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Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Titel: Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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lassen. Vom grellen Licht der Strahler geblendet, blieb die Umgebung in der Dunkelheit der Januar-Nacht weitgehend verborgen. Nur die Umrisse einiger Häuser auf der einen und mehrerer winterkahler Büsche und Bäume auf der anderen Seite waren zu erahnen. Unmittelbar hinter dem Zebrastreifen erkannte Neundorf die Schaufenster einer Buchhandlung. Von Spuren eines Attentats, verletzten oder gar getöteten Menschen konnte nicht die Rede sein – jedenfalls nicht hier, in diesem minutiös ausgeleuchteten Gebiet.
    Die Kommissarin schob sich mühsam durch die dicht gedrängte Menschenmenge, streckte dem Kollegen der Schutzpolizei, der sich an dieser Stelle postiert hatte, ihren Ausweis entgegen, schlüpfte unter dem Absperrband durch.
    »Was will denn die alte Schatull?«, kreischte eine kräftige Stimme hinter ihr.
    »Die Schlampe von dene Dreckblätter erlaubet sich doch alles!«, keifte ein anderer Kommentator.
    Neundorf ließ sich nicht beirren, bemerkte, dass es sich bei den auf dem Asphalt hockenden Personen um Schöffler und Rauleder, zwei Techniker des Landeskriminalamts, handelte. Sie lief zu ihnen hin, grüßte sie.
    »Was ist passiert?«, fragte sie. »Wirklich ein Attentat?«
    »Oh, dich haben sie auch geholt?« Schöffler sah auf, stemmte sich in die Höhe. Er streckte seine Beine aus, stöhnte laut. »Drecksjob. Auf dem kalten Asphalt herumkriechen, um Hinweise auf irgend so ein Dreckschwein zu finden! Ein Attentat? Die Zeugen behaupten das, ja, und was wir bisher entdeckt haben, könnte die These stützen. Der Mann wurde von einem Auto angefahren. Dort«, er deutete auf eine weiß markierte Fläche am Rand des abgesperrten, grell beleuchteten Areals, »als er gerade die Straße überquerte. Und hier«, sein Finger wies auf die Stelle, über der er gerade gekniet hatte, »haben wir Reifenspuren. Genau so, wie sie bei extrem hoher Anfahrbeschleunigung entstehen. Das schreit nach Absicht. Na ja, richtig erwischt hat es ihn ja nicht.«
    »Also keine Toten?«
    »Zum Glück nicht, nein. Nur eine Person mit größeren Verletzungen, wenn ich richtig informiert bin.«
    »Und trotzdem fordern die uns extra an? Um wen geht es hier?«
    »Ein Herr Dr. Riederich«, ließ es sich Rauleder nicht nehmen, vom Boden her zu antworten. »Ein Industrieller. Der Name sagt dir was?«
    »Riederich?«, fragte Neundorf. Sie schaute sich um, sah einige der Umstehenden neugierig zu sich her starren. »Der Name sagt mir nichts.«
    »Isch wirklich oiner verreckt?«, rief einer der Gaffer.
    Schöffler ließ sich nicht beirren. »Chef eines mittelständischen Betriebs. Irgendwas mit Maschinenbau, habe ich gehört.«
    »Einer unserer Herrgötter persönlich. Na, dann mal voller Einsatz, meine Herren.« Sie sah die von einem süffisanten Grinsen überzogene Miene des Spurensicherers, wusste, dass sie die Sache genau getroffen hatte. Der Chef einer mittelständischen Firma. Kein Wunder, dass die Kollegen sofort nach dem LKA gerufen hatten. Ein Attentat auf einen von denen dort oben. Da traten automatisch besondere Gesetze in Kraft. Und wehe, sie richteten sich nicht von Anfang an danach.
    »Ein Anschlag auf die Grundlagen unseres Staates«, sagte Schöffler.
    Neundorf spürte, wie ihr übel wurde. Sie musste sich zusammenreißen, auf ihre Untersuchungen konzentrieren. »Was genau ist passiert? Ihr seid informiert?«
    »Ich weiß nur, dass er die Straße überqueren wollte und dabei angefahren wurde. Hier, auf diesem Zebrastreifen, von der Buchhandlung her kommend. Wie gesagt, es gibt verschiedene Zeugen, die beobachtet haben wollen, dass das absichtlich geschehen sei. Du musst sie befragen.« Er deutete auf den Gehweg auf der anderen Straßenseite. »Sie warten dort, vorhin habe ich sie jedenfalls dort gesehen.«
    »Was ist mit diesem Dr. Riederich? Er lebt, wenn ich das richtig verstanden habe, ja?«
    »Anscheinend ist ihm nicht viel passiert. Er konnte zur Seite springen, bevor ihn der Karren voll erwischte. Der Notarzt untersuchte ihn, aber er wollte sich nicht einmal ins Krankenhaus fahren lassen, wenn ich das richtig verstanden habe. In welchem Zustand er sich befindet, kann ich nicht sagen.«
    Neundorf bedankte sich für die Information, wandte sich von den Männern ab, starrte in die Umgebung. Dr. Riederich, irgend so ein Wirtschaftstyp, arbeitete es in ihr. Da musste natürlich gleich das LKA her. Wenn irgendeinem hohen Tier etwas zugestoßen war, herrschte Alarmstufe eins im Land. Fast, als ob das Leben des Ministerpräsidenten

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