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Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Titel: Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Víctor Conde
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Geschichte wäre ich nie gekommen. Aber was hat das alles mit mir und den anderen Auserwählten zu tun? Wer hat uns auserwählt, und wozu?«
    Die Greisin lächelte.
    Das ist wohl die alles entscheidende Frage, was? Aber keine Sorge, die Antwort ist ganz einfach.
    »Na, Gott sei Dank«, schnaubte Tanya.
    Die Prophezeiungen haben sich erfüllt. Am Anfang ging alles gut, die Schöpfung entwickelte sich von selbst, nachdem Gott ihr einen kleinen Schubs verpasst hatte, und es war nicht nötig, sie ständig zu überwachen. Die Physik und Mathematik, die beiden wichtigsten göttlichen Wirkungskräfte, übernahmen seine Aufgabe. Doch es gab einen Wendepunkt, eine nicht vorhersehbare Verknüpfung im Verlauf der Ereignisse, die alles veränderte.
    »Adam und Eva?«
    Sei nicht naiv, die beiden Pechvögel hat es nie gegeben. Sehr wohl aber den Baum der Erkenntnis, von dem ihr euch die Früchte genommen habt, aber dabei wurde keine Regel verletzt. Der VATER hat sie euch gerne geschenkt, und du nimmst dir doch auch davon .
    »Oh.« Tanya errötete. »Verzeihung.«
    Ich beziehe mich auf Luzifers Rebellion. Und die hat es wirklich gegeben. Nur war sein Motiv nicht der Neid, sondern die Sehnsucht nach Perfektion. Luzifer sah, was Gott mit dem Kosmos anstellte, und wollte ihn wieder in Ordnung bringen, das Grundsystem ändern, die Schöpfung ganz den Engeln und nicht den physischen Wesen zuerkennen. Er wollte sie als Spielwiese für sich selbst und seine Art. Das hat ihn dazu bewogen, sein … na, sagen wir, sein Schwert zu erheben, zumindest in deiner Version der Geschichte, und niemand Geringeren herauszufordern als den VATER. Das Ganze ging, wie du dir vorstellen kannst, nicht gut aus.
    »Und dieser Kampf dauert immer noch an, nach so vielen Milliarden von Jahren? Warum schnippt Gott nicht einfach mit dem Finger und … und regelt alles mit einem Federstrich?«, ereiferte sie sich. »Er hat doch die Macht dazu und noch zu viel mehr, oder?«
    Ninives heiterer Gesichtsausdruck wurde plötzlich ernst. Das fragen sich die Angehörigen beider Parteien schon seit undenkbaren Zeiten. Warum Er, der Allmächtige, diesen Konflikt zulässt, so viele Verluste, so viel Leid … Sie senkte den Blick, aber nicht auf den Boden, sondern auf den Bereich unterhalb des Spiegels in ihrer Welt aus Licht und Schatten. Ich nehme an, es hat mit dem obersten Prinzip zu tun, dem freien Willen, aber nicht einmal wir können uns in dieser Frage sicher sein.
    »Und ich? Welche Rolle spiele ich in dem Ganzen?«
    Dazu kommen wir jetzt. Beim ersten Zusammenstoß, als Luzifer versuchte, seine Fahne in die Schmiede des Lichts zu rammen, den Ort, an dem die Engel geboren werden, ergriff Gott zum ersten und einzigen Mal Partei: Er streckte die Hand aus und brach die Essenz der aufständischen Engel. Er hätte sie auch vernichten können, aber das tat er nicht. Er verdammte sie zu etwas viel, viel Schlimmerem: weniger vollkommen, weniger rein, weniger schön zu sein. Luzifer zerbrach daran, er wurde wahnsinnig. Du musst dir das ungefähr so vorstellen, als würde man dich deines Sehvermögens, deiner Stimme und deines Gehörs berauben, dich in eine Amöbe ohne Beine und Arme verwandeln und in einen Käfig sperren, in dem du für den Rest deines Lebens verharren müsstest. So fühlte sich der Verlust der Vollkommenheit für diese glücklosen Teufel an.
    »Das ist ja … schrecklich.« Tanya erschauderte. »Wie viele Aufständische gab es denn?«
    Den bewaffneten Aufstand führten sechs Verräter. Es waren sechs Erzengel, die Vollkommensten der Schöpfung nach Gott selbst. Nachdem Er ihnen neun Zehntel ihrer Vollkommenheit genommen hatte, waren sie immer noch mächtiger, schöner und weiser als jede andere Kreatur. Als jeder andere gewöhnliche Engel oder Dämon. Luzifer wurde dazu verdammt, mit seiner Krone im Labyrinth der Hölle zu herrschen, und die anderen … von ihrem Schicksal ist wenig bekannt. Aber Gott wollte nicht, dass die Geschichte hier endet.
    »Vor Jahren hat ein Dichter Satan folgenden Satz zugeschrieben: ›Es ist besser, in der Hölle zu herrschen, als im Himmel zu dienen‹«, erinnerte sich Tanya.
    Das ist ein guter Satz. Und obwohl Luzifer ihn so nicht ausgesprochen hat, beschreibt er ganz treffend, was er gefühlt haben muss.
    Tanya nahm den Spiegel in die Hand. Er war heiß, aber nicht so, dass sie sich an ihm hätte verbrennen können. Sie blickte Ninive in die Augen. Die Geschichte war spektakulär! Ach, hätte sie doch nur ein

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