Bova, Ben - Asteroiden-Trilogie 1
gehört, wonach es wirklich gelungen war, Menschen wieder aufzutauen und aus dem Kälteschlaf ins Leben zurückzuholen. Und anderen, dunklen Gerüchten zufolge hatten diese wieder Auferstandenen die Erinnerung und das Bewusstsein überhaupt verloren. Sie waren wie Neugeborene und mussten sogar die Benutzung der Toilette neu erlernen.
Egal, sagte Pancho sich, als sie vorm Behälter ihrer Schwester stehen blieb. Ich werde dich wieder aufziehen. Ich werde dir alles wieder beibringen, was zum Leben gehört, das schwöre ich, Schwester. Egal, wie lang es dauert. So lang ich lebe, wirst du nicht sterben.
Sie betrachtete die kleine metallene Namensplakette am Zylinderdeckel. SUSAN LANE. Mehr stand nicht dort. Neben dem Namen war ein Strichcode, der alle vitalen Daten ihrer Schwester in maschinenlesbarer Form enthielt. Wenig Inhalt für ein Menschenleben, auch wenn es nur siebzehn Jahre zählte.
Die Armbanduhr summte penetrant. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und sah die Meldung der Uhr: Sie hatte noch eine Stunde, um zu duschen, sich umzuziehen und zu Humphries’
Anwesen zu begeben. Mit Amanda.
Mandy trug jungfräuliches Weiß: eine ärmellose Bluse mit Mandarinkragen und einen knielangen Rock, wobei diese sehr feminine Ausstattung ihre Kurven perfekt zur Geltung brachte. Das Haar hatte sie nach der neusten Mode zu einer Turmfrisur arrangiert - die neoklassische Interpretation eines Hair-Stylisten.
Pancho hatte ihren besten Hosenanzug angezogen. Er war perlgrau mit neonblauen Umschlägen, die fast den gleichen Farbton hatten wie Elly. Neben Amanda kam sie sich trotzdem wie ein Zombie vor.
Sie hatte Humphries ein paarmal angerufen, um Amanda zu avisieren, war aber jedes Mal auf dem Anrufbeantworter gelandet.
Erst als sie schon zu den Katakomben unterwegs war, hatte Humphries sie zurückgerufen und in ruppigem Ton gefragt, wer diese Amanda Cunningham überhaupt sei und wieso Pancho sie zur Besprechung mitbringen wolle.
Es war nicht leicht, ein vernünftiges Gespräch über das Armband-Telefon zu führen, doch schließlich hatte Pancho die Information rüberzubringen vermocht, dass Amanda ihre Co-Pilotin auf der Mission sei und dass er vielleicht daran interessiert wäre, sie ebenfalls anzuheuern, um Pancho die Spionagetätigkeit zu erleichtern.
Auf dem winzigen Monitor des Armband-Telefons hatte sie den Ausdruck in Humphries’ Gesicht nicht erkannt, aber seine Stimme war deutlich genug gewesen.
»In Ordnung«, sagte er widerwillig. »Bringen Sie sie mit, wenn Sie glauben, dass sie eine Hilfe für uns wäre. Machen Sie aber keinen Fehler.«
Pancho lächelte lieb, bedankte sich bei ihm und schaltete das Telefon aus. Keinen Fehler, wie?, sagte sie sich und lachte in sich hinein. Er wird seine Meinung schon noch ändern, wenn er Mandy erst einmal sieht. Da wird er richtig ins Sabbern kommen.
Pancho überbrückte die Zeit auf den Rolltreppen zu Selenes unterster Ebene, indem sie Mandy alles erzählte, was sie über Humphries wusste. Alles außer dem Umstand, dass er sie engagiert hatte, um Dan Randolph auszuspionieren.
»Er ist wirklich ein Milliardär?« Amandas große blaue Augen wurden noch größer, als Pancho Humphries’ Untergrund-Palazzo beschrieb.
»Humphries Biotech«, sagte Pancho. »Der Humphries Trust und Gott weiß was nicht noch alles. Auf den Finanz-Webseiten des Internets findest du alles über ihn.«
»Und du triffst dich mit ihm!«
Pancho runzelte die Stirn wegen ihrer Ungläubigkeit und sagte:
»Ich sagte dir doch, das ist rein geschäftlich. Er… äh… er versucht mich von Astro abzuwerben.«
»Wirklich?« Dieses eine Wort troff nur so von Zweifel und Überheblichkeit.
Pancho grinste sie an. »Mehr oder weniger.«
Schließlich traten sie durch die schleusenartige Tür in Humphries’ Untergrund-Garten. Amanda verschlug es schier die Sprache.
»Einfach himmlisch!«
»Ja, ganz nett«, bestätigte Pancho.
Humphries stand in der offenen Tür des Hauses und wartete auf sie. Er musterte Amanda, während sie und Pancho den Weg entlanggingen.
»Martin Humphries«, unternahm Pancho den Versuch einer formellen Vorstellung, »ich möchte Ihnen…«
»Ms. Amanda Cunningham«, sagte Humphries mit einem entzückten Lächeln. »Ich habe in Ihrem Dossier geblättert, nachdem ich von Pancho die Mitteilung erhalten hatte, dass Sie uns heute Abend Gesellschaft leisten möchten.«
Pancho nickte beeindruckt. Humphries hat Zugang zu Astros Personaldaten. Er muss Dans Büros mit
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