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Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Titel: Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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des Kollegen bewusst, hatte keinerlei Zweifel, was seine Aussage betraf. »Wo könnte sie sonst sein?«, fragte er deshalb.
    »Bei ihrem Besitzer«, antwortete der Spurensicherer, »vielleicht braucht der se a zweites Mal.«
    »Danke. Einmal ist genug.« Der Kommissar hob abwehrend seine Hände. »Und hier im Haus?«
    »Mir gucket alles durch, koi Angscht!«
    Braig nickte, trat zur Wand, warf einen Blick auf die Fotos. Wohin er auch sah, überall dasselbe Motiv: Gruppen von stehenden, knienden oder sitzenden Männern, mit blitzenden Augen und vor Stolz geschwellter Brust in die Kamera strahlend. Siegertypen, archaischen Kriegern gleich die Gewehre wie mächtige Speere umklammernd, Massen von erlegten Tieren vor und neben sich gebreitet. Er streckte den Kopf weiter vor, versuchte, die Gesichter der erfolgreichen Jäger genauer zu betrachten, stieß mit der Stirn an einen spitzen Gegenstand. Erschrocken sah er auf, merkte, dass es sich um den etwas abstehenden Zahn eines Keilers handelte, dessen ausgestopfter Kopf hier zwischen den Fotos vorragte. Er trat einen Schritt zur Seite, überlegte, was einen Menschen wohl dazu veranlasste, ein totes, wahrscheinlich von ihm selbst erlegtes Tier konservieren und in die Wohnung hängen zu lassen, konzentrierte sich auf eines der Fotos. Wieder dieselben vor Testosteron und Selbstbewusstsein geradezu berstenden Gesichter, geradewegs in die Kamera starrend, die Gewehre in den Händen, erschossene Hasen, Rehe, Wildschweine vor sich ausgebreitet. Männer, richtig starke Männer.
    Er versuchte, eines der Gesichter zu erkennen, merkte, dass sie alle irgendwie gleichförmig aussahen: Aufgeblasene breite Backen, gerötete Gesichtshaut, massige dickwanstige Leiber. Wie pubertierende Jungs nach einer erfolgreichen Schlägerei. Dabei war keiner unter Fünfzig. Oder doch?
    Er wusste es nicht, verglich die Physiognomien mit denen des benachbarten Bildes. Wieder dieselben Lustgreise: Phallisch aufgerichtete Gewehre, hochrot aufgedunsene Gesichter, Berge von erlegten Tieren. Er nahm zwei Fotos von der Wand, reichte sie dem Kollegen. »Kannst du jemand erkennen?«
    Rössle nestelte seine Brille aus dem Futteral, betrachtete die beiden Bilder. »So viele Idiote findesch in ganz Sindelfinge net.«
    »Meisner«, meinte Braig. »Haben wir ein Foto von ihm?«
    Der Spurensicherer schaute fragend auf. »Koi Ahnung. I han nix gfunde. Aber do«, er deutete auf die Bilder. »Sind des net immer dieselbe Sparrefantel?«
    Braig nickte, versuchte, den Hintergrund genauer auszumachen. Zwei Mal, auf dem einen Foto genau in der Mitte, auf dem anderen mehr am Rand, die Umrisse eines Hauses, eher eines aus Holz errichteten Gebäudes. »Eine Jagdhütte, was meinst du?«
    Rössle konzentrierte sich auf die Bilder, stimmte ihm zu. »Du verstehsch, was i grad denk?«
    »Meisners Jagdhütte oder die eines seiner Freunde«, überlegte der Kommissar, »das optimale Versteck für den Kerl.« Er sah das zustimmende Nicken des Kollegen, nahm die beiden Fotos, bat Rössle darum, die Untersuchung fortzusetzen, lief aus dem Raum.
    Regina Trefz saß an ihrem Schreibtisch, blickte auf den Monitor, als er das Büro betrat.
    »Sie haben zu tun?«, fragte er.
    »Viele Mails. Die warten voller Sehnsucht auf Antwort«, erklärte sie.
    »Bewerberinnen?«
    »Wie Sand am Meer.«
    Er legte die beiden Fotos neben die Tastatur, bat sie, ihm zu helfen. »Herr Meisner, ist er dabei?«
    Regina Trefz zischte abfällig durch die Zähne, deutete auf eine der vor Testosteron-Überschuss beinahe berstenden Gestalten. »Hier. Einmal am Rand und einmal in der Mitte. Seine Geschäftsfreunde. Ich erwähnte sie schon.«
    »Immer dieselbe Clique?«
    »So genau kann ich das nicht sagen. Ich denke aber schon.«
    »Kennen Sie einen oder mehrere dieser Geschäftsfreun­de?« Er betonte das Wort, versuchte, es nicht in demselben abwertenden Ton auszusprechen, den sie benutzt hatte.
    »Kennen?« Sie schüttelte ihren Kopf. »Tut mir leid, aber das ist wirklich seine Privatsache.« Sie schwieg, schaute zum Monitor, wo eine sanfte Glocke den Eingang einer neuen Mail annoncierte, fügte dann hinzu: »Auf die Gesellschaft dieser Herren kann ich gerne verzichten.«
    Braig deutete erneut auf die Fotos. »Einen Namen werden Sie doch wissen. Oder wollen Sie mir allen Ernstes erklären, in all den Jahren nicht den einen oder anderen dieser Herren zumindest namentlich gehört zu haben?«
    »Sie verdächtigen einen von ihnen, diese Lisa auf dem Gewissen zu haben,

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