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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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hatten, war es so weit. Kamp musste an die Leine. Auch wenn er wusste, dass es nur seine Rolle in einer Show war, fühlte er sich gedemütigt wie noch nie zuvor. Ein Mann führte ihn an einer Hundeleine mit Rückzugautomatik und schränkte seinen Bewegungsradius ein. Er betrachtete das Dasein als Hund mit völlig anderen Augen. Und es gab tatsächlich Seelen, die diese Form der Existenz für ihre Wiedergeburt wählten.
    Sobald sie den Glaskasten, der den Eingangsbereich des Präsidiums bildete, betreten hatten, zogen sie sämtliche Blicke auf sich. Das Bild, das sie abgaben – ein großer, kräftiger und ungepflegter Mann, mit einem kleinen und relativ zierlichen Schoßhündchen –, hatte etwas Bizarres. Eine Dogge oder ein Pitbull hätte eindeutig besser zur aktuellen Erscheinungsform von Gregor gepasst.
    Der Bote steuerte auf die Anmeldung zu ihrer Linken zu.
    »Guten Tag. Mein Name ist Schröder, ich bin Privatermittler. Ich hätte im Namen meines Auftraggebers ein paar Fragen zu einem bestimmten Todesfall.«
    Der Beamte hinter der Anmeldung entwickelte eine spontane Abneigung gegen Gregor, zum einen, weil er sich als Privatermittler zu erkennen gab, zum anderen, weil er aussah, wie er eben aussah. Der Gesichtsausdruck des Polizisten ließ keine Fragen offen.
    »Da müssen Sie zum Kriminalkommissariat elf. Durch die Glastür zum Turm. Im Turm können Sie den Fahrstuhl bis zur dritten Etage nutzen. Wenn Sie den Fahrstuhl verlassen, sofort scharf links um die Ecke. Das Büro von Hauptkommissar Fleischer liegt zum Innenfoyer, Name steht dran. Der wird Ihnen dann offiziell mitteilen, dass Sie keinerlei Informationen erhalten.«
    Gregor lächelte unbeeindruckt. »Warum sollte er das tun?«
    »Schon mal was von Datenschutz gehört? So lange Sie kein Staatsanwalt oder ein offiziell in den Todesfall involvierter Anwalt sind, haben Sie keinen Anspruch darauf. Als Privatermittler weiß man so was doch?«
    »Sie würden sich wundern, was ich alles weiß. Einen schönen Tag noch. Komm Rufus.«
    Kamp und Gregor folgten der Beschreibung des Beamten. Sobald sie vor dem Fahrstuhl angekommen waren, hielt Gregor unvermittelt an, sah sich um und ging in die Hocke.
    »Wenn wir gleich bei diesem Fleischer sind, müssen wir ein wenig tricksen. Ich werde dich in seinem Büro von der Leine lassen. Lauf bitte so viel wie möglich umher und beschnuppere alles. Wenn er sich weigern sollte, mit den Informationen rauszurücken, und davon können wir ausgehen, fängst du an dein Revier zu markieren.«
    Kamp neigte den Kopf zur Seite. »Versuchst du mir gerade zu sagen, dass ich ihm ins Büro pinkeln soll?«
    »Lass alles raus, was du hast. Sei ein richtiger Mistköter! Achte einfach auf das, was ich zu dem Kerl sage, und spiel mit.«
    Nun wurde auch noch von ihm verlangt, in ein Büro zu pinkeln, während er dabei beobachtet wurde. Kamp konnte es schon nicht gut haben, wenn er in Kneipen oder Restaurants mal musste und am Urinal neben ihm jemand stand. Der Weg zur Rache erwies sich bereits jetzt als steinig.
     
     
    Polizeihauptkommissar Joachim Fleischer war genervt. Er hatte sich gerade mit einem seiner Mitarbeiter aus der Mordkommission, dessen Team seiner Meinung nach bei der Spurensicherung schlampig gearbeitet hatte, in die Haare gekriegt. Er hatte diesen Job oft genug selbst gemacht und wusste daher ganz genau, worauf es dabei ankam. Kollegen, die der Meinung waren, die Lehrbücher seien der Weisheit letzter Schluss, gingen ihm auf die Nerven.
    Mit der einen Hand massierte er sich den Nasenrücken, während er gleichzeitig mit der anderen die Zigarettenschachtel aus seinem Hemd holte. Wie man in diesem Beruf jemals mit dem Rauchen aufhören sollte, so wie es seine Frau und sein Arzt vehement von ihm forderten, war ihm ein Rätsel.
    Er setzte einen Sargnagel in Brand, als sich die Tür öffnete. Ein großer, kräftig gebauter Mann, umgeben von einer Aura der sozialen Schieflage, betrat sein Büro. Fleischer konnte sich nicht erinnern, ein Klopfen gehört zu haben.
    In seinem Arm hielt der Mann etwas, das ein Hund sein mochte. Für eine Katze war die Kreatur jedenfalls zu hässlich.
    Der Mann bückte sich, setzte den Hund auf den Boden und erhob sich wieder mit einem herausfordernden Grinsen im Gesicht.
    »Das nächste Mal klopfen Sie gefälligst an! Wer sind Sie und was wollen Sie?«
    Der Hund begann bei Bodenkontakt sofort hektisch das Büro zu durchstreifen. Er rannte kreuz und quer von einem Ende zum anderen und schnüffelte an

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