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Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Titel: Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Víctor Conde
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verlangte, eine Art zu denken, die darauf zugeschnitten war, in ihr zu überleben. Darum, und obwohl sie sie nicht verstand, hatte Séfora große Achtung vor Tanyas Lebensstil. In gewisser Weise bewunderte sie sie. Und bis in diese Bewunderung hinein konnte sie das Band spüren, das sich gerade zwischen ihnen entspann.
    Ein Engel merkte mit absoluter Klarheit, wenn diese Art von Verbindung entstand. Es passierte jedes Mal, wenn sie auf die Erde kamen und einem Sterblichen begegneten, mit dem sie eine gewisse Wesensverwandtschaft verband. Manchmal konnten sie sich einen Menschen aussuchen, ein andermal wurde er ihnen von den höheren Mächten zugeteilt … aber für einen Engel war es immer eine Ehre, mit einem Sterblichen verbunden zu sein, einem Leben, das so zerbrechlich war, dass schon ein kleiner Schubs genügte, um es auszulöschen. Die Engel kümmerten sich darum, das zu verhindern, wenn es ihnen auch nicht immer gelang. Manchmal kam es zu derart tragischen Unfällen, dass nicht einmal der erfahrenste Schutzengel in der Lage war, sie abzuwenden.
    Die Ereignisse der letzten Stunden, so ungewöhnlich sie waren, hatten diese Verbindung noch verstärkt. Séfora betrachtete Tanya eine Weile im Schlaf, beobachtete ihre Atmung und wie ihr durch die Schwerkraft immer wieder der Mund aufklappte, sowie das leichte Wehen ihres Kopfhaars. Es war schon viele Jahrzehnte her, dass ihr die vertrauensvolle Aufgabe zuteil geworden war, ein Leben zu beschützen. Und sie war stolz, dass sie jetzt wieder hier war.
    »Endhaltestelle, bitte alle aussteigen«, verkündete der Fahrer und drückte auf die Hupe. Das riss die meisten Fahrgäste, unter ihnen auch Tanya, aus dem Schlaf.
    Sie wischte sich einen Speichelfaden von der Unterlippe und streckte sich. »Sind wir schon da?«
    »Ich glaube ja. Hast du gut geschlafen?«
    Sie machte eine abwägende Geste, als sie aufstand und den Rucksack aus dem Gepäckfach holte.
    »Mehr oder weniger. Ich bin es gewöhnt, in der Bahn oder im Bus Schlaf nachzuholen. So kann ich abends länger wach bleiben und lesen.«
    »Liest du viel? Ich nehme es an, so viele Bücher, wie ich in deinem Zimmer gesehen habe.«
    »Vielleicht ein Dutzend im Monat«, antwortete sie beiläufig, als wäre das völlig normal.
    Séfora war sprachlos vor Staunen. Sie versuchte sich die Menge an Wörtern vorzustellen. »Wahnsinn. Ich glaube, ich verstehe langsam, warum man dich für ›hochbegabt‹ hält.«»Gibt es im Himmel keine Bibliotheken?«, wollte Tanya wissen, als sie aus dem Bus stiegen. Die Haltestelle befand sich am Rand eines kleinen Bergdorfs, das so aussah, als hätte es sich seit mehr als hundert Jahren überhaupt nicht verändert, weder in seiner Funktion noch in seiner Größe.
    »Ich fürchte, nein. Im Himmel eignen wir uns Wissen auf andere Weise an.«
    »Oh«, antwortete Tanya, und es klang so, als wollte sie sagen ›na, ich weiß ja nicht, ob ich in diesen Himmel kommen will, wenn ich sterbe, nach allem, was du mir da erzählst‹. »Und in der Hölle?«
    »Da gibt es natürlich Bibliotheken, sogar eine ganze Menge, aber die haben nur Bücher von Dan Brown und Stephenie Meyer. Es ist eben die Hölle.«
    Tanya lachte auf.
    Séfora hielt den Spiegel auf das Dorf gerichtet.
    »Ninive fällt es nicht leicht, den Jungen zu lokalisieren. Und wenn wir von Tür zu Tür gehen müssen, um nach ihm zu fragen, wird es ziemlich mühsam.«
    Tanya ließ den Blick über die Berge schweifen, die das Dorf umgaben. Ihre Miene trübte sich. »Ich glaube nicht, dass das nötig sein wird«, sagte sie. »Schau mal!«
    Sie zeigte auf den Strudel von Wolken, die sich um einen bestimmten Hügel herumgruppierten. Man musste nicht hochbegabt sein, um zu erkennen, dass dieses Phänomen nicht natürlich war. Tatsächlich war es dem, was sich über ihrem Haus abgespielt hatte, als die Lamassu sie angriffen, verdammt ähnlich.
    Séfora nickte. Sie brauchten nicht länger zu suchen.
    Die Dämonen hatten das Zielobjekt bereits eingekreist.
    Auf den Befehl »Und … Action!« brach die Hölle los. Menschen schrien durcheinander und liefen von hier nach dort, alle möglichen Fahrzeuge rasten mit einem Affenzahn durch den Wald. Erik und sein Kollege bereiteten sich auf den Augenblick vor, an dem das erste Auto auftauchte. Als sie es kommen sahen, traten sie mit aller Kraft in die Pedale, um so schnell wie möglich den nächsten Graben zu erreichen.
    In unmittelbarer Nähe rannten die Statisten planlos von einem Ort zum anderen und

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