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Bradshaw Gillian - Artus 02

Bradshaw Gillian - Artus 02

Titel: Bradshaw Gillian - Artus 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Koenigreich des Sommers
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bekannt wird.«
»Dann erzähl uns heute abend nichts mehr. Es ist spät, und du bist müde.«
»Ja. Und ich danke dir für deine Gastfreundschaft, Sion.«
»Davon haben wir genug. Du kannst gern davon abhaben. Schlaf gut, Herr.«
»Schlaf gut.«
3
    Am nächsten Tag schickte mich mein Vater wieder hinaus nach dem Fluß, diesmal sollte ich junge Bäume abhauen, womit wir die Kuhpferche reparieren wollten. Ich glaubte zwar nicht, daß sie repariert werden mußten, aber ich ging. Diesmal mit meinem Bruder Dafydd. Den ganzen Tag dachte ich über unseren Gast und seine Geschichte nach, und ich warf kaum einen Blick auf den Wald. Ich versuchte, mir diese Elidan vorzustellen, die, in blaue Seide gekleidet, aus dem Wald herausritt und aussah wie die Königin der Unterirdischen aus den Liedern. Und dann fiel mir ein, daß sie dünn war und ein bißchen unscheinbar aussah, und es wurde mir unmöglich, an den ganzen Unsinn zu glauben. Nein, das alles mußte ein Unsinn sein, und Gawain machte sich wegen dieser ganzen Angelegenheit viel zuviel Sorgen. Mein Vater hatte immer gesagt, wenn ein Unrecht wieder gutgemacht werden kann, dann sollte man sich sofort damit befassen. Wenn das aber nicht ging, dann sollte man die Geschichte Gott anvertrauen. Gawain ging mir in jeder Hinsicht viel zu weit. Aber Krieger mußten ja so sein. Mir fielen die Geschichten wieder ein, die ich von ihrer Gewalttätigkeit, ihrer Grausamkeit und Oberflächlichkeit gehört hatte, und ich stellte fest, daß die Skrupel unseres Gastes übertrieben und absurd waren. Müde und bis ins Mark durchgefroren kam ich wieder nach Hause.
    Ich ging zur Scheune, um mich um die Tiere zu kümmern, und stellte fest, daß Gawain da war. Zu meinem Erstaunen rieb er unsere Stute ab. Ich stand halb erfroren da, die Mistgabel in der Hand, und er drehte sich um und lächelte mich an. Da schloß ich den Mund, der mir offengestanden hatte, lehnte die Mistgabel an die Wand und sagte: »Du solltest das nicht tun, Herr.«
    »Ach, ich weiß gut genug, wie man sich um Pferde kümmert. Ich tu’ eurem Tier schon nicht weh. Es ist eine nette kleine Stute.«
»Das meinte ich nicht! Du bist… na, du bist nicht ganz gesund, und außerdem bist du ein Gast.«
»Diese Arbeit wäre sogar für ein eben entwöhntes Kind nichts besonderes. Um die Stiere kann ich mich allerdings nicht kümmern. Von Vieh habe ich keine Ahnung. Na, doch ein ganz klein bißchen Ahnung von Schafen.« Er wandte sich wieder der Stute zu. Die schnaufte und schloß die Augen. Sein Schlachthengst warf seinen stolzen Kopf zurück und wieherte leise, und sein Herr lachte und redete auf irisch mit ihm. Nachdem ich eine Minute zugesehen hatte, nahm ich meine Mistgabel wieder auf und ging hinaus, um das Vieh zu versorgen. Gawains Skrupel kamen mir nicht mehr ganz so absurd vor.
Nach dem Abendessen war ich müde, und meine Mutter schlug vor, daß ich auf der Stelle zu Bett ging. Aber ich hätte sehr viel müder sein müssen, als eine einzige Tagesarbeit mich machen konnte, ehe ich so etwas tat. Ich setzte mich rechts neben dem Herd nieder und kraulte unsere Hündin hinter den Ohren, während die Gespräche begannen. Hin und wieder grunzte das Tier vor Entzücken und leckte mir wild die Hand, wenn ich auch nur einen Augenblick aufhörte, ihm den Kopf zu kraulen.
»Ich habe über das nachgedacht, was du letzte Nacht erzählt hast«, sagte mein Vater zu Gawain. »Und ich sehe ein, warum du diese Geschichte nicht erzählen wolltest und warum du es dann doch getan hast. Hast du also Bran umgebracht?«
»Ja. Mit Absicht. Und ich hätte ihn verschonen können.« Die Stimme des Kriegers klang sehr gleichmütig.
»In der Schlacht?« fragte mein Vater, dessen Stimme genauso gleichmütig klang.
Gawain nickte. »Ja, aber ich hätte ihn trotzdem verschonen können.«
»Ich habe gehört, daß du in der Schlacht verrückt wirst.«
Gawain hielt inne. »Ja. Aber damals war ich nicht verrückt. Wenigstens nicht so, wie das gewöhnlich der Fall ist. Ich will euch den Rest erzählen, wie ich das versprochen habe.
Die Rebellion hat erst im September begonnen. Davor hatten wir auch schon einige harte Kämpfe auszustehen; es waren keine regelrechten Schlachten, aber endlose Scharmützel. Einen Überfall zu reiten, das ist eine böse Angelegenheit, und auch für die Pferde wird es hart – aber die Kriege meines Herrn sind für die Pferde immer hart gewesen, weil wir uns mindestens zweimal so schnell fortbewegen müssen wie unsere Feinde. Mein Herr hat

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