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Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Titel: Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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junge Buchhändlerin, die die Beamtin als Frau de Buhr vorgestellt hatte, »wir unterhielten uns mit zwei Kundinnen. Ich nahm gerade ein Buch aus dem Regal, als draußen ein Automotor laut aufheulte, irrsinnig laut, muss ich sagen. Ich stand in der Richtung des Schaufensters, aber das Licht hier im Laden war zu hell. Das Auto raste los … ja, ich erkannte seine Umrisse genau, von unserer Seite der Straße auf die andere, direkt auf die Leute auf dem Zebrastreifen zu …. Aber seine Farbe … Es tut mir leid. Ich war geblendet, leider. Ich konnte nicht einmal erkennen, ob es jemand erwischt hat, erst später, als wir rausrannten …«
    »Mir geht es genauso«, schloss sich ihre Kollegin an, »Sie dürfen nicht vergessen, zum Zeitpunkt des Unfalls war es draußen dunkel, nicht so hell wie jetzt von den Strahlern Ihrer Kollegen. Das ganz normale Straßenlicht eben und wir standen hier im Licht des Ladens, deshalb konnten wir nicht viel sehen.«
    »Sie müssen sich nicht rechtfertigen«, erwiderte Neun­dorf. »Ihre Situation ist mir vollkommen klar. Niemand macht Ihnen einen Vorwurf, im Gegenteil, ich bin froh, dass Sie uns jetzt schon so viele Hinweise auf den Ablauf geben konnten. Das ist keineswegs selbstverständlich.« Sie holte tief Luft, versuchte, sich wieder darauf zu konzentrieren, wo sie stehen geblieben waren. »Die Person am Steuer«, sagte sie, »oder andere Leute in dem Wagen. Haben sie irgendeine Erinnerung daran?« Es war zu viel verlangt, sie wusste es selbst. Dunkelheit, Kälte, die Erschöpfung nach einem langen, arbeitsreichen Tag.
    »Tut mir leid«, gab Idler zur Antwort. »Es ging zu schnell. Und es war dunkel. Vergessen Sie das bitte nicht.«
    »Ich vergesse es nicht, wirklich. Sie haben uns sehr geholfen. Vielen Dank.« Neundorf setzte ihr freundlichstes Lächeln auf, wusste dennoch, dass die Beobachtungen der Zeugen nicht allzu viel brachten. Ein 3er oder 5er BMW mit Ludwigsburger Kennzeichen, sofern es denn wirklich stimmte – die Anzahl dieser Kombinationen war einfach zu groß, als dass sie wirklich darauf hoffen konnte, das Tatfahrzeug auf diese Weise zu ermitteln. Wie viele dieser Karossen wohl registriert waren? Mehrere hundert, wenn nicht noch mehr.
    Sich die Adressen aller ihrer Besitzer zu besorgen, sie dann der Reihe nach aufzusuchen und auf ihr Alibi zu überprüfen – unzählige Beamte wären für Tage, vielleicht gar Wochen beschäftigt, und das allein aufgrund dieser doch recht vagen, immerhin bei völliger Dunkelheit erfolgten angeblichen Beobachtung. Und wer garantierte, dass der Attentäter, sofern es sich denn wirklich um eine absichtliche Attacke handelte, das Auto nicht gestohlen hatte?
    Nein, auch wenn es sich um eine wichtige Führungsperson aus der Wirtschaft handelte, die heute Abend beinahe Opfer des bisher noch Unbekannten geworden war, sie konnte keine Hundertschaft Kollegen abstellen, diese Sisyphos-Arbeit auszuführen – die Erfolgsaussichten waren einfach zu gering. Neundorf ahnte, welche nervenaufreibende Arbeit ihr bevorstand, seufzte laut.
    »Der Verletzte. Haben Sie sich schon mit ihm unterhalten?«, fragte Martina Häusser.
    »Sie sprechen von diesem Herrn Riederich?«
    Die Kollegin schüttelte den Kopf. »Nein, nicht dieser Industrielle. Der kam glimpflich davon, wenn ich das richtig begriffen habe. Ich meine den Herrn«, sie überlegte kurz, hatte den Namen dann parat, »Haigis. Der war ziemlich nahe dran, versuchte anscheinend, Herrn Riederich noch zur Seite zu ziehen. Soweit ich es verstanden habe, wurde er deshalb angefahren.«
    »Haigis.« Neundorf notierte sich den Namen. »Er wurde vom Notarzt versorgt?«
    »Sie brachten ihn ins Backnanger Krankenhaus«, antwortete Martina Häusser. »Vielleicht kann er das Auto genauer beschreiben. Er war am nächsten dran. Außer diesem Riederich natürlich.«

5. Kapitel
    Das Haus stammte dem Baustil und der Anlage des schmalen Ziergartens nach aus den 50er oder 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Zwei Stockwerke mit braunen Holzläden auf beiden Seiten der Fenster, das Dach spitzgieblig mit dünnem Moosbelag auf den Ziegeln, über der Eingangstür der Regenschutz aus hellgrünem Plexiglas. Vor dem Gebäude ein schmaler Rasenstreifen, von quadratischen grauen Steinplatten erschlossen, der Straße zu von einem niedrigen, schwarz lackierten Metallgitterzaun begrenzt.
    Alles hat seine feste Ordnung, überlegte Braig, als er sich bückte, um den Klingelknopf auf dem Steinsockel neben der Gartentür zu

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