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Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Titel: Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Zadoff
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Tageszeit ablesen könnte.
    Ich versuche, meinen Kopf zu bewegen, aber er ist ebenfalls fixiert.
    Ein Umriss taucht vor mir auf, nimmt im hellen Licht Gestalt an.
    Ich hatte recht.
    Es ist Mike.
    Er ist älter. Seine Haare sind irgendwie anders und sein Gesicht wirkt kantiger. Aber es gibt gar keinen Zweifel. Er ist es.
    »Hörst du mich, Kumpel?«, fragt er.
    Er schnalzt mit den Fingern, bis ich ihn direkt ansehe.
    »Zach-arach. Wach auf.«
    Diese Stimme. Plötzlich sitzen wir wieder nach der Schule in einem Burger-Laden in Rochester. Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen.
    Aber das war einmal. Die Gegenwart sieht anders aus. Ichbeobachte Mike, wie er auf und ab läuft, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen.
    »Du hast die Tochter verschont«, sagt er.
    Ich kann nicht antworten, denn ich habe einen Knebel im Mund.
    »Ich hoffe, dass du einen Plan hast«, sagt Mike. »Dass du deinen Auftrag im Park nicht erledigt hast, weil du einen besseren Plan hast. Hast du doch, oder?«
    Eigentlich ist es absurd, einer Person Fragen zu stellen, die nicht antworten kann. Aber es handelt sich dabei um eine Verhörmethode, die einen mürbe machen soll. Wenn man nicht sprechen kann, kann man weder protestieren noch sich verteidigen. Die Fragen prasseln auf einen ein, bis der innere Widerstand erlahmt und man die Wahrheit sagt, nur um diesem Bombardement zu entgehen.
    Ich habe diese Technik auch gelernt. Ich kann mich dagegen wehren.
    »Um ehrlich zu sein, glaub ich nicht, dass du einen Plan hast. Ich denke, du hast dich wie ein blutiger Anfänger verhalten«, sagt Mike.
    Ich starre ihn an.
    »Liebst du sie, Zach? Ist das dein Problem?«
    Ich zucke nicht mit der Wimper, sehe ihn nur ausdruckslos an.
    Er schüttelt den Kopf. »So was wie Liebe gibt es nicht. Ich hab gedacht, wir hätten dir das beigebracht.«
    Ich versuche, meine Handgelenke zu bewegen. Aber das Klebeband gibt keinen Millimeter nach. Unmöglich, mich daraus zu befreien.
    »Jedenfalls sind eine Menge Leute sauer auf dich. Ich natürlich nicht. Ich werde nie sauer. Aber sie schon.«
    Mutter.
    »›Ich tue nachts kein Auge mehr zu‹, hat sie gesagt, als wir über dich geredet haben. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob diese Frau überhaupt irgendwann schläft.«
    Mike lacht. Dann streckt er sich und geht auf und ab. Immer exakt dieselbe Schrittfolge.
    Ein Bewegungsmuster.
    Das speichere ich ab. Wenn Mike nachdenkt, läuft er in einem bestimmten Muster. Unbewusst. Das ist seine Schwachstelle.
    Diese Information kann ich vielleicht später noch mal gebrauchen.
    Falls es ein Später gibt.
    »Sie haben mich hergeschickt«, fährt er fort. »Ich wollte es nicht, aber sie haben meine Argumente einfach vom Tisch gefegt, haben gesagt, ich wär genau der Richtige. Wir hätten eine gemeinsame Vergangenheit. Sie haben gemeint, das wär wichtig.«
    Er nickt, als wüsste er genau, was sie damit gemeint hätten.
    »Nur zu deiner Information, ich hab dich verteidigt. Nicht, dass das jetzt eine Rolle spielt. Aber ich finde, das solltest du wissen. Manche waren der Meinung, dass man dich von diesem Job abziehen sollte.«
    Er betont die einzelnen Wörter:
Dich von diesem Job abziehen.
    Zieht Mutter Leute von ihrem Job ab?
    Wie viele von uns gibt es überhaupt? Wie viele wie mich?
    »Ich war dagegen, Zach. Ich hab gesagt, sie sollten dich den Job zu Ende bringen lassen. Wir alle machen Fehler. Sogar ich.«
    Er holt tief Luft.
    »Aber nur ein Mal.«
    Er greift in seine Tasche und zieht ein Brillenetui hervor. Er entnimmt ihm einen kleinen Schraubenzieher, wie man ihnbenutzt, um die Schrauben an einem Brillengestell festzuziehen. Er dreht am Griff.
    Diese Variante kenne ich noch nicht. Aber ich weiß, was es ist.
    Eine Art Spritze.
    »Es ging eine ganze Weile hin und her. Die Diskussion wurde immer hitziger. Es gab sogar Zweifel an deiner Loyalität. Deine Familiengeschichte wurde erwähnt. Natürlich nicht von mir.«
    Irgendwas regt sich in mir. Ich stelle mir Mutter vor, wie sie in einem Raum sitzt, umgeben von gesichtslosen Personen, die über mein Verhalten diskutieren. War das bei meinem Vater auch so? Gab es ein Treffen, wo über sein Verhalten diskutiert wurde? Jedenfalls wurde anschließend eine Entscheidung gefällt.
    Und dann kam Mike.
    »Mutter hat allen zugehört«, sagt er. »Und schließlich hat sie entschieden, dass du deinen Auftrag zu Ende bringen sollst. Allerdings will sie sich absichern, für den Fall, dass du wieder Mist baust.«
    Er macht einen Schritt

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