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Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Titel: Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Zadoff
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Beerdigung von Sams Mutter. Der Soldat, der sie anzustarren schien.
    »Wer ist das?«, frage ich.
    »Keine Ahnung. Irgendein Soldat. Dad hat uns aufgenommen, als wir die Negeb besucht haben.«
    »Habt ihr einen auf Tourist gemacht?«
    »Klar. Was wäre ein Israel-Besuch ohne ein cooles Foto von einem bewaffneten Soldaten?«
    Er ist aber nicht irgendein Soldat. Es gibt zwei Fotos von ihm und Sam, die zu unterschiedlichen Zeiten aufgenommen wurden.
    Also lügt sie mich an.
    Die Frage ist nur, warum?
    Als ich das Foto in die Hand nehme, um es genauer zu betrachten, sehe ich, wie sie die Lippen zusammenpresst.
    Kaum merklich, aber ich registriere es trotzdem.
    Auf dem Foto ist Sam etwa dreizehn oder vierzehn. Ihr Gesicht hat noch etwas Kindliches. Der Soldat neben ihr sieht grimmig in die Kamera. Er ist etwa neunzehn. Dunkler Teint, lockiges Haar.
    Irgendwas an ihm macht mich stutzig.
    Vielleicht sind es seine Augen. Sie sind hart. Die Augen eines Soldaten.
    »Dieses Foto scheint’s dir angetan zu haben«, sagt Sam. Sie ist nervös. Ich höre es an ihrer Stimme.
    »Du siehst noch so jung aus.«
    »Ich war ein richtiges Unschuldslamm.«
    »Das sieht man. Der Soldat neben dir macht allerdings gar keinen so unschuldigen Eindruck.«
    Plötzlich ist ihre Nervosität verflogen. Sie kommt auf mich zu und nimmt mir das Foto aus der Hand.
    »Bist du etwa eifersüchtig, Ben?«
    »Natürlich. Ich wünschte, ich hätte dich damals schon gekannt.«
    »Ich auch.«
    Sie stellt das Foto zurück an seinen Platz und setzt sich aufs Bett. Ich setze mich neben sie.
    »So viele Fotos von deiner Mutter«, sage ich. »Kann ich dich fragen, wie   … «
    »Hast du die Artikel nicht gelesen?«
    »Ich würde es gern von dir hören. Den Zeitungen kann man ja nicht trauen.«
    Sie zögert, als würde sie mir gern etwas erzählen, überlegt es sich aber anders.
    »Sie hatte einen Unfall, als wir in Israel waren. Sie saß am Steuer und jemand ist ihr ins Auto gefahren.«
    »Das tut mir leid.«
    »Muss es nicht. So ist das Leben nun mal.«
    »Voller Unfälle?«
    »Nein, aber ungerecht«, sagt sie.
    Ich denke an das letzte Mal, als ich im Institut meines Vaters war. Er war zu einer Besprechung gegangen und hatte mich in seinem Büro zurückgelassen. Ich saß auf dem Sofa und las, während ich darauf wartete, dass er zurückkam. Ich fühlte mich wohl inmitten seiner Bücher und Papiere. Freudig erwartete ich seine Rückkehr.
    Aber er kam nicht zurück.
    Diese Erinnerung lässt mich nicht los.
    Dann der Anruf, dass es einen Unfall gegeben habe.
    Ich rannte heim. Mike saß am Küchentisch und wartete auf mich.
    Ich spüre, wie sich mir die Kehle zuschnürt, wie sich in meiner Brust etwas zusammenzieht. Ein seltsames Gefühl.
    Sam beobachtet mich.
    »Hast du schon mal jemand verloren, der dir nahestand?«, fragt sie.
    »Hm.«
    »Es fällt dir schwer, darüber zu reden, stimmt’s?«
    Ich antworte nicht.
    »Wenn du irgendwann mal drüber reden willst   … Ich verstehe dich. Das wollte ich dir nur sagen.«
    »Es ist schon lange her«, erwidere ich.
    Sam betrachtet ein Foto von ihrer Mutter, auf dem sie einen Säugling mit einer rosa Spange im Haar im Arm hält.
    »So eine Erfahrung verändert einen, findest du nicht?«, fragt sie.
    »Ja, schon.«
    »Kinder, das Essen ist fertig!«, ruft Sams Vater aus der Küche.
    »Er denkt, ich wär immer noch ein Kind«, sagt Sam. »Wie kann ich nach allem, was passiert ist, noch ein Kind sein?«
    Ich atme tief ein und wieder aus. Es fällt mir schwer.
    »Hast du Hunger?«, fragt Sam.
    »Und wie.«
    Aber das ist gelogen.

Am Tisch sitzt Sams Vater mir gegenüber.
    Sein Unterarm ist nur knapp einen halben Meter von mir entfernt. Er ist mit hellbraunen Härchen bedeckt und voller Sommersprossen. Die Haut ist blass. Wahrscheinlich verbringt er zu viel Zeit am Schreibtisch.
    Er greift in meine Richtung, um sich den Salzstreuer zu nehmen. Jetzt ist seine Hand nur noch etwa dreißig Zentimeter von mir entfernt.
    »Woran denken Sie, junger Mann?«, fragt er.
    Ich will meinen Auftrag erledigen und so schnell wie möglich hier weg.
Das denke ich. Mir gefällt nicht, was mit mir geschieht, wenn ich mit Sam zusammen bin.
    »Ich habe gerade gedacht, wie gut alles schmeckt«, antworte ich. »Und wie sehr mich das überrascht, wenn man bedenkt, wie unerfahren die Köchin ist.«
    Sam versetzt mir unter dem Tisch einen Tritt.
    Die Hand des Bürgermeisters nimmt den Salzstreuer, schüttelt ihn und stellt ihn wieder zurück.
    »Samara

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