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Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Titel: Braig & Neundorf 12: Schwabenehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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inhalierte.
    Söderhofer schüttelte den Kopf. »Artikulieren Sie sich immer so impertinent?«, schimpfte er.
    »Wie bitte?« Rauleder schaute von einem zum anderen, sah nur genervte Gesichter. Er winkte mit seiner Rechten ab, zeigte auf den Toten. »Dann fangen wir an.«
    Braig trat zwei Schritte zurück, beobachtete die Männer, wie sie schweigend, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, mit ihrer Arbeit begannen. Ein eingespieltes Team, wusste er, mit in jahrelanger, unermüdlicher Berufsausübung erlangter Routine, infolge derer sich jeder genau bewusst ist, worauf es ankommt, um optimale Untersuchungsergebnisse zu erzielen. Die leichte Spannung, die in der Luft lag, war dennoch nicht zu übersehen: Keine flapsige Bemerkung, kein um künstliche Heiterkeit bemühtes Wort, den traurigen Anlass ihrer Begegnung zu überspielen. Die unverhoffte Anwesenheit und das herrische Auftreten des Staatsanwaltes schienen ihre Zungen gelähmt, den gewohnten Informationsaustausch der ersten auffälligen Beobachtungen gebremst zu haben. Braig sah, wie Rauleder die Leiche aus allen Richtungen fotografierte, die Kamera vor, hinter, unter, neben und über den toten Körper haltend, trat dann näher, um gemeinsam mit dem Spurensicherer die Ergebnisse dieser Arbeit auf dem Bildschirm eines Laptops zu studieren.
    »Makaber, wie?« Der Techniker deutete auf die über die Toilettenschüssel gebeugte Leiche, wies auf die Verletzungen an beiden Schläfenpartien. »Wenn wir diese Verunstaltungen einmal vergessen, sieht das doch eher nach einer skurrilen Komödie als nach einem Tatort aus, oder?«
    »Sie kultivieren eine seltsame Vorstellung von Humor«, schimpfte Söderhofer, eine neue Rauchwolke ausstoßend. »Überhaupt keinen Respekt vor dem Toten, was?«
    Braig sah den genervten Blick, den Rauleder ihm zuwarf, musste dem Techniker insgeheim recht geben. Sah man von den üblen Verletzungen des Toten ab, was aus dieser Position und in der Umgebung allerdings schwerfiel, konnte es sich tatsächlich um die Paradeszene einer skurrilen Erfolgskomödie handeln. Ein erwachsener Mensch, abgelegt wie ein zusammengerollter Teppich auf einer Toilettenschüssel. Er überlegte, warum ihm gerade dieser Vergleich einfiel, fand keine Antwort.
    »Die Verletzungen an seinen Schläfen«, unterbrach Rauleder seine Gedanken, »das ist wohl die Todesursache, ja?« Er präsentierte die Wunden mehrfach vergrößert auf dem Bildschirm, hörte das Brummen des Arztes.
    »Das könnte sein, ja«, erklärte Dr. Schäffler, »aber bitte, ich habe den Mann noch nicht untersucht.«
    »Jemand hat auf ihn eingeschlagen«, fügte der Spurensicherer hinzu. »Sowohl auf die linke als auch auf die rechte Seite.«
    »So sieht es aus, auf den ersten Blick.«
    »Wo? Hier in der engen Kabine?«
    »Uf koin Fall«, meldete sich Rössle vom Boden her zu Wort, »der isch do hergschleift worde. I han die Spur von seine Schuh, eindeutig.«
    »Dann ist es nicht hier in der Toilette passiert?«, fragte Braig überrascht. Er bückte sich, sah die Markierungen des Spurensicherers, die der Kollege auf den Fliesen fixierte, hörte Rössles lautes Stöhnen.
    »So weit bin i no net. Jedenfalls net in der Kabine drin, des isch eindeutig.«
    Braig hatte keine Schwierigkeiten, Rössles Aussage nachzuvollziehen. Für eine Auseinandersetzung zwischen zwei Menschen, sofern es sich wirklich um einen solchen Vorgang gehandelt hatte, war die Kabine viel zu eng. Es sei denn, der Täter hatte von oben, über die Trennwand hinweg, zugeschlagen. Er wollte seine Überlegung gerade zur Sprache bringen, als Rauleder den Fund eines kleinen Papiers in der Hosentasche des Toten meldete.
    »Hier, wohl eine Telefonnummer.«
    Braig nahm den kleinen zerknitterten Schnipsel mit seinen in Plastikhandschuhen steckenden Fingern entgegen, fragte nach einer Geldbörse und einem Ausweis.
    »Nichts«, gab Rauleder nach kurzem Zögern zur Antwort. »Die Taschen sind …«, er hielt mitten im Satz inne, brachte dann ein winziges, sorgsam verschnürtes Päckchen zum Vorschein, fügte »fast leer«, hinzu.
    Der Kommissar betrachtete den kleinen durchsichtigen Beutel, sah das feine weiße Pulver, das er enthielt. »Es ist doch nicht etwa …?« Er verfolgte die Bemühungen des Spurensicherers, das Fundstück zu öffnen, beobachtete den Gesichtsausdruck des Kollegen, als er von dem Material kostete.
    Rauleder ließ das Pulver auf seiner Zunge zergehen, fuhr sich über die Lippe, nickte mit dem Kopf. »Doch, werter Herr Kommissar,

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