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Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Titel: Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Víctor Conde
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vor, sie sterben zu lassen. Es ist nur …«
    Du bist entsetzt. Du ekelst dich. Das verstehe ich. Aber jetzt konzentriere dich auf diesen Splitter. Uns bleibt nicht viel Zeit.
    Im Hintergrund hörte sie, wie sich die automatische Schiebetür mit einem Knarren aufschob. Das Einkaufszentrum öffnete seine Pforten.
    Tanya ging neben Séfora in die Hocke. In ihrem Kopf kreiste nur ein Gedanke: Mein Schutzengel … Wahnsinn! Ich rette meinen Schutzengel! Und da sie wusste, was auf dem Spiel stand, riss sie sich zusammen. Sie bildete mit Daumen und Zeigefinger eine Zange und konzentrierte sich ganz auf das, was sie tat.
    Der Splitter bestand aus schwarzem Eis und war nur wenige Zentimeter lang. Einem Menschen hätte er keine großen Schmerzen bereitet. Aber für Séfora war schon der bloße Kontakt ein Fluch. Es handelte sich um eine Waffe aus der Hölle, das begriff sie jetzt. Einen kleinen magischen Stachel, der nur dazu da war, um Engel zu töten.
    Sie berührte ihn vorsichtig. Er war so kalt, dass es wehtat.
    Séfora stöhnte auf.
    Tanya packte den Splitter und zog ihn energisch heraus. Der Stachel wand sich unter ihren Fingern, als wäre er lebendig. Sie stieß einen gellenden Schrei aus und ließ ihn fallen. Kaum hatte der Stachel den Boden berührt, verwandelte er sich in ein Insekt, eine Art Kakerlake, nur viel größer und mit unzähligen Beinen und mehr als zwei Flügelpaaren. Es krabbelte auf sie zu. Tanya versuchte zu flüchten, aber in ihrem Rücken erhob sich der Ladentisch wie eine unüberwindliche Mauer. Sie fuchtelte wie wild mit Händen und Füßen in dem Versuch, das Ding zu verscheuchen. Davon unbeeindruckt, breitete die Kakerlake die Flügel aus und setzte gerade zum Sprung an …
    Als wie aus dem Nichts ein Fuß auftauchte, der das Tierchen mitleidlos zermalmte. Es war Séforas.
    Der Engel richtete sich auf und verlagerte sein ganzes Gewicht auf den nackten Fuß, mit dem er gerade das Insekt zertrat. Als er den Fuß wieder wegzog, lagen auf dem Boden nur ein paar winzige Eisstückchen.
    »Magie der Zwischenwelt«, murmelte sie. »Igitt!« Dann sah sie Tanya mit großer Dankbarkeit an. »Bei dir alles in Ordnung?«
    »Ja, ich glaube schon. Und bei dir? Du hast viel Blut verloren …«
    »Keine Sorge, wir Engel erholen uns schnell, solange uns keine teuflische Energie dazwischenfunkt. Die Heilung ist unsere wesentliche Kraft.« Sie ließ die Flügel im Körper verschwinden, und eine Lichtwelle zuckte über ihren Rücken. Daran würde sie sich nie gewöhnen, dachte Tanya. »Die Menschen sind schon da. Wir sollten jetzt gehen.«
    »Wohin denn?«, wollte Tanya wissen und stopfte die »geliehenen Sachen«, die sie nicht angezogen hatte, in ihren Rucksack.
    »Wir müssen den nächsten Auserwählten suchen. Ninive?«
    Die Greisin wirkte erleichtert, ja geradezu fröhlich, seit sich Séfora zusehends erholte. Ich spüre seine Präsenz in nördlicher Richtung, einige Hundert Kilometer von hier entfernt. Er befindet sich in einem Wald, umgeben von Leuten und Maschinen. Es wird nicht leicht für uns sein, da hinzukommen.
    »Ist das wahr? Kann sie das wirklich?« Tanya war begeistert.
    »Nur so haben wir dich gefunden. Aber jetzt haben wir ein Problem. Ich bin noch zu schwach zum Fliegen, und wenn wir die ganze Strecke zu Fuß laufen müssen …«
    Tanya verschränkte entschlossen die Arme vor der Brust. »Keine Sorge. Ich finde eine Lösung. Jetzt werde ich mal meine irdische Magie einschalten, ihr werdet sehen!«
    Séfora zog eine Braue hoch. »Irdische … Magie?«

ERIK
    D er Sattel war locker. Erik lehnte das Fahrrad gegen einen Baum, bat den Regieassistenten um einen Werkzeugkasten und begann gewissenhaft, die Schrauben festzuziehen.
    Wenn er sich schon auf den ganzen Wahnsinn einließ, den der Regisseur dieses dämlichen Films von ihm verlangte, dann sollte wenigstens das Material in Ordnung sein. Denn auch wenn er seinen Lebensunterhalt als Stuntman verdiente, würde er nicht leichtfertig sein Leben aufs Spiel setzen, das war sein oberster Grundsatz.
    Antonio, sein Kollege, geriet wenige Meter hinter ihm ins Schleudern, bäumte sich auf und kam unmittelbar vor Erik zum Stehen. Er trug ein T-Shirt mit dem Gesicht von Kurt Russel neben einem Lastwagen und der Aufschrift »JACK BURTON RULES«.
    »Was ist denn mit deinem Ross los? Scheut es?«, fragte Erik.
    »Ja, eine ziemlich aufmüpfige Stute.« Antonio grinste. »Und das, obwohl ich ihr gestern Abend noch eine neue Federung eingebaut habe. Und deine?

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