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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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ihnen rauchten, und alle drei waren stark übergewichtig. Der Einzige, der nicht rauchte, drehte sich gelangweilt den Neuankömmlingen zu.
    »Ach, schau an. Gregor beehrt uns mal wieder! Lange her, dass du in dieser Gegend zu tun hattest.«
    »Das ist wahr. Ich glaube, so um die dreißig Jahre, oder? Sag mal, kann es sein, dass ihr seit damals zugenommen habt?«
    Der Bote grinste dreckig. »Och, du weißt ja, wie das ist. Einige der irdischen Laster schlagen einem sofort auf die Hüften. Aber wenn wir zurückgehen, isses ja wieder weg. Genuss ohne Reue, sag ich nur. Wie kann ich dir helfen?«
    Gregor zeigte auf Kamp. »Das ist Thore, ein Klient von mir. Es geht zur Abwechslung mal um Rache. Wir brauchen eine Bleibe, ein Fahrzeug, Ausweispapiere und Geld. Habt ihr zufällig ‘ne Hundeleine mit Halsband auf Lager?«
    »Kannst dir sogar die Farbe aussuchen.«
    »Prima. Und ich brauche Kleidung. Möglichst unmodern und fast aufgetragen.«
    Der Bote machte sich Notizen und nickte.
    »Die Privatdetektiv-Nummer also. Geht schon mal nach hinten, ich komme gleich zu euch.«
    Kamp folgte Gregor den Flur entlang. Am anderen Ende des Ganges befand sich eine Tür mit der Beschriftung »Lagerraum«. Der Bote kam ihnen nach und öffnete die Tür. Sie betraten einen Raum von den Ausmaßen einer Turnhalle. Kamp sah große Regale, Kisten, Kleiderständer, Fahrräder und allerlei anderes Zeug. Der Bote nahm sich eine Art Einkaufswagen und verschwand zielstrebig in den Regalen. Kurze Zeit später tauchte er mit einem vollgepackten Wagen wieder auf.
    »Ich denke, das ist in deinem Sinne. Die Klamotten waren modern, als du das letzte Mal hier warst. Ich habe aber nur ein Halsband in seiner Größe. Stört es ihn, wenn er Rufus heißt?«
    Gregor sah nach unten. »Stört es dich?«
    Kamp murmelte etwas in der Art von »… ist mir doch scheißegal…«.
    »Ich glaube, das geht okay!«, sagte Gregor gut gelaunt.
    Nachdem sie schließlich noch einen Zimmerschlüssel, ein Bündel Banknoten und den Schlüssel für einen alten 3er-BMW ausgehändigt bekommen hatten, gingen sie zunächst auf ihr Zimmer, da Gregor meinte, dass er sich noch zurechtmachen müsse. Er nahm sich wahllos ein paar der Kleidungsstücke und verschwand im Badezimmer.
    Es war ein sehr zweckmäßig eingerichtetes Zimmer, was bedeutete, dass nur das absolut notwendige Inventar enthalten war. Bett, Tisch, zwei Stühle und ein Fernseher mit einer Zimmerantenne. Der Boden hatte nicht mal einen Teppich, sondern war mit billigem Linoleum ausgelegt. Die Ausdünstungen dieses Kunststoffes verursachten bei Kamp, neuerdings olfaktorisch optimiert, ein Gefühl des Ekels. Die Vorstellung, diesem Geruch über mehrere Tage ausgesetzt zu sein, behagte ihm gar nicht.
    »Wie lange werden wir hier bleiben?«, rief er Gregor zu.
    Die Tür zum Bad öffnete sich, und ein fremder Mann mittleren Alters kam heraus. Kamp zog den Schwanz ein und war versucht zu knurren. Sein stark verbesserter Geruchssinn hielt ihn jedoch davon ab. Die Kleidung des Mannes roch entsetzlich nach altem Staub, billigem Parfüm und Schweiß. Der Mann selbst roch jedoch genauso wie der, mit dem er hier eingetroffen war. Nach absolut gar nichts.
    »Gregor?«
    »Höchstselbst. Du hast doch nicht etwa gedacht, dass ich mit meinem normalen Aussehen unters Volk gehe. Ein Privatermittler Mitte zwanzig ist nicht besonders glaubwürdig.«
    Das leuchtete Kamp ein. »Du hättest mich warnen sollen, ich habe mich tierisch erschrocken. Ich glaube, die Pumpen von so kleinen Hunden sind nicht besonders belastbar.«
    »Tut mir leid. Wie sehe ich aus?«
    »Wie eine Mischung aus Penner und Türsteher. Die Klamotten beißen in den Augen.«
    Gregor lächelte zufrieden. »Also genau richtig!«
    Kamp ließ hechelnd die Zunge heraushängen und bedachte Gregor mit einem argwöhnischen Blick.
    »Ich weiß nicht, ob echte Privatdetektive so aussehen. Meistens sehen sie in Romanen und schlechten Filmen so aus wie du. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass alle Angehörigen dieser Zunft der Verwahrlosung anheimgefallen sind.«
    Gregor zog sich eine abgenutzte Lederjacke über und nahm die Hundeleine vom Tisch.
    »Bisher hat es mir noch jeder abgekauft. Die meisten wünschen sich, so schnell wie möglich von meiner Gegenwart befreit zu sein, und geben mir sehr bereitwillig Auskunft. Ich weiß, was ich tue, keine Sorge. Und jetzt lass uns gehen.«

Freund und Helfer
     

     
     
    Nachdem sie auf dem Parkdeck des Polizeipräsidiums geparkt

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