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Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Titel: Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Zadoff
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musste mich mit dir anfreunden, um an deinen Vater ranzukommen.«
    »Er war dein Zielobjekt?«
    »Am Anfang schon.«
    »Und jetzt?«
    Ich betrachte ihr Gesicht im Mondlicht. Sie ist noch schöner als an dem Tag, als ich sie zum ersten Mal gesehen habe. Aber sie hat auch etwas Düsteres an sich.
    »Was du getan hast, war Landesverrat«, sage ich. »Und du hast deinen Vater in Gefahr gebracht.«
    »Bist du hier, um Spione aufzuspüren, Ben? Ist das dein Job?«
    »Ich bin Soldat.«
    »Und ich vermute, dass es keine Rolle für dich spielt, ob das, was du tust, richtig ist, oder?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Ich mache, was man mir sagt.«
    Das wird von mir erwartet. Trotzdem habe ich ihretwegen gegen die Regeln verstoßen.
    Aber das erzähle ich ihr natürlich nicht.
    »Oh, ich erinnere mich«, sagt sie. »Du bist der Junge, der an gar nichts glaubt. Darin unterscheiden wir uns. Ich glaube nicht nur an etwas, ich handle auch danach.«
    »Und damit rechtfertigst du deinen Verrat?«
    »Die Israelis sind unsere Verbündeten. Wenn du einem Freund ein Geheimnis verrätst, ist das kein Verrat.«
    »Hat dir Gideon das erzählt?«
    »Gideon«, sagt sie und sieht sich suchend auf dem leeren Platz um.
    »Er kommt nicht«, sage ich.
    Schlagartig ändert sich ihr Gesichtsausdruck. Ihre Augen sind eiskalt.
    Gideon hat solche Augen. Mike auch. Und wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich den gleichen kalten Blick.
    »Ich hab mich in dir getäuscht«, sagt sie.
    »Dann sind wir ja quitt.«
    Ich mache einen Schritt auf sie zu.
    Eigentlich erwarte ich, dass sie wegrennt. Wie neulich, als ich sie durch den halben Park verfolgt habe. Aber diesmal ist es kein Spaß.
    Sie rennt nicht los. Sie fängt an zu weinen.
    Vielleicht weint sie wegen Gideon, vielleicht auch aus Selbstmitleid. Ich würde mir gern einbilden, dass es meinetwegen ist, aber das kann ich wohl vergessen.
    Ich habe Frauen weinen gesehen – Frauen
und
Männer. Es hat mich nie berührt.
    Das hier ist anders.
    Als ich Sam weinen sehe, möchte ich sie am liebsten trösten. Ich würde sie gern ein letztes Mal in den Arm nehmen, wenn auch nur für einen Moment. Ich strecke die Hand aus   …
    Und sie fletscht die Zähne.
    Das ist nicht die Sam, die ich kenne, das Mädchen, das ich im Leistungskurs Geschichte kennengelernt habe.
    Das ist jemand anders.
    Ein Tier, wild und gefährlich.
    Mit Tritten und Faustschlägen kommt sie auf mich zugestürmt. Ich erkenne Elemente von Jiu-Jitsu und Krav Maga.
    Offensichtlich hat Sam eine Nahkampfausbildung hinter sich, aber das muss schon lange her sein.
    Ihr mangelndes Können versucht sie durch Aggressivität wettzumachen.
    Diese Taktik kann durchaus wirkungsvoll sein, sogar tödlich. Nur funktioniert sie nicht über mehrere Angriffe hinweg und schon gar nicht bei einem gleich starken Gegner.
    Nicht gegen mich.
    Als sie mit einem Kampfschrei auf mich zustürzt und mich mit heftigen Tritten angreift, sieht das zwar eindrucksvoll aus, aber sie verausgabt sich zu schnell.
    Ein Grundsatz beim Zweikampf lautet: Wer zu verbissen kämpft, kämpft gegen sich selbst. Und wer gegen sich selbst kämpft, verliert.
    Ich tänzle vor ihr herum, weiche geschickt aus, lasse ihreAngriffe ins Leere laufen. Ein letzter Hagel von Schlägen und ihre Vorstellung ist abrupt zu Ende. Sie ist erschöpft. Dann schlage ich zu.
    Mit einer Hebelbewegung werfe ich sie zu Boden. Sie landet flach auf dem Rücken.
    Als sie versucht, wieder hochzukommen, zwinge ich sie erneut zu Boden.
    Ich denke an Gideon, seine Hand auf ihrer Wange, wie sie sich im Keller angesehen haben.
    Sie versucht wieder, sich aufzurappeln, aber ich bin schneller.
    Sie japst nach Luft, ihre Energie ist verbraucht.
    Ich stelle mich breitbeinig über sie, bin auf der Hut.
    Ich gehe bei ihr kein unnötiges Risiko ein, nicht mehr.
    »Tu’s nicht, Ben. Ich bitte dich«, sagt sie.
    Sie nennt mich bei meinem Namen. Ich kenne diesen Trick. Den Konflikt personalisieren, eine Beziehung zum Angreifer herstellen, dann um Gnade flehen.
    Sie klingt aufrichtig, aber ihre Worte prallen an mir ab.
    »Ich heiße nicht Ben«, sage ich.
    »Wer immer du bist, du musst das nicht tun.«
    »Ich hab keine andere Wahl.«
    »Man hat immer eine Wahl«, sagt sie.
    Mag sein. Und sie hat sich dafür entschieden, ihren Vater und ihr Land zu verraten.
    Aber ich kann nicht wählen.
    Ich ziehe den Kuli aus der Tasche. Als sie begreift, was ich vorhabe, reißt sie die Augen auf.
    »Es tut nicht weh«, sage ich.
    »Woher willst du

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