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Bote des Todes

Bote des Todes

Titel: Bote des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Stadt zu tun haben.“
    „Ich dachte, deine Sendung befasst sich mit dem St. Patrick’s Day in Boston?“
    „Ich habe meine Pläne geändert. Aber es ist schön, dass du hier bist, Danny. In Boston. Ich kann für den Rest des Tages unterwegs sein und habe die Gewissheit, dass du bei Dad bist. Er wird heute viel Hilfe brauchen können. Der Morgen war nicht einfach für ihn. Du weißt schon, im Beerdigungsinstitut.“
    Danny wurde still. Sie spürte seine Präsenz, wie er da neben ihr im Taxi saß. Er sah noch immer so aus wie der Mann, den sie seit so vielen Jahren kannte. Groß, attraktiv in seinem langen Ledermantel, mit dem nach hinten gekämmten Haar, dem etwas angespannten Gesicht, den Augen, die so rätselhaft waren. Er wandte den Blick ab und sah aus dem Fenster, als würde er die Ansicht genießen. Sie sah, dass seine Hand zwischen ihnen auf dem Rücksitz lag. Die schlanken Finger, die kurz geschnittenen Nägel. Er hatte kräftige Hände. Als sie seine Hand so daliegen sah, fühlte sie sich versucht, sie zu berühren. Sie biss sich auf die Lippe. Sie kannte ihn in der Hinsicht viel zu gut. Durch den Mantel wirkten seine Schultern noch breiter. Er war außerordentlich schlank und drahtig gebaut, nicht ein überflüssiges Gramm Fett am Leib. Er hatte ein ausgesprochen markantes und ansprechendes Gesicht. Diese braunen Augen, nein, nicht braun, bernsteinfarben, golden. Im Taxi konnte sie wieder den Duft seine Aftershaves wahrnehmen. Sie kannte seinen Körper, wusste, was sich unter der Kleidung befand. Das Problem war nur, dass sie diesen Mann an sich nie richtig kennen gelernt hatte. Es bereitete ihr eine Gänsehaut, wenn sie daran dachte, von welchen Erinnerungen er heimgesucht werden mochte. Er hatte miterlebt, wie man seinen Vater und seine Schwester ermordete. Das genügte, um ihn mit einer gewaltigen Verbitterung zu erfüllen. Er musste einfach Vergeltung wollen. Aber wie weit würde er dafür gehen?
    Plötzlich sah er sie an, als hätte er ihre Gedanken gelesen. „Ich wünschte, du würdest mir vertrauen“, sagte er leise.
    „Das tue ich.“
    „Du bist eine miese Lügnerin, Moira. Das warst du schon immer.“
    „Irgendwas läuft da, Danny, und das wissen wir beide.“
    „Ist es nicht jammerschade, dass wir nicht mehr darüber wissen?“
    „Ich glaube,
du
weißt mehr darüber.“
    „Und ich glaube, dass es einiges gibt, was du mir nicht sagst.“
    „Es gibt nichts, was ich dir erzählen könnte, Danny.“
    Er sah wieder aus dem Fenster. Minuten später hatten sie den Pub erreicht und stiegen aus. Danny bezahlte den Taxifahrer.
    „Danke“, sagte Moira knapp und ging zur Tür.
    „Für die Fahrt im Taxi oder dafür, dass ich dich vor der Enthauptung bewahrt habe?“
    „Beides“, erwiderte sie leise und betrat den Pub.
    Die Mittagszeit war fast vorüber, aber gut die Hälfte der Tische war noch besetzt. Liam saß auf seinem Hocker, Eamon stand ihm gegenüber und stützte sich auf dem Tresen ab. Sie lächelten und winkten, als sie hereinkam. Sie fand noch immer, dass ihr Vater heute schrecklich traurig und ein ganzes Stück älter aussah. Seamus fehlte ihm sehr.
    „Hi, Dad.“
    „Hi, Tochter. Alles in Ordnung?“
    Sie nickte und ging zu ihm. „Und du? Wie fühlst du dich?“
    „Gut. Sehr gut. Weißt du, es ist am besten, wenn man mit jemandem reden kann. Und über jemanden. Wenn man weitermachen kann, einfach nur weiter.“
    „Bist du sicher, dass es dir gut geht?“
    „Ich bin da, wo ich auch sein sollte. Bei der Arbeit. Und bei Freunden. Meinen Freunden und Seamus’ Freunden.“
    „Moira Kathleen“, sagte Liam. „Weißt du das denn nicht? Das ist eine richtige alte irische Totenwache. Man sitzt beisammen, um den Sarg versammelt, man hebt sein Glas, und man redet. Die Wache und die Beerdigung waren nicht für die Toten gedacht, sondern für die Hinterbliebenen.“
    „Natürlich, Liam.“
    „Wir sollten für ihn zwei Abende lang Wache halten, Eamon“, schlug Liam vor.
    „Seamus hat mir gesagt, was er wollte. Und er hat es auch aufgeschrieben. Ich erfülle nur einem Mann seinen letzten Willen, Liam, weiter nichts.“ Er wandte sich wieder Moira zu. „Wenn du Arbeit hast, Mädchen, dann will ich dich nicht aufhalten.“
    „Dad, ich bin heute Abend wieder da, wenn es richtig voll wird“, sagte sie. „Meinst du, ich könnte mir deinen Wagen ausleihen? Ich möchte ein Stück die Küste hinauffahren. Bis Salem. Morgen muss ich schneiden und das Masterband losschicken. Und dann muss

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