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Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Titel: Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Braig. Er sah, wie sie wieder inhalierte und wartete, bis sich die neue Nikotinwolke im Zimmer verteilt hatte. »Wer bestimmt letztendlich, welches Model einem Kunden empfohlen wird? Ich denke, Ihre Agentur hat sicher eine große Auswahl zur Verfügung?«
    Sie warf ihm einen scharfen Blick zu, hatte die doppeldeutige Brisanz seiner Frage offensichtlich bemerkt.
    »Allein der Kunde. Wir präsentieren ihm einen ganzen Katalog an in Frage kommenden Models und er wählt dann aus.«
    »Aber Sie nehmen nicht jede junge Frau in Ihrem Katalog auf, die sich bei Ihnen bewirbt.«
    »Natürlich nicht, das wäre unmöglich. Wissen Sie, wie viele Frauen sich bei uns melden, um aufgenommen zu werden?«
    »Und wer entscheidet, ob eine junge Frau in den Katalog kommt oder nicht?«
    Regina Trefz nahm einen tiefen Lungenzug, ließ sich mit ihrer Antwort Zeit. »Das entscheiden wir gemeinsam«, sagte sie schließlich.
    »Wir?«
    »Herr und Frau Meisner und ich.«
    »Frau Meisner?«, fragte Braig.
    »Früher jedenfalls. Jetzt ist sie nicht mehr dabei.«
    »Weshalb?«
    »Scheidung. Vor fünf Jahren.«
    »Ah ja«, sagte er, »das ist nachvollziehbar bei dem Job.« Er musterte ihr Gesicht, sah am Zucken ihrer Mundwinkel, dass sie seine süffisante Bemerkung genau registriert hatte. Er ließ ihr Zeit, ihm zu widersprechen, das zweideutige Bild, das er von ihrem Chef zeichnete, abzuwehren, blieb ohne Reaktion.
    »Seither bestimmt also Herr Meisner weitgehend allein darüber«, fügte er schließlich hinzu.
    Regina Trefz nahm einen langen Zug von ihrer Zigarette, starrte zu dem imaginären Punkt an der Wand, sah immer noch keinen Anlass, seine Aussage zu korrigieren.
    Dann haben wir also recht mit unserer schmutzigen Fantasie, überlegte er. Der Vermittler betreut seine Models wirklich in allen Lebenslagen. Er versucht es zumindest. Mal klappt es, mal klappt es nicht. Und Lisa Haag hatte, allen Ehrgeiz in Ehren, irgendwann genug von dieser besonderen Betreuung. Ab einer gewissen Grenze war sie nicht mehr zu ertragen, hatte seine Zuwendung Ausmaße angenommen, die ihren Preis nicht mehr wert waren. Der Betreuer selbst aber hatte das naturgemäß anders gesehen …
    »Wo könnte Herr Meisner sich jetzt aufhalten? Haben Sie eine Idee?«
    Die blaugraue Wolke aus dem Mund seines Gegenübers näherte sich bedrohlich, löste sich erst wenige Zentimeter vor seinem Gesicht auf.
    »Wo wird er schon sein? Unterwegs mit einem seiner Freunde.« Sie sprach das letzte Wort derart abwertend aus, dass Braig erstaunt aufsah.
    »Von welchen Freunden sprechen Sie?«
    »Na ja, einer dieser Geschäftsfreunde.« Auch in dieser Kombination war nicht zu überhören, was Regina Trefz von den erwähnten Freunden hielt.
    »Geschäftsfreunde?«, nahm er ihre Antwort auf.
    »Verlängerte Wochenendpartys«, erklärte sie, »irgendwo bei einem dieser Herren.«
    »In Gesellschaft eines oder mehrerer Ihrer Angels«, sagte er.
    Sie reagierte nicht, sog an ihrer Zigarette.
    »Sie wissen es wirklich nicht genauer?«
    »Nein«, antwortete sie in scharfem Ton.
    Im gleichen Moment hörte er das laute Rufen Rössles. »Braig, des solltesch dir obedingt agucke!«
    Er bat Regina Trefz, auf ihn zu warten, folgte den Worten des Spurensicherers ins obere Stockwerk. Er stieg die Treppe hinauf, fand den Kollegen in einem großen, mit unzähligen Fotografien und mehreren ausgestopften Tieren bestückten Raum. Zwei große dunkle Ledersessel in der Mitte, eine fast bis zum Boden herunter ausgerollte Leinwand, mehrere elektronische Geräte, ein wuchtiger, über und über mit Schnitzereien verzierter Schrank.
    »Alle Idiote von Sindelfinge, do guckt der seine Pornos«, meinte Rössle, auf den Beamer deutend, der an der Decke befestigt war. »Und damit knallt der die arme Tierle ab.« Er öffnete die rechte Tür des Schranks, gab den Blick auf zwei Jagdgewehre frei.
    »Wo ist seine Walther PPK?«
    »In dem Schrank net«, antwortete Rössle. »I han des ganze Monschtrum scho durchsucht.«
    »Und der Schlüssel zum Schrank?«
    »Ordnungsgemäß versteckt. Im Nachttischle nebe seinem Bett. Wie gewohnt.«
    »Wo könnte er die Pistole sonst aufbewahren?«
    Rössle musste nicht lange überlegen. »In der Nähe von seinem Bett. Des machet jedenfalls die Meischte. Weil sie sich so sicherer fühlet.«
    »Und?«
    »Nix. I han sei ganzes Schlafzimmer uf de Kopf gstellt. Vom Nachttisch übers Bett bis zum Schrank. Wenn du dort a Pistole findesch, fress i drei Bese.«
    Braig war sich der peniblen Arbeitsweise

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