Bote des Todes
Brolin.“
„Oha. Das war für einen Politiker kein guter Zug. Man gibt nicht ungefragt Informationen preis.“
„Mr. Brolin …“
„Seien Sie doch so gut und nennen Sie mich Jacob. Ich würde mich freuen, wenn ich Moira zu Ihnen sagen dürfte.“
Sie nickte, dann holte sie Luft. „Jacob, Sie sollten wissen, dass Sie in Gefahr sind.“
Er lächelte milde. „Ich bin in Gefahr seit dem Tag, an dem ich geboren wurde.“
Es war nicht herablassend gemeint. Er machte sie lediglich darauf aufmerksam, dass er sein Geschäft und sein Leben sehr gut kannte. Er sah ihr das Unbehagen an, das sie quälte, und wusste, dass sie sich ernsthaft Sorgen machte. „Es ist seltsam, aber der Weg zum Frieden ist voller Gefahren. Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie hergekommen sind, um mir das zu sagen.“
„Mr. Brolin – Jacob –, ich befürchte, dass sich irgendetwas im Pub meines Vaters abspielen soll. Es gibt Gerüchte, dass sich dort Leute versammeln sollen, die ein Attentat auf Sie planen, während Sie sich in Boston aufhalten.“
Er stellte seine Tasse ab, faltete die Hände und beugte sich vor, um aufmerksam zuhören zu können. „Was haben Sie in Erfahrung gebracht?“
„Ich kann Ihnen sagen, was ich an Puzzleteilen zusammengesetzt habe – und was leider immer noch sehr vage ist. Wir haben im Pub eine Band, die irische Musik spielt. Und auch Popmusik. Die Band nennt sich Blackbird. Und wir haben einen Drink im Angebot, der ebenfalls Blackbird heißt. Mein Vater hat ihn vor vielen Jahren kreiert, aber bestellt hatte ihn schon seit langem niemand mehr. Allem Anschein nach wird Blackbird auch als Codename bei den Leuten benutzt, die sich im Pub treffen und Kontakt aufnehmen wollen. Wenn man sich im Kontaktmann irrt, kann man immer noch sagen, man hätte die Band oder den Drink gemeint. Mein Vater hatte einen guten Freund, der vorgestern Abend ums Leben gekommen ist. Er ist die Treppe hinuntergestürzt, um dem Mann zu helfen, der unter ihm wohnte. Jedenfalls geht die Polizei von diesem Ablauf aus, da sie beide tot aufgefunden hat.“
„Ich nehme an, dass man eine Autopsie vorgenommen hat.“
„Ja“, antwortete Moira frustriert. „Mr. Kowalski, der Mann aus dem unteren Stockwerk, hatte einen Herzinfarkt, und Seamus, der Freund meines Vaters, hat sich das Genick gebrochen.“
Brolin schwieg.
„Am Abend vor seinem Tod hat Seamus im Pub noch gehört, dass sich irgendwelche Leute das Wort Blackbird zuflüsterten.“
„Ich verstehe.“
„Ich glaube, dass jemand es darauf abgesehen hat, Sie umzubringen. Und ich fürchte, dass sogar jemand darin verwickelt ist, den ich kenne. Und ich bin nicht die Einzige, die so denkt. Da ist noch ein Mann von einer Regierungsbehörde, der in den Pub gekommen ist und die Gäste beobachtet hat.“
„Von einer Regierungsbehörde, sagen Sie?“
Sie nickte. „Ich habe mich heute Morgen mit ihm unterhalten.“
„Und was sagt er?“
„Ich soll sehr vorsichtig sein. Ich soll mich von irischen Freunden fern halten.“
„Hm, das wird schwierig, wenn Ihrem Vater der Pub gehört.“
„Das sehe ich auch so.“
„Dieser Mann hat also gesagt, Sie sollen auf sich aufpassen. Und dann sind Sie direkt zu mir gekommen?“
„Ich fand, Sie sollten das wissen. Ich habe natürlich nichts vorzuweisen, was Hand und Fuß hat. Es ist nur … ich wollte Sie warnen. Vielleicht sollten Sie nicht in der Parade mitfahren.“
Brolin lächelte breit. „In Boston könnten viele Leute umherlaufen, die mich umbringen möchten.“
„Ich weiß.“
Er lehnte sich auf dem Sofa zurück und sah sie an.
„Sie sind eine mutige junge Frau.“
„Überhaupt nicht.“
„Immerhin sind Sie hier.“
„Ja, aber jeder weiß doch, dass ich Sie für meine Sendung interviewen möchte.“
„Stimmt genau.“
Er beugte sich wieder vor. „Moira, ich teile die Meinung des Mannes, mit dem Sie heute Morgen gesprochen haben. Sie müssen sehr vorsichtig sein. Bleiben Sie bei Ihren Freunden und Ihrer Familie, am besten in größeren Gruppen. Und sprechen Sie nicht über Ihre Vermutungen, was den Tod dieses … Seamus angeht. Außerdem …“ Er zögerte einen Moment lang. „Wir haben von den Gerüchten gehört. Es gibt einige Gebiete in der Stadt, die als gefährlich eingestuft werden. Wir Iren neigen nun mal zum Drama. Was wäre Aufsehen erregender als ein Attentat auf einen Iren am St. Patrick’s Day? Ich fürchte, diese Situation ist wie geschaffen für all jene, die immer noch glauben, dass Terrorismus
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