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Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Titel: Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Zadoff
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sein Dad.«
    »Wieso interessiert dich das eigentlich? Willst du später auch mal zur Armee?«
    »Ja, vielleicht.«
    »Lass es lieber. Das ist ein verdammt hartes Leben. Gibt’s noch was anderes, was dich interessiert?«
    »Jura. Wegen der Kohle.«
    Er schmunzelt. Ein gutes Zeichen. Er soll mich als sympathischen, aufgeweckten Jungen in Erinnerung behalten. Das erleichtert die Sache enorm.
    Sam öffnet die Tür.
    »Schön, dass du da bist«, sagt sie.
    Sie trägt ein schlichtes Baumwollkleid, darüber eine Küchenschürze. Kein Make-up. Hat sie auch gar nicht nötig. Sie sieht fantastisch aus.
    »Hallo«, sage ich.
    »Komm rein.«
    Ich drehe mich zu dem Profi um. »Wiedersehen.« Aber er reagiert nicht.
    Sam macht die Tür hinter mir zu. Ihr Haar ist frisch gewaschen. Ich kann den süßlichen Duft ihres Shampoos riechen.
    »Du hast dich aber in Schale geworfen«, sage ich grinsend.
    Sie legt die Hand auf ihre Schürze.
    »Ach so. Ich bin am Kochen.«
    »Bist du eine gute Köchin?«
    »Weiß nicht. Das ist mein erster Versuch. Ich hoffe, du hast einen robusten Magen.«
    Ich grinse. Sie streckt die Hand aus, um mir meine Jacke abzunehmen. Schnell ziehe ich meinen Kuli aus der Brusttasche.
    »Willst du meinem Vater etwa noch ein Autogramm abschwatzen?«
    »Das ist so ’ne Art Glücksbringer. Den hab ich immer bei mir.«
    »Brauchst du heute Abend denn Glück?«
    »Nach dem, was du über deine Kochkünste erzählt hast, kann man nie wissen.«
    »Keine Angst, du wirst’s überleben. Ich hab nur Spaß gemacht. Ich koch nämlich gern. Heute ist übrigens unser Familienabend. Das Personal hat frei. Nur Dad und ich sind da.«
    »Und der Gorilla vor eurer Wohnungstür.«
    »Der ist neu. Sie haben vor ein paar Wochen Dads Personenschutz verstärkt.«
    »Ist irgendwas passiert?«
    »Darüber darf ich leider nicht reden.«
    »Ist Benjamin da?«, ruft der Bürgermeister aus dem hinteren Teil der Wohnung. Er kommt den Flur entlanggeschlendert. Ausgeleierter Pullover und Kakihose. Kein Mensch würde auf die Idee kommen, dass er einer der reichsten Männer des Landes ist.
    »Schön, dass Sie da sind«, begrüßt er mich.
    »Das hab ich schon gesagt, Dad.«
    »Zwei Dumme, ein Gedanke.«
    »Ich schau mal nach der Soße. Kann ich euch fünf Minuten allein lassen?«, fragt Sam.
    Fünf Minuten
. Das könnte reichen.
    »Kommt gar nicht infrage, dass du dich wieder an den Herd stellst«, sagt ihr Vater.
    »Wieso denn nicht, Daddy?«
    »Weil ich möchte, dass du dich um deinen Gast kümmerst.«
    »Und was wird aus meiner Soße?«
    »Ich bin Bürgermeister von New York. Da werde ich es wohl schaffen, fünf Minuten lang auf deine Soße aufzupassen.«
    »Haben Sie denn keinen Soßenbeauftragten?«, frage ich.
    Der Bürgermeister lacht. »Ich mag Ihren Humor.«
    »Du musst nur fleißig umrühren, Dad.«
    »Yes, Ma’am.«
    Er salutiert und marschiert in die Küche.
    »Tja, jetzt hast du mich am Hals«, sage ich.
    »Ich Ärmste.« Sam grinst. »Komm, ich führ dich ein bisschen rum.«
    »Hab ich nicht gestern schon alles gesehen?«
    »Wenn du brav bist, zeig ich dir ein Zimmer, das du garantiert noch nicht kennst.«
    »Welches denn?«
    »Frag nicht so viel.«
    Und dann führt sie mich in ihr Zimmer.

Auf der Frisierkommode steht ein halbes Dutzend gerahmter Fotos von Sams Mutter.
    An der Wand hinter ihrem Bett hängen noch mehr. Auf manchen ist ihre Mutter allein abgebildet, auf anderen zusammen mit Familienmitgliedern.
    »Deine Mom ist ja überall«, sage ich.
    Hat sie mich hierhergebracht, um mir die Fotos ihrer Mutter zu zeigen?
    »Es tut mir gut, ihre Bilder um mich zu haben«, sagt sie.
    Menschen umgeben sich mit Fotos von denen, die sie lieben. Es tröstet sie. Das weiß ich, aber ich verstehe es nicht. Nicht richtig.
    »Warum tut es dir gut?«, frage ich.
    »Weil ich dann das Gefühl habe, dass ein Teil von ihr hier bei mir ist.«
    »Ein Teil von ihr. Reicht dir denn das?«
    »Manchmal schon. Dann wieder nicht.«
    Sam nimmt eins der Fotos. Darauf ist sie vier oder fünf Jahre alt. Ihre Mutter hält sie an der Hand. Beide lächeln in die Kamera.
    »Hast du denn keine Kindheitsfotos?«, fragt Sam.
    »Nicht so viele wie du.«
    Eins der Fotos auf der Kommode weckt mein Interesse. Sam steht neben einem jungen Mann im Kampfanzug, mit einer Uzi über der Schulter. Inmitten einer Wüstenlandschaft.
    Es ist nicht irgendein junger Mann.
    Es ist derselbe wie auf dem Foto, das ich im Computer in der Schulbibliothek entdeckt habe. Das Foto von der

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