Bote des Todes
mir. Guter amerikanischer Slang“, meinte Moira ernst.
Ihre Mutter gab einen abfälligen Laut von sich. „Also, Moira, wenn du nicht an ein paar Traditionen festhalten kannst …“
„Mum! Ich liebe Traditionen“, sagte sie.
„Und ihr, ihr kleinen Kobolde!“ ermahnte Katy die Enkel. „Es ist fast neun, ihr solltet schon längst im Bett liegen und schlafen. Ihr habt Auntie Mo gesehen, und jetzt zurück ins Bett!“
„Och, Nana K!“ protestierte Brian.
„Ich will mir nicht von eurer Mutter sagen lassen, ich könnte in meinem Alter nicht mehr mit ihren Rangen zurechtkommen“, sagte Katy. „Ab ins Bett mit euch, husch husch.“
„Augenblick! Noch eine Umarmung!“ sagte Moira. Die Mädchen kicherten, während Brian etwas ernster war. Sie küsste sie auf die Wange und drückte sie fest an sich.
„Auntie Mo muss jetzt nach unten gehen und euren Vater begrüßen – und Granda“, sagte Katy. „Außerdem ist sie die ganze Woche hier, so wie ihr auch. Und sie hat versprochen, dass ihr ins Fernsehen kommt, also müsst ihr ausgeschlafen sein.“
Brian nickte verständnisvoll.
„Wir wollen doch nicht, dass ihr Augenringe habt, wenn wir euch filmen.“ Moira zwinkerte ihnen zu. Brian lächelte flüchtig, dann warf er seiner Großmutter einen reumütigen Blick zu. „Und“, fügte sie an, „ich habe Geschenke für euch drei. Wenn ihr jetzt brav ins Bett geht, dann bekommt ihr sie gleich morgen früh.“
„Geschenke?“ fragte Molly fröhlich.
„Für jeden eins“, sagte Moira lachend. „So, und jetzt macht ihr das, was Granny Katy euch gesagt hat, nämlich ab ins Bett! Und schlaft schön. Und nicht mogeln. Die Auntie-Mo-Fee weiß nämlich genauso wie der Weihnachtsmann und die Zahnfee, wenn ihr wach gewesen seid. Und dann gibt es morgen keine Geschenke.“
Ihre Mutter sah erst sie an, dann richtete sie den Blick zur Decke. Moira schnitt eine Grimasse und lachte auf.
„Nacht, Auntie Mo“, sagte Brian. „Kommt, Mädchen.“ Er brachte seine Schwestern ins Schlafzimmer.
Molly packte seine Hand, damit er stehen blieb. „Granny Jon“, sagte sie ernst. „Heute Nacht ist auch wirklich keine Todesfee unterwegs, oder?“
„Nicht eine einzige“, versicherte Granny Jon.
„Es sind überhaupt keine Monster unterwegs“, erklärte Brian überzeugt.
„In diesem Haus auf keinen Fall! Ich werde schon dafür sorgen, ich nehme es mit jeder alten Todesfee auf“, meinte Granny Jon. Ihre Augen funkelten vor Vergnügen.
Die Kinder sagten nochmals „Gute Nacht“ und gingen durch den Flur weiter. Moira stand auf und sah ihre Großmutter eindringlich an. „Hast du ihnen wieder irgendwelche Geschichten erzählt?“
„Keine einzige, Ehrenwort! Sie haben sich heute ‚Das Geheimnis der verwunschenen Höhle‘ angesehen, ich bin völlig unschuldig“, erwiderte ihre Großmutter amüsiert. „Und du, junge Lady, solltest mal nach unten in den Pub gehen. Dein Vater wird am Boden zerstört sein, wenn er hört, wie lange du schon hier bist, ohne dass du ihn zur Begrüßung in die Arme genommen hast.“
„Sind Patrick, Siobhan und Colleen auch unten?“ fragte Moira.
„Siobhan besucht ihre Eltern, aber dein Bruder und deine Schwester sind beide unten“, sagte Katy. „Also ab mit dir.“
„Augenblick, sie muss erst einen kräftigen Schluck Tee trinken, ehe sie Alkohol zu sich nimmt“, wandte Granny Jon ein und brachte Moira eine Tasse. Sie nahm sie an und lächelte kurz. Niemand konnte Tee so aufbrühen wie Granny Jon. Nicht kalt, nicht kochend heiß. Ein Hauch von Zucker. Nie zu süß, aber auch nie bitter.
„Der ist köstlich, Granny Jon“, lobte Moira.
„Dann trink aus, und ab mit dir“, forderte ihre Mutter.
Sie trank hastig den Tee und war dankbar dafür, dass er eine angenehme Temperatur hatte.
„Ich stelle das Gepäck in dein Zimmer. Und gib mir deinen Mantel, Moira Kathleen“, sagte Katy. „Nimm die andere Treppe. Du weißt, dein Vater steht hinter der Theke.“
„Ich werde die Teetasse in Sicherheit bringen“, meinte Granny Jon trocken.
Moira zog gehorsam ihren Mantel aus und gab ihn ihrer Mutter. „Ich trage meinen Koffer selbst, Mum. Er ist ziemlich schwer.“
„Geh endlich, ich komme schon noch mit einem Koffer klar.“
„Okay, ich gehe. ‚Schön, dass du da bist, und jetzt mach dich aus dem Staub‘“, zog sie ihre Mutter auf.
„Das mache ich nur wegen deines Vaters“, entgegnete Katy.
„Wie geht es ihm?“ fragte sie besorgt.
Das Lächeln ihrer Mutter war die
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