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Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Titel: Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Zadoff
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meinen Füßen.
    Ich war glücklich. Meine neuen Eltern vertrauten mir. Das Programm vertraute mir.
    Ich hatte mich bewährt. Ich war jetzt einer von ihnen und hatte mir ihr Vertrauen verdient.
    Freiheit, wenn auch nur einen Nachmittag lang.
    In diesem Moment spürte ich es.
    Jemand verfolgte mich. Vielleicht waren es auch mehrere. Und dann spielte die ganze Welt verrückt.
    Ich wusste nicht, dass es der Tag meiner Abschlussprüfung war und das Ganze auf einen Zweikampf hinauslaufen würde.
    Zwischen mir und Mike.
    Es war der Tag des entscheidenden Kampfs.
    Es war der Tag des Messers.
    Ich habe den Film nie gesehen. Stattdessen kämpfte ich um mein Leben.

Noch ein Test.
    Sie wollen mich also auf die Probe stellen.
    »Bist du noch da?«, fragt mich Vater.
    »Ja, ich hab nur über was nachgedacht.«
    »Willst du mir davon erzählen?«
    Ich hole tief Luft.
    »Du hast vorhin gesagt, dass es Faktoren geben könnte, die mir noch fremd sind.«
    »Stimmt.«
    »Vielleicht sind die Faktoren unwichtig«, sage ich.
    »Was meinst du damit?«
    »Diese Party heute Abend. Vielleicht habe ich meine Aufgabe im Nu erledigt und muss mir keine Sorgen um diese Faktoren machen.«
    »Das würde uns allen das Leben erleichtern«, sagt Vater.
    »Seh ich auch so«, erwidere ich.

Erica grinst, als sie mich sieht.
    Sie sitzt im Fenster des Buchladens Ecke 82nd Street und Broadway und hält einen leeren Kaffeebecher in der Hand.
    Ich gehe nicht hinein, nicke ihr nur zu. Einen Moment später kommt sie strahlend aus dem Laden gehüpft.
    »Hallo, du«, sagt sie.
    Sie umarmt mich, löst sich aber sofort wieder von mir und fasst sich an die Brust.
    »Au! Was hat mich denn da gepikt?«
    Ich greife in die Innentasche meiner Jacke und hole mein Mordwerkzeug hervor, das ich für heute Abend eingesteckt habe.
    »Mein Glücksbringer«, sage ich.
    »Wofür brauchst du denn so was?«
    »Ich mag ihn einfach. Mein Vater hat ihn mir geschenkt.«
    Stimmt nicht. Ich habe ihn vom Programm bekommen. Aber das wird sie nie erfahren.
    »Bist du so weit?«, frage ich.
    »Ich hab’s mir anders überlegt«, sagt sie. »Warum gehen wir nicht zu mir und sehen uns einen Film an?«
    Ich runzle die Stirn.
    »April, April«, sagt sie.
    »Ganz schön raffiniert.«
    »Bin ich.«
    Ihre Wangen glühen, trotz des kühlen Frühlingsabends. Als sie mich mit ihren großen, geschminkten Augen ansieht, spüre ich, wie sich in meiner Brust etwas zusammenzieht.
    Dann ist das Gefühl wieder weg.
    Sie nimmt meinen Arm und hängt sich bei mir ein.
    »Läuft was zwischen dir und Sam?«, fragt sie.
    »Was hat sie dir denn erzählt?«, frage ich zurück.
    »
Nada
. Weibliche Intuition.«
    »Gar nichts ist zwischen uns«, sage ich. »Sie hat den Neuen aus Mitleid eingeladen, weiter nichts.«
    Ich spüre, wie sie sich entspannt.
    »Also habe ich noch Chancen?«, fragt sie.
    Das klingt nach jahrelanger Konkurrenz. Ich stelle mir vor, wie es sein muss, eine Freundin zu haben, die reich ist, blendend aussieht und dazu noch die Tochter des Bürgermeisters ist. Man kann sich anstrengen, wie man will, und spielt doch immer nur die zweite Geige.
    Fast tut Erica mir leid.
    »Hat Sam eigentlich einen Freund?«, frage ich.
    »Schon länger nicht mehr.«
    »Hat das einen bestimmten Grund?«
    »Sie hatte eine superernste Beziehung mit ihrem Ex. Ich glaub nicht, dass sie drüber weg ist.«
    »Ist der Typ hier an der Schule?«
    »Nein, es war immer eine Fernbeziehung. Das war ja das Problem. Wie kann man mit jemand ’ne Beziehung haben, der gar nicht da ist?«
    Ich denke an meinen Vater. Ich versuche mir vorzustellen, wie es wäre, wenn ich mit ihm reden könnte, welche Fragen ich ihm stellen würde und was ich ihm über das Leben erzählen würde, das ich jetzt führe.
    »Fernbeziehung. Klingt kompliziert«, sage ich.
    »Ja, und manchmal kann Liebe ganz schön wehtun.«
    »Wieso wehtun?«
    »Na, wenn man auf Schläge abfährt   … He, reden wir jetzt den ganzen Abend über Sam?«
    Sie lehnt sich an mich. Ich spüre ihre Brust an meinem Ellbogen. Kein schlechtes Gefühl.
    »Kommt drauf an, was du so draufhast«, sage ich.
    »Lass dich überraschen.«

Ich lasse mich von Erica zu Sams Wohnung lotsen.
    Das Apartmenthaus ist in der 81st Street zwischen Central Park West und Columbus Avenue. Direkt gegenüber dem Natural History Museum.
    Ich sondiere das Terrain:
    Zwei Streifenwagen. Einer gleich an der Ecke, der andere etwas weiter weg auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Neben dem Eingang befindet

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