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Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Titel: Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Schreibtisch aus, warf sie in den Abfalleimer. Sie lief zum Fenster, öffnete es für mehrere Sekunden, ließ einen Schwall kalter Luft in den Raum. Braig sah, wie sie kräftig durchatmete, bemerkte das leichte Frösteln auf seiner Haut. Die frische Luft schien der Frau neue Kraft zu verleihen; sie straffte ihren Körper, schloss das Fenster, lief aufrecht wie ein salutierender Soldat zum Schreibtisch zurück. Der Stuhl schlug hart auf dem Boden auf, als sie ihn mit weit ausgestrecktem Arm in die richtige Position zerrte. Sie setzte sich, ordnete ihre Haare, fuhr sich übers Gesicht. »Also, einer unserer Angels wurde ermordet«, erklärte sie dann in sachlichem Ton, als handle es sich um ein neues Angebot für ein von der Agentur betreutes Model. »Was wollen Sie von mir?«
    »Ob er von Meisner vermittelt wurde, haben Sie mich gefragt. Ich würde Ihnen gerne antworten, verstehe Ihre Frage aber nicht ganz«, wiederholte Braig.
    Regina Trefz starrte an ihm vorbei zu einem imaginären Punkt an der Wand. »Vergessen Sie’s«, sagte sie. »Lisa Haag ist einer unserer Angels. Ein wirklich hübsches Ding.«
    Sie mauert, war er sich klar, versucht, mich abzulenken. Er sah ihre straffe Körperhaltung, war sich bewusst, dass er mit einem Frontalangriff ihre Abwehr nur verstärken, nicht durchbrechen würde. Er musste ihr Zeit, sie der Gewalt bewusst werden lassen, die der jungen Frau angetan worden war, um sie zur Besinnung zu bringen. Zur Besinnung darüber, dass sie verpflichtet war, ihnen alle Hinweise auf den Mörder zu offenbaren, über die sie verfügte, ob es ihren Arbeitgeber betraf oder nicht. »Wann haben Sie Herrn Meisner zum letzten Mal gesehen?«, fragte er deshalb.
    Sie sah offensichtlich keinen Anlass, ihm die gewünschte Auskunft zu verweigern, überlegte nicht lange. »Am Donnerstag«, antwortete sie. »Letzten Donnerstag, wie üblich.«
    »Seither nicht mehr?«
    »Ich bin Montag bis Donnerstag jeweils von etwa 11 bis 18 Uhr hier im Büro. Viermal sieben Stunden. Das reicht vollkommen. Die restlichen Termine nimmt Herr Meisner selbst wahr.«
    »Er ist immer anwesend, wenn Sie hier arbeiten?«
    Regina Trefz schüttelte den Kopf. »Wie es sich ergibt. Eher selten, würde ich mal sagen. Er ist oft unterwegs bei potenziellen Kunden.«
    »Sie wissen, was er übers Wochenende plante? Freitag, Samstag, Sonntag?«
    »Herr Meisner?«
    Braig nickte zustimmend.
    »Woher? Donnerstag gegen 13 Uhr verließ er das Büro, mehr ist mir nicht bekannt.« Sie deutete auf den Nachbarraum, in dem Dolde Aktenordner studierte. »Sein Privatleben interessiert mich nicht.«
    »Aber sein Privatleben hat schon mit seinen beruflichen Unternehmungen zu tun?«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte sie mit ausdrucksloser Stimme.
    Er nahm ihre stocksteife Körperhaltung wie die versteinerte Miene wahr, wusste, dass sie ihn ganz genau verstanden hatte. »Ich meine, dass Herr Meisner nähere«, er betonte das Wort, indem er es langsam, fast Buchstabe für Buchstabe formulierte, fuhr dann in normaler Aussprache fort, »Beziehungen zu einigen der jungen Frauen unterhielt.«
    Sie reagierte nicht, saß still wie eine Statue.
    »Privater Natur«, fügte er hinzu.
    »Das müssen Sie ihn selbst fragen«, erklärte sie. »Wie erwähnt, sein Privatleben interessiert mich nicht.« Sie griff erneut nach einer Zigarette, zündete sie an.
    Braig beschloss, es auf eine sanftere Tour zu versuchen. »Wie sieht die Arbeit Ihrer Agentur aus? Können Sie mir das bitte erklären?«
    Regina Trefz nickte widerstandslos. »Meisners Famous Models vermittelt junge Frauen an verschiedene Interessenten. Einerseits geht es um Fotoaufnahmen für Werbung; Kataloge, Prospekte und so fort, Sie kennen das ja. Das andere sind die Castingshows auf öffentlichen Bühnen und im Fernsehen. Wir suchen uns die jungen Frauen bei verschiedenen Anlässen aus und empfehlen sie dann an die potenziellen Kunden weiter. Die letzte Entscheidung, ob sie das empfohlene Model«, sie formulierte das Wort wieder im amerikanischen Akzent, »wirklich wählen, liegt natürlich beim Kunden. Er zahlt schließlich dafür.«
    »Das Geld geht an die Agentur?«
    »Richtig.« Sie inhalierte, drehte den Kopf zur Seite, blies eine große blaue Wolke in die Richtung des Fensters. »Wir bezahlen dann unser Model.«
    »Wobei ein Teil des Geldes bei der Agentur verbleibt.«
    »Ein kleiner Teil. Das ist schriftlich bis ins Detail fixiert. Wir müssen schließlich auch von etwas leben.«
    »Ohne Zweifel«, attestierte

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