Bote des Todes
ist aber eine nette Überraschung“, sagte Sally fröhlich. Offenbar war ihr Moiras Tonfall nicht aufgefallen. „Egal, auf jeden Fall ist das Fenster extra für den St. Patrick’s Day so hergerichtet. Da drüben habe ich ein paar Bücher über Irland. Ach ja, und da ist meine Todesfee. Ist die nicht toll?“
Die Todesfee
war
toll. Ganz in Schwarz gekleidet, schien sie im Durchgang vom vorderen zum hinteren Teil des Ladenlokals zu schweben. Ihr sonderbar hübsches Porzellangesicht hatte dunkle Augen und zeigte einen traurigen Ausdruck.
„Sie ist sehr beeindruckend“, hörte Moira sich sagen.
„Hübsch“, meinte Michael.
„Also ursprünglich müssen Todesfeen hübsch gewesen sein“, sagte Sally. „Weißt du …“
„Halt, halt!“ rief Josh. „Moira, setz dich doch mit Sally hin, dann kannst du sie über die Todesfee interviewen.“
Einige Minuten später saß sie in einem Sessel, die Todesfee schwebte rechts von Sally. Moira sprach eine kurze Einleitung, dann ließ Josh die Kamera laufen.
Sallys Ausführungen über die Banshees, die Todesfeen, waren eine gelungene Ergänzung zu Granny Jons Erzählungen. Als sie fertig war, lächelte Moira zufrieden und sah Josh an. „Ich glaube, das war perfekt.“
„Wirklich? War ich gut? Wirst du die Aufnahme benutzen?“ fragte Sally.
„Es war großartig.“
„Und ich werde nicht rausgeschnitten?“ wollte Sally wissen.
„Auf keinen Fall“, sagte Danny. Moira sah ihn aufgebracht an, weil er an ihrer Stelle die Frage beantwortet hatte. „Auf jeden Fall war es interessanter, als die Fassaden der Pubs zu filmen“, fuhr er beiläufig fort. Er sprach unbeschwert, aber sein Blick störte Moira. Er ist noch immer wütend, dachte sie, dass ich auf seinem Computer gelesen habe, was er geschrieben hat.
„Also dann lade ich euch zur Feier des Tages zum Essen ein“, verkündete Sally.
„Nein, die Einladung geht auf uns. Als Dank für deine Ausführungen“, erwiderte Moira.
„Aber ich bestehe darauf“, sagte Sally.
„Wir werden an dir verdienen, Sally. Also lass dich vom Produktionsteam von Whalen und Kelly zum Essen einladen“, drängte Josh.
„O. k.“, erklärte Sally. „Randall und Meg werden auch gleich hier sein. Sie sind Handleser. Sie sind großartig. Wenn sich einer von euch aus der Hand lesen lassen möchte …“
„Ich fürchte, mir steht der Sinn mehr nach Essen“, sagte Josh. „Es ist fast drei, und jeden Augenblick wird mein Magen anfangen, ganz schrecklich zu knurren.“
„Warum geht ihr nicht schon voraus? Ich rufe meinen Freund Martin McMurphy an, damit er einen Tisch reserviert. Sagt ihm, ich hätte angerufen.“
Michael beugte sich zu Moira vor und flüsterte: „Martin McMurphy? Ist das ein echter Name?“
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Was machte es schon, dass Danny, ihr Bruder und Josh hier waren? Sie war nicht allein, und damit war sie in Sicherheit. Sie musste sich nur von Danny fern halten, und sie würde sich den Tag nicht verderben lassen.
„Na gut, dann machen wir uns schon mal auf den Weg.“
„Das Restaurant ist hinreißend dekoriert. Marty gehört auch das House of Haunts. Ein Geisterhaus, das das ganze Jahr über geöffnet ist. Zum St. Patrick’s Day hat er da noch ein paar Todesfeen, böse Kobolde und leuchtende Skelette aufgestellt. Wenn ihr wollt, könnt ihr dort auch noch filmen.“
„Das sollten wir machen. Aber erst muss ich was essen. Wo müssen wir hin?“ fragte Josh.
„Dort an der Mall entlang. Das Restaurant befindet sich in einem kleinen Haus aus dem achtzehnten Jahrhundert auf der anderen Straßenseite. Das Geisterhaus ist gleich daneben.“
„Ich werde vorangehen“, bot sich Patrick an. Als er zur Tür ging, kamen die Randalls herein – Randall und Meg, die Handleser, die bei Sally im Geschäft arbeiteten. Sie waren beide gut über sechzig, wirkten aber deutlich jünger. Sally sagte ihnen, sie würden essen gehen, und gesellte sich nach dem Telefonat mit dem Restaurant zu der Gruppe. Da die Randalls nun im Laden waren, musste Sally die anderen nicht vorgehen lassen, sondern konnte sich ihnen sofort anschließen.
„Moira“, rief Meg ihr nach.
Sie blieb stehen und drehte sich um.
„Lass dir das Essen schmecken, aber sei vorsichtig. Da ist Dunkelheit um dich herum.“
„Dunkelheit?“ wiederholte sie.
Meg sah sie besorgt an. „Meide nur die Dunkelheit. Und jetzt raus mit euch. Tut mir Leid, ich wollte euch nicht aufhalten.“
Moira gab Meg einen raschen Kuss auf die
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