Botschaft aus der Unterwelt
kleine Auseinandersetzung, die wir im Garten austragen werden. Und bitte sagen Sie Kowalski, dass er den Schachtisch am Sonnenplatz aufbauen möge.«
»Sehr wohl!« Der Diener verschwand wieder.
Justus atmete auf. Er war ein begnadeter Schachspieler. Bislang hatte er alle Schulturniere gewonnen. Bei einem Duell auf dem schwarz-weißen Brett hatte er gute Chancen zu gewinnen.
»Folgen Sie mir bitte!« Mr Grey drehte seinen Rollstuhl und fuhr hinaus auf den Flur. »Als wahrer Sherlock Holmes müsste die Landschaft Ihnen zusagen. Meine Gärten werden von einem ganzen Team von Gärtnern im britischen Country-Stil gepflegt.«
Die Jungen folgten dem Mann aus dem Haus. Tatsächlich sah es auch hier aus wie auf einem britischen Gut. Unpassend waren nur vier junge Frauen, die sich im Bikini auf der makellosen Rasenfläche sonnten.
»Der eigentliche Höhepunkt der Gartenlandschaft war übrigens schon da, bevor ich hier einzog. Eine alte Millionärin hat sich da etwas ganz Besonderes bauen lassen!« Grey rollte weiter den Weg entlang. »Na, habe ich zu viel versprochen? Ist das nicht eine passende Kulisse für die große Begegnung von Holmes und Moriarty?«
Die drei ??? blieben abrupt stehen. Hinter einer hohen Buchsbaumhecke stieg das Gelände steil an. Eine Seite des Hangs war mit großen Granitbrocken gestützt, über die sich ein rauschender Wasserfall über zehn Meter in die Tiefe ergoss.
Das letzte Problem
»Die alte Mrs Duberville, der das Anwesen gehörte, liebte Wasserfälle. Deshalb ließ sie sich von einem bekannten Landschaftsarchitekten einen bauen. Natürlich musste es ein prunkvolles Exemplar sein. Zwei Bäche hier in der Nähe wurden eigens für den Wasserfall in einen neuen Bachlauf umgeleitet. In der trockenen Zeit wird ihm über ein unterirdisches Rohrsystem künstlich Wasser zugeführt.« Grey deutete auf den Bach, der brodelnd über die Ufer schäumte. »Ich kann das mit einer Pumpe steuern. Extra für Sie habe ich den stärksten Strömungsgrad einstellen lassen.«
Justus sah sich im Garten um. Über den tatsächlich reißenden Bach führten zwei Brücken. Eine direkt über der Stelle, wo die Wassermassen hinabstürzten, und eine ganz offensichtlich erst neu gebaute Brücke, die weiter hinten angebracht war.
»Die alte Brücke ist zwar ein Schmuckstück, aber leider morsch. Man kann sie nicht mehr benutzen und ich werde sie abreißen lassen«, erklärte Grey im freundlichen Plauderton, während seine Leute einen Tisch aufstellten. Im Hintergrund standen Wachleute, zwei muskulöse Männer und eine Frau.
»Ich habe eine Frage, mein verehrter Meisterdetektiv.« Grey sah den Ersten Detektiv durchdringend an. »Wenn Sie in eine Lage geraten würden, in der Sie nur einen Ihrer Watsons retten könnten, wen würden Sie wählen?«
»Was bezwecken Sie mit dieser Frage?« Justus runzelte die Stirn.
»Bitte antworten Sie mir einfach.«
»Ich würde versuchen, beide zu retten.«
»Und wenn das unmöglich wäre?«, entgegnete Moriarty. »Wessen Leben würden Sie retten?«
Justus sah von Bob zu Peter. Es gab keine richtige Antwort auf diese Frage. Die beiden waren seine besten Freunde, jeder auf seine eigene Weise. Darum schwieg er.
»Ich muss Sie bitten zu antworten, ganz in Ihrem eigenen Interesse.« Greys Stimme war noch immer freundlich, aber es lag ein eisiger Ausdruck in seinen Augen.
Justus ballte seine Hände zu Fäusten.
»Ich warte, Holmes! Stimmen Sie mich nicht ungnädig!«
In Justus’ Kopf meldeten sich leise Stimmen, die langsam lauter wurden. »Sag einfach einen Namen, egal welchen. Denk nicht lange nach. Du kannst nur verlieren!« Er holte tief Luft. Dann sagte er: »Peter. Ich würde Peter retten.« Justus traute sich nicht, Bob in die Augen zu sehen. Er starrte auf den Boden.
»Wunderbar!« Grey klatschte. »Wenn Sie also bereit sind, Peter zu retten, wird er sicherlich das Gleiche für Sie tun.«
»Peter hat mir bereits einige Male das Leben gerettet!«, gab Justus unwirsch Auskunft.
»Erfreulich. Dann wird er Ihre Interessen sicherlich gut vertreten.« Grey deutete auf den Tisch, wo jetzt ein Schachbrett stand. »Wenn ich Peter Shaw bitten dürfte, Platz zu nehmen.«
»Ich dachte, dass wir gegeneinander antreten würden.« Justus wurde nervös.
»Das wäre doch zu einfach.« Grey fuhr neben die morsche alte Brücke. »Wo bliebe da der Spaß. Ein Spiel lebt schließlich von dem ständigen Nervenkitzel.«
»Wer tritt gegen Peter an?«, fragte Justus.
»Michael Kowalski, einer
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