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Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Titel: Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Víctor Conde
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Was hat sie denn schon wieder?«
    »Der Sattel ist locker.«
    »Dann pass mal auf, dass er dir nicht beim nächsten Sprung wegfliegt, am Ende rammst du dir noch die Stange in deinen …«
    »Ich weiß«, schnitt Erik ihm das Wort ab und schnaubte. »Hast du eigentlich sonst nichts zu tun?«
    Antonio nahm den Helm ab. Er bohrte ausgiebig mit einem Finger in der Nase, um seinen Fund dann eingehend zu untersuchen.
    »In der Tat nicht. Darum vertreibe ich mir die Zeit damit, dich ein bisschen zu nerven. Die Elektriker installieren die letzten Scheinwerfer, und der Kameramann ist total angepisst.«
    »Warum denn?«
    »Er meint, die Geschwindigkeit, mit der uns die Streifenwagen gleich jagen, ist viel zu hoch, und ob wir nicht ein bisschen abbremsen können … Bullshit! Wir geben, was das Zeug hält, sollen die sich ruhig anstrengen!«
    »Genau«, knurrte Erik und zog die letzte Schraube fest. Dann rüttelte er mit den Händen am Sattel, um sicherzugehen, dass er fest saß. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Hoffentlich sind wir heute schnell durch. Ich bin später noch mit Sandra verabredet.«
    »Sandra aus der Kostümabteilung?«, fragte Antonio erstaunt. »Ha, schau dir den Heuchler an!«
    Erik merkte, wie er rot wurde. Er setzte sich schnell den Helm auf.
    »Was ist los, Mann? Du wirst doch nicht bestreiten wollen, dass sie ein ziemlich heißer Feger ist.«
    »Absolut! Ich hätte nur nicht gedacht, dass der Selbstmörder auf dem Fahrrad mit einer aus dem künstlerischen Team anbändelt.«
    »Ach, geh zum Teufel!«
    Erik versuchte, die anderen Stuntmen zwischen den Bäumen zu erspähen. Nein, die Fahrer waren von hier aus nicht zu sehen. Nur die Renaults in Camouflage-Lackierung, die in der Sequenz als Streifenwagen dienten. In der Szene flüchteten die Hauptdarsteller mit ihren Fahrrädern vor der Polizei, und zwar mitten durch den Wald. Während es den Männern auf den Fahrrädern gelingen würde zu entwischen, rasten einige der Streifenwagen gegen die dicht stehenden Bäume, der letzte stürzte sogar einen Steilhang hinunter.
    Es war eine typische Actionszene im Hollywood-Stil, nur dass das hier nicht Hollywood war. Sich auf dem Papier gefährliche spektakuläre Szenen auszumalen, wie es die Regisseure gerne taten, war eine Sache. Eine ganz andere war es, sie umzusetzen. Erik arbeitete nicht zum ersten Mal als Stuntman in einer Actionszene, aber er hatte sich noch nie so unsicher gefühlt.
    Er wusste nicht genau warum, aber etwas lag in der Luft, ein undefinierbares Unbehagen, das ihm verriet, dass das alles nicht gut gehen konnte. Aber es war sein Job, und die tausend Euro, die er für den Einsatz bekam, waren die Anstrengung wert.
    Ein Schatten legte sich über die Bäume. Ein paar seltsame Wolken drängten sich über dem Set zusammen und veränderten in beträchtlichem Maße die Lichtverhältnisse. Von ihrem Platz aus konnten sie die Flüche des Kameramanns deutlich hören.
    »So schnell wird das hier nichts«, quengelte Antonio, aber er irrte sich. Noch im selben Moment dröhnte aus den Lautsprechern die Stimme des Regieassistenten, der das gesamte Personal aufrief, seine Plätze einzunehmen. Sie würden anfangen zu drehen.
    »Bei dem Licht? Ich glaub’s ja nicht«, sagte Erik sarkastisch, schnallte aber sofort den Helm fest. Die Kameras, die an Kränen aufgehängt über ihren Köpfen schwebten, zeigten auf sie.
    »Das ist unser Moment«, rief Antonio und schlug mit den Fäusten gegen die seines Freundes. »Denk dran, was auch immer passiert, es wird nicht gefährlicher werden als die Dreharbeiten für Kroma . Und wenn wir das überlebt haben …«
    »Sei vorsichtig. Vor allem in der dritten Kurve«, warnte Erik ihn. »Ich bin heute Morgen mal da gewesen, sie haben gar nicht alle Büsche und Sträucher entfernt.«
    »Ey, ey, Sir!«
    Ein paar sehr helle Lichter bohrten sich durch die Baumfront. Es waren die zweitausend Watt starken Scheinwerfer, die alles in einen goldenen Glanz tauchten. Der Regieassistent brüllte »Kamera!« und dann »Background!«, und die Statisten (nichts ahnende Sonntagsausflügler bei einem friedlichen Picknick im Wald, die von der Verfolgungsjagd überrascht wurden) fingen an sich zu bewegen.
    Erik machte sich bereit, stellte sich auf die Pedale wie ein Ritter des Mittelalters in seine Steigbügel. Er musste an Sandra denken, obwohl er das gerade gar nicht gebrauchen konnte. Der Gedanke an ihre langen Wimpern und sinnlichen Lippen, die auch ohne Lippenstift tiefrot waren,

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