich nicht wegen meiner Sendung hier.“
„Ach?“ Er sah sie an und lächelte breit. „Ich bin Ihrem Vater nie begegnet, aber ich kenne viele Leute, die etwas über ihn sagen können. Er ist ein guter Mann. Und ich kann Ihnen versichern, dass ich nie eine Affäre mit Ihrer Mutter hatte, wenn Sie deswegen gekommen sind.“
Moira starrte ihn einen Moment lang verständnislos an. „O nein! Ich wollte Sie nicht über meine Mutter ausfragen, Mr.
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