Bote des Todes
ich mit Michael und Josh absprechen, wo wir die Live-Einspielungen aufnehmen.“
„Er hat zweimal angerufen.“
„Wer?“
„Michael. Ruf ihn besser noch zurück.“
„Kann ich vom Büro aus anrufen?“
„Was fragst du denn erst noch?“
Moira ging ins Büro und setzte sich an den Schreibtisch. Sie war sich nicht sicher, ob sie das Richtige tat. Vielleicht wäre es besser, auch den Nachmittag über im Pub zu bleiben. Aber sie musste weg. Danny würde im Pub helfen können.
Und Patrick …
Allerdings vermochte niemand wirklich zu sagen, wo Patrick sein würde.
Sie rief Sally Adair im „Magik Maiden“ an, dem Geschäft, das sie in Salem führte, und erzählte ihr von Seamus’ Tod. Als Sally hörte, dass Moira zu Besuch kommen würde, war sie hellauf begeistert.
„Bist du sicher, dass du das wirklich möchtest? Es muss schwer für dich sein, jetzt, wo Seamus tot ist.“
Schwerer, als du für möglich hältst, dachte Moira.
„Das ist mit ein Grund, warum ich heute raufkomme. Ich muss mal raus hier. Ich komme ohne Crew, nur mit der Handkamera. Wenn du nichts dagegen hast, filme ich ein wenig in deinem Laden, und vielleicht kannst du mich ja in Salem herumführen, damit ich sehe, wie ihr für St. Patrick’s Day dekoriert habt.“
„Das wäre großartig.“
Moira legte auf und rief Michael im Hotel an, aber er war nicht in seinem Zimmer. Sie hatte aber auch nicht erwartet, dass er den ganzen Tag auf ihren Anruf warten würde. Sie versuchte es auf seinem Mobiltelefon und erreichte ihn.
„Hallo, meine Schöne, ich habe dich schon gesucht.“
„Du weißt ja, ich war mit Dad unterwegs, und dann musste ich noch ein paar Dinge erledigen. Und ich war bei Jacob Brolin. Er kommt nach der Parade für ein Interview in den Pub.“
„Fantastisch! Ich wusste doch, dass du ihn bekommen würdest.“
„Ich bin auch froh darüber, nur haben wir ihn nicht in dieser Sendung, weil das Band morgen da sein muss, wenn wir die Live-Schaltungen machen wollen. Er kann erst für die Wiederholung am Abend reingeschnitten werden.“
„Ich glaube, das ist nicht so schlimm. Wie sieht es aus? Wirst du heute wieder deinem Vater helfen?“
„Nein. Wie schnell kannst du hier sein?“
„Zehn Minuten. Wieso?“
„Ich will nach Salem fahren.“
„Wieso das?“
„Ich möchte die Feier in Salem mit der in Boston vergleichen. Keine große Sache, nur die Handkamera.“
„Was du möchtest, Moira. Ich habe mir unser Material in Ruhe angesehen und schon einen Termin festgemacht, damit das Band abgeholt wird, sobald wir fertig sind. Und ich habe alles für die Live-Segmente vorbereitet.“
„Wunderbar. Danke, Michael.“
„Na, das ist doch mein Job, weißt du nicht mehr? Außerdem muss ich fairerweise sagen, dass Josh eine Menge davon erledigt hat.“
„Es ist ja auch sein Job“, erwiderte sie. „Ist er im Hotel?“
„Ich glaube schon. Er schneidet die Außenansichten der verschiedenen Pubs.“
„Ich werde ihn anrufen.“
„Die Kamera habe ich. Wenn du ihn nicht erreichen kannst, fahren wir so los und hinterlassen eine Nachricht für ihn.“
„Einverstanden.“
Moira legte auf und ging zurück ins Lokal. Sie sah sich um, konnte Danny jedoch nirgends entdecken.
„Weißt du, wo Danny ist?“ fragte sie ihren Vater.
„Ich habe ihn nicht gesehen“, erwiderte Eamon.
„Und Patrick?“
„Dein Bruder ist schon vor einer Weile gegangen. Er wollte sich mit Siobhan bei ihren Eltern treffen.“
„Und du hast Danny ganz sicher nicht gesehen?“
„Der hat auch vor einigen Stunden den Pub verlassen. Seitdem habe ich ihn nicht gesehen.“
Moira wünschte, er wäre mit in den Pub gekommen, damit sie ihn sehen konnte und wusste, wo er war. Sie empfand es als unbehaglich, nicht zu wissen, wo er sich aufhielt.
„Meinst du, er ist in seinem Zimmer?“
„Glaube ich nicht, aber Anklopfen schadet nichts.“
Moira nickte, dann ging sie in den hinteren Teil des Lokals. Sie blieb an der Tür zum Gästezimmer stehen, zögerte und horchte, dann klopfte sie. Keine Antwort. Sie drehte den Türknauf und stellte fest, dass nicht abgeschlossen war. Als sie in sein Zimmer ging, fiel ihr auf, dass makellose Ordnung herrschte. Das Bett war gemacht, und alle Kleidung war fortgeräumt, mit Ausnahme einer Jacke, die über einem Stuhl hing. Auf dem Schreibtisch stand ein Notebook. Es war aufgeklappt und eingeschaltet. Daneben lagen einige Stadtpläne von Boston. Sie zögerte, aber dann siegte die Neugier. Eine Datei mit dem
Weitere Kostenlose Bücher