Bova, Ben - Asteroiden-Trilogie 1
dem Mond lebe und mich sonst einer Gesundheitsgefährdung aussetzen würde. Ich könnte mir das von einem Dutzend Ärzten bescheinigen lassen. Null Problemo.
Humphries lachte laut. Ich muss nicht im selben Raum mit dieser Schlampe sein! Gut! Wundervoll!
Er lehnte sich wieder zurück und starrte an die Decke. Sie war ein virtuelles Planetarium und zeigte den Himmel über Selene. Er spielte kurz mit dem Gedanken, sich ein Porno-Video reinzuziehen, zog es dann aber vor, die aktuellsten Informationen der Internationalen Astronautischen Agentur über die Mikrosonden abzurufen, die im Asteroidengürtel ausgeschwärmt waren.
Die IAA untersuchte die Asteroiden aus dem Grund, um Himmelskörper zu lokalisieren, die eine potentielle Gefahr für die Erde darstellten. Ihr lagen bereits aussagefähige Bahndaten über sämtliche Asteroiden vor - ein paar Hundert an der Zahl -, deren Orbits sie in die Nähe der Erde brachten. Und nun wurden die paar Tausend Gesteinsbrocken im Asteroidengürtel unter die Lupe genommen, die aufgrund ihrer Größe schwere Schäden anzurichten vermochten, wenn sie aus dem Gürtel hinausgeschleudert wurden und mit der Erde kollidierten.
Die gute Nachricht war, dass man bisher keinen Asteroiden in einem Orbit gefunden hatte, der die Heimatwelt bedrohte - obwohl die Asteroiden im Gürtel den Schwerkrafteinflüssen von Jupiter und den anderen Planeten unterlagen, wodurch die Orbits unvorhersehbar verzerrt wurden. Ständige Beobachtung hatte deshalb höchste Priorität.
Die bessere Nachricht war, dass die IAA sozusagen als Nebenprodukt der Asteroidenüberwachung detaillierte Daten über die Zusammensetzung der großen Asteroiden erhielt. Eisen, Kohlenstoff, Nickel, Phosphor, Stickstoff, Gold, Silber, Platin und sogar Wasser gab es da draußen in Hülle und Fülle. Reif zur Ernte.
Warten nur darauf, dass ich sie zu Geld mache, sagte Humphries sich mit einem glücklichen Lächeln.
Dan Randolph will ein Team mit einer Fusionsrakete zum Gürtel schicken. Die erste Mission wird natürlich scheitern, und dann habe ich Randolph dort, wo ich ihn haben will. Ich werde die Kontrolle über Astro Manufacturing übernehmen, und dann schicken wir Randolph in Pension, wo er hingehört.
Plötzlich trübte ein Gedanke die Zufriedenheit. Es ist schon fast ein halbes Jahr her, seit ich Pancho Lane beauftragt hatte, Randolph im Auge zu behalten. Wieso hat sie, verdammt noch mal, noch nichts von sich hören lassen?
La Guaira
»Bist du denn nicht nervös?«, fragte Amanda Cunningham.
Pancho, die im zur Erde zurückkehrenden Raumclipper neben ihr saß, schüttelte den Kopf. »Nee. Du etwa?«
»Ein bisschen.«
»Uh-huh.«
»Ich meine… eine Begegnung mit dem Vorstandsvorsitzenden des Unternehmens. Das ist ganz schön aufregend, findest du nicht?«
Pancho und Amanda waren in die Unternehmenszentrale von Astro Manufacturing in La Guaira bestellt worden, eine Insel vor der venezolanischen Küste. Es ging um eine neue Stelle, über deren Besetzung Dan Randolph persönlich entscheiden wollte.
»Ja, ein Zusammentreffen mit dem Big Boss ist sicher etwas Besonderes«, sagte Pancho mit aller Nonchalance, zu der sie fähig war.
Sie flogen im Raumclipper von der alten Raumstation Nueva Venezuela zum Landefeld von La Guaira und genossen einen komfortablen Flug in der mit einer Hand voll zahlender Kunden besetzten, fast leeren Passagierkabine, anstatt sich mit der Besatzung ins beengte Cockpit quetschen zu müssen. Amanda genoss den Luxus großzügiger Sitze und Unterhaltungsvideos; Pancho hatte hingegen das Gefühl, dass sie dort unten mit etwas Wichtigem konfrontiert werden würden - etwas, das so wichtig war, dass Astro weder Kosten noch Mühe gescheut hatte, sie auf dem schnellstem Weg von Selene zur Erde zu bringen.
Im Grunde sind die Piloten oben im Cockpit auch nur noch Passagiere, sagte sie sich. Ein moderner Raumclipper wurde von einer Bodenstation kontrolliert und brauchte genauso wenig eine Besatzung wie eine ballistische Rakete. Trotzdem lehnten die Politiker es nach all den Jahren - eigentlich Jahrzehnten - immer noch ab, für den Passagiertransport konfigurierte Raumfahrzeuge vollautomatisiert fliegen zu lassen. Es mussten Piloten an Bord sein, und es musste auch ein komplett instrumentiertes Cockpit vorhanden sein, obwohl die Crew nur Däumchen drehte.
Beklag dich nicht, sagte sie. Wenn die Fluggesellschaften keine Piloten mehr einstellen müssten, hättest du gar nicht erst eine Stelle bekommen. Du würdest
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