Bote des Todes
Szene zu betreten?
Was war in der Nacht gewesen, als sie nach unten in den Pub gegangen war? Sie waren sehr lange Zeit völlig allein gewesen. Da hätte er doch problemlos zuschlagen können. Aber wie? Hätte er ihr im Haus ihres Vaters etwa die Kehle aufschlitzen sollen?
„Moira, was ist los? Ich bin hier, du kannst mit mir reden.“
Sie sah Michael an. Ja, was war eigentlich los? Da saß ein Mann, für den die meisten Frauen über Leichen gehen würden, um ihn für sich zu haben. Er hatte nichts falsch gemacht, sie dagegen schon. Aber sie war noch nicht so weit, um reinen Tisch zu machen. Nicht, solange das alles nicht hinter ihr lag. Und solange sie es nicht getan hatte, konnte sie ihre Beziehung nicht weiterführen.
„Ich weiß nicht. Ich glaube, ich bin einfach etwas angespannt. Mir geht so vieles im Kopf herum.“
„Du weißt, dass wir diese Szenen nicht wirklich brauchen. Wir könnten einfach den Rest des Tages freinehmen. Wir suchen uns ein reizendes Neuengland-Gasthaus und vergessen alles um uns herum.“
„Oh, Michael, es tut mir sehr Leid. Ich bin so schrecklich gewesen und …“
„Ist schon gut. Wir fahren nach Salem.“
Er fuhr weiter, und nach einer Weile sagte er: „Tut mir Leid, ich glaube, du hast dich nur noch mehr aufgeregt, als ich dir erzählt habe, was ich über O’Hara herausgefunden habe.“
„Ich dachte, ihr hättet euch bei eurer gemeinsamen Tour gut verstanden.“
„Ja, ich …“, murmelte Michael bedauernd. „Trotzdem, ich hätte es dir nicht sagen sollen. Ich hätte besser den Mund gehalten.“
„Wieso das?“
„Weil wir einen ganz angenehmen Tag verbracht haben. Es wirkt auf mich einfach nur ein wenig beängstigend, wenn sich der Freund der Familie als ein Mann entpuppt, der mir Konkurrenz machen könnte.“
„Er ist keine Konkurrenz“, erwiderte Moira leise. Sie log wieder. Oder vielleicht auch nicht. Manche Dinge änderten sich einfach nicht so schnell. Vielleicht würde Danny immer diese körperliche Ausstrahlung besitzen, die etwas in ihr ansprach. Und vielleicht sagte die pure Logik ihr, dass er nicht der Mann für ihr Leben war, selbst wenn er keinen Mord plante.
„Das glaube ich auch nicht. Er hat mir gesagt, wenn ich derjenige bin, der dich glücklich macht, dann würde er uns als Erster seinen Segen geben. Hörte sich fast nach deinem Bruder an. Es war ein interessanter Tag.“ Er schwieg einen Moment lang, dann fuhr er in ernsterem Tonfall fort: „Du glaubst wirklich, dass in der Bar deines Vaters irgendetwas läuft?“
„Pub“, korrigierte sie automatisch und warf ihm einen entschuldigenden Blick zu. „Es gibt da einen Unterschied. Aber laufen kann auch irgendwo anders etwas. Schwer zu sagen.“
„Ich glaube, es wäre besser, wenn du in den nächsten Tagen in meiner Nähe bleibst. Geht das?“
Sie sah ihn an. „Ich bin ja schon in deiner Nähe, und wir sind auf dem Weg aus der Stadt.“
„Wir sollten uns den Tag nicht verderben lassen.“
„Michael“, murmelte sie, „ich …“
„Kein Wort mehr über den Pub oder über Seamus. Du bekommst dein Interview mit Brolin, und alles wird in Ordnung sein.“
„Wie soll denn alles in Ordnung sein? Seamus ist tot.“
Er schwieg gut eine Minute lang, dann sagte er: „Moira, ich habe mit deinem Dad gesprochen. Ich habe gehört, was geschehen ist, und ich weiß, dass du beunruhigt bist. Aber das war ein Unfall. Ein Mann wollte seinem Freund helfen. Und nun versuch einfach, den Tag zu genießen, okay?“
Sie lächelte und nickte zustimmend, doch in ihrem Inneren war sie nach wie vor voller Sorge.
„Wo ist sie hin, Josh?“
Dan hatte nicht lange gewartet, nachdem Moira gegangen war. Er hatte ihren Geschäftspartner angerufen und gehofft, ihn in seinem Hotelzimmer zu erwischen.
„Warte“, erwiderte Josh. „Ich bin eben erst zurückgekommen. Hier ist eine Nachricht. Sie sind für Dreharbeiten nach Salem gefahren, zu Moiras Freundin Sally Adair. Kenne ich nicht. Weißt du, wer das ist?“
„Ja, ich habe sie vor ein paar Jahren mal gesehen. Sie hat hier in der Gegend gewohnt, dann ist sie weiter nach Norden an die Küste gezogen. Wirst du auch hinfahren?“
„Das wollte ich eigentlich nicht. Ich nehme an, dass Moira die Handkamera mitgenommen hat. Michael ist bei ihr, er kann mit der Kamera umgehen.“
Dan hatte die Tür zu seinem Zimmer nicht geschlossen. Erschrocken blickte er auf, als er Patrick Kelly in der Tür stehen sah.
Er hob eine Hand, um ihn zu grüßen.
Patrick
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