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Bote des Todes

Bote des Todes

Titel: Bote des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Namen „Saras Nacht“ war geöffnet, und sie begann zu lesen.
    „Wenn man von den Royal Ulster Constabulary gefasst wurde, konnte man nur eines machen: lügen! Und Sara log.“
    Moira las weiter.
    „Die Soldaten waren alles andere als höflich, als sie das Haus stürmten. Natürlich kamen sie erst mitten in der Nacht, wenn sich dichter Nebel auf das Land gelegt hatte. Sie hatte immer gedacht, dass es eine Warnung geben würde, doch sie hatte sich geirrt. Es war ihr noch nicht mal gelungen, den Kopf richtig zu heben, als sie sie aus dem Bett zerrten. Sie zerfetzten ihr Nachthemd und rissen die Bettdecke fort, um sicher zu sein, dass sie weder an ihrem Körper noch im Bett eine Waffe versteckt hatte.
    Als sie mit ihrer Suche fertig waren, zitterte sie. Sie fühlte sich entwürdigt und fragte sich, welche Waffe wohl so winzig sein mochte, dass sie sie in den Körperöffnungen hätte verstecken können, die sie mit roher Gewalt untersuchten.
    Sie warfen ihr Kleidung hin, und sie musste sich anziehen.
    Sie brachten sie an den ‚berüchtigten Ort‘ Long Kesh mit dem Stacheldraht und den Wachtürmen, wo Maschinengewehre installiert waren. Sie wurde allein dorthin gebracht, was ihr mehr Angst machte als alles andere. Das war keine Razzia, die sich gegen alle mutmaßlichen Terroristen richtete, sondern das hier zielte nur auf
sie
allein ab.
    Als sie ankamen, führte man sie zum Leiter der Einrichtung. Sie kannte seinen Namen und seinen Ruf.
    ‚Miss O’Malley, richtig?‘ fragte er und las aus einer Aktenmappe ab. Man hatte sie auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch gesetzt, und dieser Mann sprach in höflichem Tonfall zu ihr. Sie hatte von Gefangenen gehört, die gefoltert und gequält wurden. Dieser Mann war freundlich, und Freundlichkeit – das hatte sie gelernt – war gefährlich.
    ‚Ja, Sara O’Malley. Und ich habe nichts Unrechtes getan.‘
    ‚Man hat Sie wiedererkannt, Miss O’Malley. Sie waren die Frau, die so getan hat, als befände sie sich in einer Notlage. Sie haben Sergeant Hudson aus seinem Wagen gelockt, damit Ihre Freunde eine Bombe darunter platzieren konnten. Hudson und drei weitere Soldaten wurden getötet, als die Bombe hochging.‘
    Sie war bereit gewesen, ihr Leben zu opfern. Zumindest hatte sie das geglaubt. Aber sie hatte sich niemals vorstellen können, wie es sein würde, wenn eine Bombe hochging, wenn eine Explosion die Luft zerriss, das Feuer, die Schreie, der Gestank von brennendem menschlichen Fleisch …
    ‚Ich weiß nicht, wer mich gesehen haben will. Aber ich war nicht in der Nähe dieses Tatorts.‘
    Er beugte sich vor. ‚Dummes Ding! Ich möchte nicht, dass Sie ins Gefängnis gehen … oder sogar sterben müssen. Sie sind noch so jung, Sie haben Ihr ganzes Leben noch vor sich. Sie könnten fliehen, nach Amerika zum Beispiel. Was ich von Ihnen will, sind die Namen der Männer, die die Bombe gelegt haben. Es ist ganz einfach. Sie geben mir die Namen, ich helfe Ihnen bei der Flucht.‘
    ‚Ich kann Ihnen keine Namen geben, ich war nicht dabei.‘
    Er nickte, als würde er ihre Antwort akzeptieren. ‚Gut, wir geben Ihnen etwas Bedenkzeit. Vielleicht fällt Ihnen noch etwas ein.‘
    Erst als man ihr einen Stoffsack über den Kopf stülpte, merkte sie, dass jemand hinter ihr gestanden hatte. Jemand griff nach ihr. ‚Rufen Sie bitte die Eskorte für die Dame.‘
    Ihre Eskorte.
    Sie hatte kein Ahnung, wohin man sie brachte oder wie viele Soldaten ihre ‚Eskorte‘ bildeten.
    Sie war bereit gewesen, ihr Leben zu opfern …
    Als sie mit ihr fertig waren, ließen sie sie einfach auf dem Betonboden liegen. Sehen konnte sie ihre Umgebung noch immer nicht.
    Die nächsten Stunden waren ein Albtraum. Sie hatte den Eindruck, wieder verbranntes Fleisch zu riechen. Sie zitterte vor Kälte. Namen. Sie konnte keine Namen nennen …
    Am nächsten Tag brachten sie sie wieder in das Büro.
    ‚Miss O’Malley, ist Ihnen etwas eingefallen, was Sie mir sagen möchten?‘ fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf. ‚Nein.‘
    ‚Ich bin sicher, dass es Ihnen früher oder später einfallen wird. Bis dahin lasse ich Sie zurück in Ihre Zelle eskortieren.‘
    Sie versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie zitterte. Ihre Lippen bebten.
    ‚Entschuldigen Sie … wollten Sie etwas sagen?‘
    Sie schüttelte den Kopf und versuchte, sich auf das einzustellen, was nun folgen würde. Die ‚Eskorte‘ traf ein. Sie bemühte sich, weder zu denken noch zu fühlen. Einer der Soldaten beugte sich hinunter

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