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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malorie Blackman
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es mir leid. Denn es ist nicht so und war auch nie so. Und falls ich dich zu hart behandelt habe, dann weil ich verhindern wollte, dass du die gleichen Fehler machst wie ich.«
    »Und ich war dein größter Fehler …« Ich wollte mich abwenden, aber Dad legte mir die Hand auf die Schulter und hielt mich zurück.
    »Nein, mein Junge, das warst du nicht«, beharrte er. »Manchmal will man etwas auf keinen Fall, aber wenn man es dann hat, merkt man, dass einem nichts wichtiger ist als das. Du hast Emma, also weißt du, wovon ich spreche. Du und deine Mum und Adam, ihr wart das Einzige in meinem Leben, das mir jemals etwas bedeutet hat. Ja, ich hatte Pläne, bevor deine Mum schwanger wurde. Ich wollte die Uni abschließen und beim Film arbeiten, vielleicht als Cutter. Es ist nicht dazu gekommen. Aber wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, würde ich nicht das kleinste bisschen anders machen. Überhaupt nichts. Verstehst du?«
    Ich suchte in Dads Gesicht nach irgendetwas, ich wusste noch nicht einmal, nach was.
    »Glaubst du mir, Dante? Es ist sehr, sehr wichtig, dass du mir das glaubst«, beschwor Dad mich.
    »Mr Bridgeman?« Der Chirurg rettete mich vor einer Antwort.
    »Was ist mit Adam? Kommt er wieder in Ordnung?« Dad ging ihm entgegen.
    Ich hatte Mühe zu atmen. Das Herz schlug mir bis zum Hals und ich bekam keine Luft.
    Bitte  …
    »Adam hat eine Reihe sehr schwerer Verletzungen erlitten. Sein Kiefer und seine Nase sind gebrochen und eine Augenhöhle ist zerschmettert, aber wir konnten das Auge retten. Außerdem hat er zwei gebrochene Rippen und fast am ganzen Körper schwere Prellungen. Er ist jetzt aus dem OP und sein Zustand ist stabil.«
    »Können wir zu ihm?«, fragte Dad und seine Stimme klang bleischwer.
    »Nur kurz. Ich muss Sie vorwarnen – es wird eine ganze Weile dauern, bis die Verletzungen im Gesicht verheilt sind und er wird vermutlich einige Narben zurückbehalten. Wir mussten den Kiefer mit Draht fixieren, das Nasenbein neu ausrichten und das umliegende Gewebe nähen sowie das rechte Jochbein mit Metallplatten und Schrauben stabilisieren. Nur damit Sie auf den Anblick vorbereitet sind.«
    Ich drehte mich zu Tante Jackie und streckte die Hände nach meiner Tochter aus. Tante Jackie schien sich erst sträuben zu wollen, besann sich dann jedoch anders und gab mir Emma. Ich hielt sie so, dass ihr Kopf an meiner Schulter ruhte. Sie schlief noch tief und fest und rührte sich kaum. Meine Tochter duftete frisch und sauber und neu. Sie duftete nach Hoffnung. Das Einzige, was mich im Augenblick noch daran hinderte, den Verstand zu verlieren, lag schlafend auf meinem Arm. Wir folgten dem Chirurgen, der uns zu Adam führte. Es war schon nach Mitternacht und ich war todmüde. Trotzdem ging ich weiter, setzte einen Fuß vor den anderen.
    »Um Gottes willen …«, stieß Dad hervor.
    Tante Jackie schnappte entsetzt nach Luft, und das sagte alles und drückte doch nicht ansatzweise aus, was wir empfanden, als wir an Adams Bett standen. Der Chirurg hatte versucht, uns auf den Anblick vorzubereiten, doch was wir sahen, übertraf unsere schlimmsten Vorstellungen. Wie gelähmt starrte ich meinen Bruder an. Ich wollte mich abwenden, konnte aber nicht. Adams Gesicht war nicht wiederzuerkennen. Um Kiefer, Kinn und Oberkopf herum war er bandagiert. Und sein Gesicht war noch geschwollener, entstellter und verfärbter als vor der OP. Es sah aus wie durch den Fleischwolf gedreht. Die transparente Sauerstoffmaske über Mund und Nase verbarg nichts. Über einen Tropf lief eine farblose Flüssigkeit in einen Arm, eine Blutkonserve in den anderen.
    »Im Augenblick macht uns die Atmung am meisten Sorgen«, informierte uns der Chirurg. »Adam hat mehrere Rippenfrakturen erlitten – deshalb und aufgrund seiner Gesichtsverletzungen müssen wir seine Atmung strengstens überwachen. Und wir konnten sein rechtes Auge zwar retten, doch seine Sehkraft wird aufgrund der Verletzungen wahrscheinlich eingeschränkt bleiben. Er ist noch nicht über den Berg.«
    Neben mir fing Tante Jackie an zu weinen. Leise Tränen aus tiefster Seele, die sie nicht zurückhalten konnte. Dad legte unbeholfen den Arm um sie und versuchte sie zu trösten, wo es keinen Trost gab. Dad schluckte wiederholt, als hätte er einen Frosch im Hals.
    »Adam ist jung und stark. Mit etwas Zeit und Geduld steht seiner Genesung nichts im Wege«, versuchte uns der Chirurg zu beruhigen.
    Adam …
    Mein großartiger, unglaublicher Bruder Adam …
    Und

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