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Bote des Todes

Bote des Todes

Titel: Bote des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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und einen Dachspeicher. So wie viele der dicht an dicht stehenden Häuser stammte auch dieses aus der Kolonialzeit. Davor befand sich ein alter Eisenpfahl aus jener Zeit, als die Vorväter der heutigen Gäste hier ihre Pferde angebunden hatten, um im Pub ein oder zwei Pints zu kippen.
Kelly’s Pub
stand auf einem ansprechenden Schild über der Tür, das von beiden Seiten angestrahlt wurde. Wenn es warm war, wurden auf der kleinen Terrasse vor dem Haus Tische aufgestellt. Die beiden Fenster zur Terrasse waren heute geschlossen, da es zu kalt war. Doch die mit Spitze besetzten Vorhänge im Pub waren aufgezogen, damit Passanten etwas von der Gemütlichkeit sehen konnten, die das Lokal bot.
    „Soll ich Ihnen den Koffer reintragen?“ fragte Tom.
    „Nein, danke, stellen Sie ihn hier auf den Bürgersteig. Ich gehe erst mal nach oben.“
    „Ich trage ihn auch gerne rauf“, schlug er vor.
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, wirklich nicht. Das ist sehr nett, aber …“
    „Aber wenn man nach Hause zurückkehrt, macht man das am besten alleine“, sagte er.
    Nachdem er ihr Gepäck abgestellt hatte, bezahlte sie ihn. „Danke. Und, wie gesagt, wenn wir ein Taxi brauchen, werden wir Sie anrufen.“
    „Vielleicht müssen Sie mich gar nicht anrufen. Der Pub sieht sehr einladend aus.“
    „Das ist er auch“, murmelte Moira und lauschte auf das Lachen und die nach draußen dringende Musik. „Er hat alles, was man von einem Pub erwarten kann.
Céad mile fáilte.“
    „Was heißt das?“
    Sie sah ihn an und lächelte ironisch. „Hunderttausendmal willkommen.“
    „Sehr nett. Nun, viel Glück, wir sehen uns.“
    „Danke.“
    Er stieg in sein Taxi ein und fuhr ab, was sie ein wenig bedauerte. Er schien ein netter Junge zu sein. Dann nahm sie ihren Koffer und ging über die Außentreppe nach oben zur Wohnung über dem von Leben erfüllten Geschäft.
    Ihre Mutter war ein Musterbeispiel für Häuslichkeit. Auf der kleinen Veranda neben der Haustür standen weiße Korbtische mit Decken, die selbst jetzt zum Ende des Winters noch blütenweiß waren. Moira stellte ihren Koffer an der Tür ab und klopfte. Obwohl sie Handschuhe trug, waren ihre Finger kälter, als sie gedacht hatte. Darum war es einfacher anzuklopfen, anstatt den Schlüssel aus der Taschen zu holen.
    Die Tür wurde geöffnet. Ihre Mutter stand vor ihr. Sie betrachtete sie kurz und reagierte dann mit einem Lächeln, für das sich auch eine Reise um den halben Erdball lohnte.
    „Moira Kathleen!“ Obwohl Katy Kelly spindeldürr und ein gutes Stück kleiner war als Moira mit ihren knapp einsdreiundsiebzig, umarmte sie ihre Tochter mit der Kraft eines Grizzlybären.
    „Moira Kathleen, du bist zu Hause!“ sagte Katy und trat einen Schritt zurück, um sie von oben bis unten anzusehen.
    „Mum, natürlich bin ich zu Hause. Du wusstest doch, dass ich kommen würde.“
    „Ich habe das Gefühl, es ist eine Ewigkeit her, Moira“, sagte Katy kopfschüttelnd. „Du siehst großartig aus.“
    Moira lachte. „Danke, Mum, das ist alles eine Frage der Gene“, erwiderte sie gut gelaunt. Ihre Mutter war eine hübsche Frau. Katy färbte nicht die silbernen Strähnen, die ihr kastanienbraunes Haar durchzogen. Sie sagte immer, Gott erinnere sie an ihr Alter. Auch wenn sie einmal völlig silbergrau sein sollte, würde es ihr nichts ausmachen. Katy sprudelte vor Energie, weil sie an jedem Tag ihres Lebens auf Hochtouren war. Ihre Augen in dem klassisch schönen Gesicht waren so grün wie das gute alte County Cork.
    „Ach, meine Süße, du hast mir so gefehlt!“ sagte Katy und gab ihr einen Kuss. „Es ist schon wieder so lange her.“
    „Mum, ich war doch erst Weihnachten hier.“
    „Ja, ich weiß. Vielleicht ist es ja auch nicht so lange her, aber dein Bruder Patrick schafft es, mindestens einmal im Monat herzukommen.“
    „Ach ja, mein Bruder, der heilige Patrick“, murmelte Moira.
    „Machst du dich etwa über deinen Bruder lustig?“ fragte jemand hinter Katy. Moira sah an ihrer Mutter vorbei und entdeckte Granny Jon, ihre Großmutter. An guten Tagen konnte Granny Jon glatt für mindestens fünfundsiebzig durchgehen. Obwohl sie über neunzig war – niemand, nicht einmal Granny Jon selbst, wusste ihr Geburtsjahr –, schien sie unverwüstlich und so lebhaft wie ein junges Mädchen. Ihre nussbraunen Augen sprühten vor Humor, als sie ihre Enkelin gut gelaunt begrüßte.
    „Na, sieh einer an – das Herz von Irland persönlich!“ Moira lachte auf und trat einige

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