Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bote des Todes

Bote des Todes

Titel: Bote des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
gebracht, Patrick, denk einfach nur daran. Er hat euch Kinder und die ganze Familie geliebt.“ Er seufzte und sah sich um. „Er hat den Pub geliebt. Seinen letzten Abend hat er hier verbracht, wir waren seine Familie. Er wird die Beerdigung bekommen, die er haben wollte. Was mit Kowalski geschieht, weiß ich nicht. Der Neffe wird herkommen. Bei beiden Männern wird eine Autopsie vorgenommen werden, das ist in solchen Situationen Routine. Aber wir werden am Mittwochabend die Totenwache für Seamus halten können. Die Beerdigung ist am Donnerstag. St. Patrick’s Day. Das hätte ihm sicher gefallen. Er hat an Gott geglaubt, und den St. Patrick’s Day hat er geliebt.“
    Sie saßen da und blickten Eamon an. Niemand wusste, was er sagen sollte. Moira hatte Angst davor, ihren Bruder anzusehen. Sie war sich nicht sicher, was sie in seinem Gesicht entdecken würde. Vergeblich versuchte sie, gegen die Tränen anzukämpfen, während sie daran dachte, wie oft sie Seamus das Leben schwer gemacht hatte. Sie hatte mit ihm gestritten, dass sie Amerikaner waren. Sie hatte darauf bestanden, dass er sich damit abfinden und aufhören müsse, den Osteraufstand immer wieder aufleben zu lassen. Sie konnte ihn vor sich sehen, wie er auf dem Barhocker saß und ihr sagte, dass er noch ein Guinness vertragen könnte. Sie erinnerte sich noch an die Zeit, als sie klein war und er fast immer, wenn er in den Pub kam, für die Kinder Süßigkeiten in seinen Taschen versteckt hatte.
    Aber ganz egal, was ihr Vater sagte – etwas an seinem Tod stimmte nicht. Sie war traurig und wütend … und misstrauisch.
    Und ihr war übel. Speiübel.
    „Tja“, sagte Eamon. „Ich werde jetzt nach oben gehen und es Katy und Granny Jon sagen. Und Colleen und Siobhan. Und den Kindern.“ Er sah Moira an, als hätte er ihre Gedanken gelesen. „Und den Kindern“, wiederholte er. „Er hat es geliebt, wenn die Kinder da waren. Dann versteckte er immer Bonbons in seiner Jacke und begeisterte sich an den strahlenden Augen der Kleinen. Er hätte eine eigene Familie haben sollen, er wäre ein guter Vater gewesen.“
    Er schüttelte den Kopf. Dann sah er sich im Pub um. Am Tresen saß ein Mann auf einem der Hocker, ein Paar speiste an einem Tisch weiter hinten im Lokal. „Heute Abend wird es wieder brechend voll sein. Das Leben geht weiter. Und das ist trotz allem die alte irische Art. Der Tod ist nur eine Phase, und das erfüllte Leben eines Mannes wird am Ende gefeiert.“
    „Dad“, sagte Moira. „Geh nach oben und sprich mit Mum und Granny Jon. Wir haben das hier unten schon im Griff.“
    „Ach, Tochter …“
    „Sie hat Recht“, warf Patrick ein. „Ruh dich heute Abend einfach mal aus. Mit Mum. Du kannst noch so viel davon reden, das Leben eines Mannes zu feiern, aber ich weiß, wie du dich fühlst. Du hast einen deiner besten Freunde verloren. Morgen musst du dich um die Beerdigung kümmern.“
    „Flannery’s“, sagte Eamon und nickte mit dem Kopf. „Flannery’s. Dort wollte er die Totenwache haben. Früher hätten wir die Wache hier im Pub gehalten und am Sarg gestanden, um unsere Gläser auf ihn zu erheben. Das hätte Seamus gefallen. Doch jetzt ist es Flannery’s. Er hat das so entschieden. Sein Sarg war schon ausgewählt, sein Grab hatte er bereits gekauft. Viel bleibt für mich nicht mehr zu tun.“
    „Ich bringe dich nach oben, Dad“, schlug Patrick vor.
    „Ich schaffe das schon“, erwiderte Eamon.
    „Dad, lass mich dich nach oben begleiten“, beharrte er.
    Bevor sie aber einen Schritt machen konnten, wurde erneut die Eingangstür geöffnet. Ein kalter Windstoß fegte in den Pub, und vor dem Licht der Nachmittagssonne standen Michael und Danny wie zwei Scherenschnitte da. „Hallo Leute“, sagte Danny. „Ich habe Michael ein paar gute irische Trinklieder beigebracht. Er hat sie sofort beherrscht. Fertig, Michael? Also los … komm, Michael, sing mit.“
    Danny begann zu singen, und Michael stimmte im nächsten Moment ein. Er traf den irischen Akzent recht gut, während Danny absichtlich akzentuierter sang.
    Die Gruppe im Pub hörte die beiden zwar singen, aber vom Text nahm sie nur wenig wahr.
    Danny bemerkte die starren Blicke und legte Michael einen Arm um die Schulter, um ihn zu sich heranzuziehen. „Wir sind nicht betrunken. Wir sind bloß unterwegs in ein paar Pubs eingekehrt“, versicherte er. „Ehrlich, Moira, ich habe deinen Michael nicht zum Trinken verführt.“
    Michael reagierte ebenfalls etwas irritiert, als Moiras

Weitere Kostenlose Bücher