Bote des Todes
drinnen starrt man uns schon an, weil ich die Tür so lange aufhalte. Ich werde mit dir über diese Sache nie wieder reden, wenn wir nicht unter vier Augen sind. Und jetzt sag mir, welches Sandwich du gerne hättest.“
Als sie in den Pub zurückkehrten, war ihr Vater weg. Chrissie hatte ihre Schicht begonnen und stand hinter dem Tresen. Patrick und Josh saßen an einem der vorderen Tische, tranken Kaffee und unterhielten sich mit einem Fremden. Er war blond, vielleicht fünfundvierzig Jahre alt und gut angezogen. Seine langen Beine hatte er neben dem Tisch ausgestreckt.
Der Fremde sah, wie Moira in den Pub kam, und stand auf. Auch Patrick und Josh erhoben sich.
„Moira, ich möchte dir gerne Andrew McGahey vorstellen. Er arbeitet für Irish Children’s Charities. Andrew, meine Schwester Moira. Jeff Dolan kennst du ja schon, nicht wahr?“ fragte Patrick.
„Moira, schön, Sie kennen zu lernen“, sagte McGahey. Er hatte keinen irischen Akzent, sondern klang eher nach New York City. Er schüttelte Jeff die Hand. „Natürlich kenne ich Jeff. Ich habe mir die Blackbirds schon oft angehört. Tolle Band.“
„Danke“, sagte Jeff.
„Kaffee für euch?“ fragte Patrick.
Moira hielt einen Pappbecher hoch. Sie hatte nicht vergessen, den Kaffee mitzubringen, von dem sie ihrem Vater vorgeschwärmt hatte.
„Danke, nein“, sagte Jeff.
„Moira, hast du für heute noch irgendwelche Pläne?“ fragte Josh.
„Was?“
„Pläne. Für Dreharbeiten. Die Jungs sind mit der Crew unterwegs und kommen mit dem Dreh gut voran. Sollen sie heute noch irgendetwas anderes erledigen?“
Sie hatte ihre eigene Sendung völlig vergessen. Genauso wie sie längst vergessen hatte, dass sie Josh und die anderen um einen wunderbaren Arbeitsurlaub in Florida gebracht hatte, um bei ihr zu Hause den St. Patrick’s Day zu filmen. Für heute hatten sie genug gearbeitet.
„O nein, heute nicht“, sagte sie hastig. „Aber ich glaube, ich bekomme ein Interview mit Brolin. Ich muss seine Leute zwar noch anrufen, um Zeit und Ort festzumachen, aber es dürfte klappen.“
„Du hast Brolin“, sagte Josh anerkennend.
„Ich glaube schon“, erwiderte sie leise.
„Davon hast du mir nichts gesagt“, meinte Jeff.
„Mir auch nicht“, stimmte Patrick ein.
„Na, es hat sich halt so ergeben. Heute Morgen.“ Moira fühlte sich unbehaglich. Sie erwähnte nicht, welche Rolle ihre Mutter dabei gespielt hatte. Zwar ging es ihr nicht darum, Ruhm für sich in Anspruch zu nehmen, der ihr nicht zustand, doch sie wusste nicht, ob es Katy recht war, wenn jemand erfuhr, dass sie Brolin noch aus der Zeit in Irland kannte.
„Gut“, sagte Josh. „Wenn wir dann heute nichts mehr machen, kann ich Gina die Stadt zeigen.“
„Danke übrigens für deine Hilfe.“
„War mir ein Vergnügen, Patrick.“ Er winkte zum Abschied.
„Wo ist Dad?“ wollte Moira wissen.
„Ich weiß nicht“, antwortete Patrick und legte die Stirn in Falten. „Er erhielt einen Anruf, danach hat er uns gebeten, dass wir uns um alles kümmern, und dann ist er rausgestürmt.“ Ihr Bruder machte einen unglücklichen Eindruck. „Ich wollte ihm eigentlich folgen, weil er so kreidebleich war. Aber er wollte unbedingt, dass ich hier bleibe.“
„Das ist seltsam. Bist du sicher, dass es ihm gut ging?“
„Nein, es ging ihm überhaupt nicht gut. Doch ich konnte ihn ja nicht festhalten und zwingen, mir zu sagen, was los ist. Er wird es uns schon noch sagen. Übrigens ist Andrew extra vorbeigekommen, um dich zu treffen.“
„Ach ja?“ Sie sah den blonden Mann an.
Er lächelte. Er besaß einen natürlichen Charme, war groß. Und er hatte ein Grübchen.
„Ich hatte gehofft, Sie könnten uns durch Ihre Sendung ein wenig helfen.“
„Und wie?“ fragte sie.
„Sendezeit.“
Sie nickte. „Natürlich. Meinten Sie … jetzt? Für diese Sendung?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, wir bauen das Ganze gerade erst auf. Ihr Bruder hat sich um die rechtliche Seite gekümmert. Ich hoffe, ich kann Jeff und seine Band dazu überreden, eine CD speziell für uns aufzunehmen, deren Einnahmen meiner Sache zufließen. Sobald das alles anläuft, werden wir uns an alle Sender und Zeitungen wenden, aber mit Ihrer Sendung … nun, es wäre schön, wenn wir die reiselustigen Amerikaner ansprechen könnten. Die haben meistens das Geld, um auch etwas zu spenden.“
„Was genau macht Ihr gemeinnütziger Verein?“ wollte sie wissen.
„Moira, du hörst dich an, als würde hier eine
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