Botschaft aus der Unterwelt
direkt Angst. So hatte er seine Tante noch nie erlebt. »Tante Mathilda?« Vorsichtig berührte er ihren Arm. Sie reagierte nicht.
»Mrs Jonas, sollen wir Ihnen ein Glas Wasser holen?«, fragte Bob.
Peter schob ihr einen rostigen Gartenstuhl hin.
»Nein … es … es geht schon!« Tante Mathilda ließ sich auf den Stuhl fallen.
Justus fühlte sich hilflos – ein Gefühl, das er sonst kaum kannte. »Willst du nicht doch ein Glas Wasser?«, fragte er zögerlich.
Tante Mathilda sah zu ihm auf. »Ich glaube das einfach nicht! Wie konnte das passieren? Titus hat nie Diebesgut angenommen! Nie!« Sie hob die geballten Fäuste. »Das muss irgendein Komplott sein! Eine hinterhältige Verschwörung! Vielleicht die Konkurrenz!«
»Wir werden das rausfinden, Tante«, versprach Justus. »Wozu sind wir Detektive!«
Aber der Erste Detektiv wusste, dass er in diesem Fall keine besonderen Ermittlungen anstellen musste, um die Hintergründe der Festnahme zu verstehen. Das hier war der zweite Gruß von Moriarty und eine Warnung, sich künftig nur noch um das Rätsel zu kümmern. Und er, Justus, konnte nichts dagegen unternehmen, als weiter an der verschlüsselten Botschaft zu arbeiten.
»Ich glaube, ich mache mir einen Tee.« Tante Mathilda stand auf. Sie brachte ein schiefes Lächeln zustande. »Und dann rufe ich unseren Anwalt an. Du wirst sehen, Justus, wir haben Titus bald wieder bei uns!«
»Das hoffe ich!« Justus bemühte sich, so zuversichtlich wie möglich zu wirken. »Wir werden solange ermitteln, was es mit diesem Karfunkel auf sich hat.«
»Cinelly ist der größte Idiot, der je eine Polizeiuniform tragen durfte!«, schimpfte Peter, als Tante Mathilda im Haus verschwunden war, um sich einen Tee zu kochen. »Der würde es nur zu gerne sehen, wenn einer von uns ins Heim muss! Aber die Freude machen wir ihm nicht.«
»Leider sitzt er dieses Mal am längeren Hebel«, sagte Justus müde. »Cotta ist nicht da und er hat endlich freie Hand.«
»Cinelly macht mir ehrlich gesagt gerade weniger Sorgen. Er ist letztendlich nur ein Instrument von Moriarty«, gab Bob zu bedenken. »Wer immer dieser Moriarty ist, er muss ziemlich einflussreich sein. Er hat nicht nur heißes Diebesgut auf dem Schrottplatz verstecken lassen, sondern auch falsche Zeugen angeheuert, denen die Polizei rückhaltlos glaubt. Und er hat gefälschtes Beweismaterial zusammengestellt.«
»Der macht dich fertig, Just!« Peter sah seinen Freund besorgt an. »Ich meine, das mit Onkel Titus’ Verhaftung ist schon ein anderes Kaliber als die Nummer mit dem Rennen.« Der Zweite Detektiv biss sich auf die Lippe. Er hatte die Worte ausgesprochen, bevor er sie recht überdacht hatte. Justus war hart im Nehmen, aber gerade hatte Moriarty ihm wirklich übel mitgespielt. Der Erste Detektiv brauchte jetzt wohl eher Aufmunterung. Peter ärgerte sich, dass er so wenig Taktgefühl gezeigt hatte. Aber wie sollte er Justus aufmuntern? Sollte er sagen, dass schon alles wieder gut werden würde? Doch bevor er den Mund öffnen konnte, hatte sich Justus in Bewegung gesetzt. Mit energischen Schritten steuerte er die Zentrale an. »Moriarty wollte mich warnen«, sagte er im Gehen. »Wir sollen uns nicht weiter mit ihm beschäftigen, sondern das Rätsel lösen.«
»Und für diese Warnung hat er einen kostbaren Stein verplempert!«, sagte Peter fassungslos. »Den hat bestimmt einer seiner Männer gestohlen. Und jetzt hat Moriarty ihn Onkel Titus untergejubelt.«
»Wenn er wirklich so reich und mächtig ist, dann wird der blaue Karfunkel für ihn kein großer Verlust gewesen sein. Und sofern er Diebesgut war, wäre er den Stein bei einem herkömmlichen Juwelier oder Auktionshaus womöglich schwer losgeworden«, antwortete Justus. »Aber damit möchte ich mich jetzt nicht befassen. Wir haben dringlichere Dinge zu erledigen. Das Rätsel löst sich nicht von allein. Und ich möchte nicht warten, bis die nächste Warnung von Moriarty kommt.«
»Dann sollten wir keine Zeit verlieren«, meinte Bob.
»Wartet!« Justus blieb mitten im Kalten Tor in der geöffneten Kühlschranktür stehen. Dann zog er einen Zettel aus der Hosentasche und schrieb: »Zuerst suchen wir unsere Zentrale nach einer Wanze ab, dann nehmen wir uns den Text vor. Die Uni in New York können wir leider nicht anrufen, solange wir abgehört werden. Ich möchte nicht, dass Moriarty mitbekommt, dass wir diese Spur verfolgen.«
»Ich weiß nicht. Sollten wir nicht lieber …«, fing Peter an. Justus schüttelte
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