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Bradshaw Gillian - Artus 02

Bradshaw Gillian - Artus 02

Titel: Bradshaw Gillian - Artus 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Koenigreich des Sommers
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das abgenutzte Leder der Zügel und schaute zu den Bergen hinüber. Ceincaled warf den Kopf hoch und ging weiter. Die Hufe unserer Pferde dröhnten in ständigem
Rhythmus auf der Erde.
Ich saß ganz still. Ich wußte, daß ich nichts sagen konnte und daß
es am besten war, ihn eine Zeitlang in Ruhe zu lassen. Es überraschte
mich nicht mehr, warum er soviel Zeit allein verbrachte, und ich
begriff auch, warum er sich in sich selbst zurückzog, wenn er in
Degganwy war. Er hatte schon genug Sorgen, ohne daß Rhuawn und
ich ihm noch zusätzliche Schwierigkeiten machten. Jesus, was für
eine Familie! Ausgenommen Medraut konnte mein Herr es sich gut
leisten, den ganzen königlichen Clan von den Ynysoedd Erch zu
verlieren.
Abgesehen von Medraut… Und Gawain nahm an, daß auch
Medraut schlecht war. Er stand der Königin nah und folgte ihrem
Pfad. Medraut allerdings bestand darauf – obwohl er es nie in diesen
Worten ausdrückte –, daß Gawain seine Familie gleichgültig war und
daß ihm natürliche Zuneigung völlig fehlte. Gawain sei grausam und
hauptsächlich mit seiner eigenen Ehre beschäftigt. Nun, Medraut
verstand einfach die Umstände nicht.
Aber konnte es sein, daß er in seiner Stellung wirklich nicht
Bescheid wußte?
Ich stellte fest, daß ich die beiden Brüder miteinander verglich.
Gawain, das wußte ich, war vollendet höflich und redegewandt. Weil
ich gesehen hatte, wie er mit Maelgwyn und seinen Edlen umging,
wußte ich, daß er sehr überzeugend sein konnte, wenn er es darauf
anlegte. Medraut hatte ein doppeltes Maß der gleichen
Redegewandtheit, und er besaß dazu noch einen noblen,
liebenswürdigen Charme, einen sehr realen und mächtigen Charme.
Ich konnte nicht glauben, daß er so war, wie Gawain ihn beschrieb,
und dennoch wünschte ich mir plötzlich, daß ich Irisch verstand und
Lots Diener über Medraut ausfragen könnte, um zu sehen, ob dessen
Taten zu seinen Worten paßten. Nein, ich mochte Medraut, ich war
sicher, man würde gut von ihm berichten…
Andererseits war ich trotzdem nicht ganz so sicher. Die Art, in der er Eivlin behandelte, fiel mir plötzlich wieder ein. Gleichgültig, was sie gerade tat, er erwartete von ihr, daß sie die Arbeit sofort fallen ließ, wenn er ihr sagte, sie solle laufen und irgend etwas holen. Wirklich, ursprünglich hatte ich dem Mädchen genau aus diesem Grund meine Hilfe angeboten. Mit beunruhigender Deutlichkeit hatte ich auch gespürt, daß er sie besser als die meisten anderen Diener behandelte. Und dennoch, so sagte ich mir, es bedeutete wenig, daß ein Adliger die Gefühle der Diener nicht bemerkt. Medraut war aus königlichem Geschlecht, und er hatte seine privilegierte Stellung nie verloren wie sein Bruder. Er konnte einfach annehmen, daß Diener dazu da waren, ihm alles zu erledigen, und deshalb war er wohl auch verärgert, wenn sie es nicht taten, weil er es nicht anders kannte. Ich mochte Medraut. Es gab irgendeine Möglichkeit, da war ich ganz sicher, durch die man beweisen konnte, daß sowohl Gawain als auch Medraut die Wahrheit sagten, und das ganze Problem bestand nur in
einem Mißverständnis.
Dennoch, es war vielleicht gut, wenn ich Eivlin über Medraut
ausfragte. Vielleicht sollte ich sogar darum bitten, daß sie mir
übersetzte, was Lots andere Diener zu sagen hatten.
Ich wandte meinen Blick wieder zu Gawain hinüber. Der hatte
sich nach seinem Gefühlsausbruch etwas beruhigt und lehnte sich
jetzt im Sattel zurück, während er die Arme auf der Brust kreuzte.
Ich räusperte mich. »Herr, da du ja weißt, daß Morgas… mit
Maelgwyn intrigiert« (schließlich war das ja das wichtigste), »weißt
du, was sie planen? Weißt du auch nur irgend etwas?«
Er seufzte ein wenig und zuckte die Achseln. »Sie haben Briefe
geschrieben, von denen einige nach Norden geschickt wurden.
Soviel weiß ich. Aber es ist unwahrscheinlich, daß sie einen offenen
Krieg wagen, wenigstens jetzt noch nicht.« Er zögerte, aber dann
sagte er ruhig: »Ich hätte dir und Rhuawn erzählen müssen, daß wir
soviel wissen. Aber ich konnte es nicht. Ich fürchte, ich bin im
vergangenen Monat ein schlechter Gesprächspartner gewesen.
Verzeih mir. Sie hat mich abgelenkt, meine Familie, und dann hat es
ja auch noch diesen Ärger wegen meines Bruders gegeben.« Ich nickte, um mein Mitgefühl anzudeuten, und ich biß mir auf
die Zunge, damit ich nicht weiterhin Fragen wegen Medraut stellte.
Er richtete sich auf und zog die Zügel ein wenig an, und Ceincaled
stellte die Ohren nach

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