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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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allem, was ihm in den Weg kam. Fleischer verspürte den Drang, diese Fehlzüchtung mit einem trockenen Dropkick aus dem Fenster zu befördern.
    »Schröder mein Name. Ich bin Privatermittler und habe ein paar Fragen zu dem Tod eines gewissen Thore Kamp. Der Mann wurde vor neun Tagen tot in seinem Büro aufgefunden.«
    Fleischer lachte humorlos.
    »Sie wollen Privatermittler sein? Dann sollten Sie eigentlich wissen, dass ich Ihnen darüber nichts sagen kann. Selbst wenn ich dürfte, ich wäre mir nicht sicher, ob ich es tun würde. Hab ich mich klar genug ausgedrückt?«
    Der Fremde warf einen flüchtigen Blick auf seinen Hund, nahm ohne Aufforderung auf der anderen Seite des Schreibtisches Platz und zündete sich ebenfalls eine Zigarette an.
    »Ich würde gerne wissen, wie und woran der gute Mann gestorben ist. Mein Auftraggeber befürchtet, dass die Umstände seines Todes nicht zur Gänze aufgeklärt wurden.«
    Fleischer konnte es nicht glauben. Seine Erfahrungen mit diesen sogenannten Privatermittlern waren ohnehin nicht die besten, aber dieser Kerl schien ein richtiger kleiner Sonnenschein zu sein. Er holte tief Luft.
    »Haben Sie was an den Ohren? Was glauben Sie eigentlich, wo Sie hier sind und mit wem Sie es zu tun haben? Ich darf und will Ihnen nichts darüber erzählen. Und jetzt klemmen Sie sich bitte Ihre Promenadenmischung unter den Arm und machen die Tür von außen zu! Sie verschwenden nur meine Zeit und bringen mich meinem Tod ein Stück näher.«
    Der Hund kläffte kurz, schnüffelte an der Ecke eines Aktenschranks… und hob sein Bein.
    »Das… Ihre verdammte Töle pisst meinen Schrank an! Was soll das hier werden?! Raus!«
    »Rufus, pfui! Tut mir wirklich leid. Der gute Rufus ist übrigens reinrassig und reagiert sehr sensibel, wenn sich Menschen in seiner Nähe aufregen. Normalerweise macht er so was eigentlich nicht. Komm her, Rufus!«
    Der Hund wedelte mit dem Schwanz, lief freudig hechelnd zu Herrchen und wurde mit einem Kopftätscheln belohnt.
    »Um noch mal auf den Tod von Herrn Kamp zurückzukommen. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie…«
    »SIE SOLLEN VERSCHWINDEN!«
    Die Adern auf Fleischers Stirn nahmen bedenkliche Ausmaße an. Ihre bläuliche Färbung passte allerdings gut zu dem tiefrot angelaufenen Kopf.
    Der Hund honorierte den Wutausbruch mit einem kurzen Jaulen und erweiterte sein Revier um ein Tischbein.
    »Sie wollen mir heute also nicht weiterhelfen?«, fragte der Mann ansatzweise enttäuscht.
    Fleischer war fassungslos und beobachtete mit offenem Mund das kleine, undichte Tier.
    »Nicht?«, hakte der Fremde nach.
    Blutunterlaufene Augen bohrten ihren Blick in das Gesicht des Privatermittlers. Fleischer hielt sich an seinen Armlehnen fest, um keine Dummheit zu begehen. Seine Fingerknöchel verloren jegliche Farbe.
    »Ihr… Hund hat mir gerade zweimal in mein Büro gepinkelt. Sie benehmen sich, als wäre das, was Sie da von mir verlangen, völlig in Ordnung, als hätten Sie einen Anspruch darauf, und ignorieren absichtlich, was ich zu Ihnen sage. Ich werde Ihnen natürlich nicht helfen! Haben Sie das jetzt verstanden?«
    Der Fremde drückte seine Zigarette aus und stand auf.
    »Na klar, verstanden. Wir sehen uns morgen wieder. Rufus, komm zu Herrchen.«
    »Wie bitte?!«
    »Ich komme natürlich wieder. Ich brauche diese Information. Wenn Sie mir heute nicht helfen wollen – morgen denken Sie vielleicht schon anders darüber.«
    Er bückte sich, hob seinen Hund auf und lächelte Fleischer fröhlich an. Rufus leckte seinem Herrchen das Gesicht. Fleischer bildete sich ein, dass der Hund vorher kurz gezögert hatte, als wäre er sich nicht sicher, ob es eine gute Idee war, die eigene Zunge mit dem Gesicht dieses Mannes in Kontakt zu bringen.
    »Rufus bringe ich auch wieder mit«, frohlockte der Fremde.
    Fleischer verfiel in einen Zustand besorgniserregender Ruhe. Mit solchen Vögeln hatte er sich schon sein ganzes Berufsleben herumärgern müssen. Er hatte wirklich mal gedacht, dass Polizist sein Traumjob wäre. Über diese Fehleinschätzung konnte er schon seit vielen Jahren nicht mehr lachen. Für ein lächerliches Gehalt schlug er sich mit Problemen und Menschen herum, für die ihm eindeutig die Geduld fehlte. Lob und Anerkennung waren auch eher die Ausnahme als die Regel. Die einzigen Gegenleistungen, auf die man in diesem Beruf bauen konnte, waren ein krebserregender Zigarettenkonsum, Hypertonie und vorzeitiges Ergrauen. Man musste den Tatsachen ins Auge sehen, er war

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