Botschaft aus der Unterwelt
besonders gut standen. Cinelly war übereifrig und schnell dabei, falsche Schlüsse zu ziehen. Den anderen Polizisten hatten die Jungen schon öfter gesehen, kannten seinen Namen jedoch nicht. Justus traute seinen Augen nicht, als er sah, wie Cinelly Onkel Titus’ Handgelenke mit Handschellen sicherte. Onkel Titus wehrte sich nicht. Er sah nur hilflos zu seiner Frau. Sein schwarzer Schnurrbart zitterte.
»Was ist los?« Justus gesellte sich zu der kleinen Gruppe, dicht gefolgt von Peter und Bob.
»Die wollen Titus festnehmen!«, rief Tante Mathilda. Ihr rundliches Gesicht war rot angelaufen.
Kenny Cinelly wandte sich forsch an Titus Jonas. »Sie haben das Recht zu schweigen. Alles, was Sie sagen, kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden.«
»Das ist doch absurd!« Tante Mathilda beugte sich bedrohlich vor. Sie sah aus, als würde sie Cinelly gleich die Ohren lang ziehen. »Mein Mann hat nichts Unrechtes getan.«
»Mr Jonas hat Diebesgut auf dem Schrottplatz versteckt!«, erklärte der andere Polizist. »Der Handel mit gestohlener Ware gilt als Hehlerei und wird mit Gefängnis bestraft.«
»Mein Onkel kauft von privaten Anbietern Altwaren, Trödel und Antiquitäten auf«, erklärte Justus. »Es steht außer Zweifel, dass dabei alles mit rechten Dingen zugeht! Er würde nie mit Absicht Diebesgut erstehen.«
»Von Altwaren und Trödel kann in diesem Fall kaum die Rede sein!« Kenny Cinelly hielt Justus eine Holzschachtel hin. Der Erste Detektiv warf einen Blick in das Innere. Auf einem schwarzen Samtkissen prangte ein riesiger blauer Edelstein. Justus sah betroffen auf. »Ich kann mir unmöglich vorstellen, dass mein Onkel das hier angekauft haben soll.«
»Das habe ich auch nicht!«, verteidigte sich Onkel Titus. »Ich habe diesen Kasten nie zuvor gesehen.«
»Dieser Stein wurde vor einem halben Jahr aus einer privaten Sammlung in San Francisco entwendet. Es handelt sich um den wertvollen blauen Karfunkel von Katzenstein«, erklärte der Polizist.
»Nun glauben Sie mir doch. Ich habe dieses Stück nicht gekauft. Und auch nicht gestohlen!«, sagte Onkel Titus sichtlich nervös. »Wirklich!«
»Versuchen Sie gar nicht erst, uns anzulügen. Wir haben einen sicheren Hinweis bekommen, dass der Dieb dieses Karfunkels hier gerade erst bei Ihnen war und Ihnen das Stück angeboten hat. Es gibt sogar Beweisfotos.«
»Fotos können heutzutage doch so einfach gefälscht werden!«, entgegnete Justus.
»Das ist ja noch nicht alles. Dieser Schrottplatz ist in Diebeskreisen anscheinend bekannt dafür, heiße Waren anzunehmen.«
»Ich kann Ihnen versichern, dass mein Onkel so etwas nicht tut!« Justus war entsetzt. »Bitte rufen Sie Inspektor Cotta an, er wird Ihnen bestätigen, dass …«
»Inspektor Cotta ist im Urlaub!«, unterbrach Cinelly den Ersten Detektiv. »Und ich werde auch allein mit dem Diebesgesindel von Rocky Beach fertig.«
»Kommen Sie!« Der zweite Polizist führte Onkel Titus zum Streifenwagen.
»Das lasse ich nicht zu!« Tante Mathilda stellte sich ihnen in den Weg. Wenn sie es darauf anlegte, konnte sie sehr imposant erscheinen. Cinelly zuckte tatsächlich kurz zurück, aber dann besann er sich. »Sie werden doch wohl nicht etwa Widerstand gegen die Staatsgewalt leisten, Madam!« Der junge Polizist funkelte sie böse an und zückte seine Dienstwaffe. »Nur zu! Noch einen Schritt näher und Sie können sich gleich zu Ihrem Gatten in den Wagen setzen.«
Tante Mathilda starrte auf die Waffe in seinen Händen. »Wie können Sie es wagen …«
Cinelly ließ Tante Mathilda nicht ausreden. »Wir haben genug Beweise, um Ihren Mann für Jahre hinter Gitter zu bringen und diesen Schrottplatz zu schließen. Dann ist es aus mit der Hehlerei! Sie, Mrs Jonas, kriegen wir dann auch noch dran. Und keine Sorge: Für Ihren Neffen finden wir schon einen Platz in einem staatlichen Heim.« Cinelly öffnete die Fahrertür. Offensichtlich gefiel er sich in der Rolle des hart durchgreifenden Gesetzeshüters. »Und jetzt entschuldigen Sie mich. Ich muss meiner Arbeit nachgehen.«
Onkel Titus sandte ihnen von der Rückbank des Streifenwagens noch einen unglücklichen Blick zu, dann warf Cinelly die Fahrertür mit Schwung ins Schloss und startete den Motor.
Als der Polizeiwagen vom Hof fuhr, stieß Tante Mathilda ein Keuchen aus. Normalerweise hätte sie ihrer Wut mit einem gewaltigen Redeschwall Luft gemacht. Doch dem Keuchen folgte nichts. Sie stand einfach da, wie vom Blitz getroffen. Der Anblick machte Justus
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