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Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Titel: Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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andere Figur war so ein Mannweib, was weiß ich, so ein halber Zwitter, keine Ahnung. Auf jeden Fall zerrten die zwei Kisten aus ihrem Golf. Hatten Planen drüber, damit man den Inhalt nicht sieht. Bier. Die hatten Bierfässer drin. Die eine Plane rutschte zur Seite, da konnte ich die Fässer sehen.«
    »Bierfässer?« Sie konnte ihre wachsende Erregung nicht länger verbergen, scharrte mit ihrem rechten Bein auf dem Boden. »Was machten sie damit?«
    »Sie schleppten sie in das Haus, in dem Müller wohnt. Dieser Bonze, der überfallen wurde.«
    Neundorf starrte den Mann mit großen Augen an. »Sie haben die beiden Personen beobachtet?«
    »Das erzähle ich Ihnen doch gerade.«
    »Sie kennen die Typen?«
    »Nein. Noch nie gesehen.«
    »Aber Sie würden sich zutrauen, Sie genauer zu beschreiben?«
    Ihr Gesprächspartner winkte mit beiden Händen heftig ab. »Gute Frau. Wissen Sie, wie fertig ich bin, wenn ich von der Arbeit komme? Beschreiben. Sie haben vielleicht eine Ahnung.«
    »Wir könnten es wenigstens versuchen«, meinte sie.
    »Quatsch, versuchen! Das bringt nichts. Das Kennzeichen muss doch reichen.«
    »Welches Kennzeichen?«
    »Welches Kennzeichen?« Er reckte seinen Kopf nach vorne, hauchte ihr seine Alkoholwolke direkt ins Gesicht. »Der Golf, mit dem die hier ankamen. Das müsste doch reichen, oder?«
    Neundorf nahm den Biernebel kaum mehr wahr, der ihr entgegenwaberte. Sie glaubte, nicht richtig zu hören, war nahe dran, ihr Gegenüber zu umarmen. »Sie haben das Kennzeichen notiert?«
    Der Mann streckte seinen linken Arm aus, hielt ihr die Innenseite vors Gesicht. »Hier«, erklärte er. »Ich hatte gerade kein Papier zur Hand.«
    Sie starrte auf seine behaarte Haut, sah ein Esslinger Kennzeichen vor sich. Buchstaben und Zahlen, mit dickem Filzstift aufgemalt.
    Keine zwei Stunden später stand sie gemeinsam mit Mario Aupperle, den sie zur Unterstützung angefordert hatte, der Besitzerin des Wagens in einem dem Anschein nach erst vor wenigen Jahren gründlich renovierten Mehrfamilienhaus in Wendlingen gegenüber. Sabine Kleiber konnte ihre Verblüffung nicht verbergen, als sie ihr den Ausweis entgegenstreckte und um Einlass in die Wohnung bat.
    »Und, was, was wollen Sie?«, stotterte die Frau mit viel zu tiefer Stimme.
    Hätte sie sie nicht unmittelbar vor sich gesehen, sie hätte geglaubt, sie spreche mit einem Mann. Sie schätzte die Frau auf Mitte, Ende vierzig, eine muskulöse, mit kräftigen Oberarmen ausgestattete Person. Sie hatte kurze Haare, ein breites, von roten Backen geprägtes Gesicht, war mit einem weiten, bunten Hemd und einer schwarzen Jeans bekleidet. Die konnte man im ersten Moment in der Tat für einen Mann halten, schoss es Neundorf durch den Kopf.
    »Sie haben heute Morgen Herrn Müller in Böblingen besucht«, erklärte sie forsch. »Schade um das gute Bier, oder?« Sie sah, wie ihr Gegenüber erbleichte, trat in die Wohnung, schob die Frau vor sich her. Jetzt alles auf eine Karte setzen, arbeitete es in ihr. »Ich will nur wissen, warum«, fuhr sie fort. »Wie hat Müller sich das verdient?«
    »Er hat Marc entlassen. Einfach so«, hauchte Sabine Kleiber.
    »Marc?« Neundorf blieb stehen, hörte Geräusche aus dem Zimmer, vor dem sie angelangt waren. »Wer ist Marc?«
    Die Frau kam nicht dazu, ihr zu antworten.
    »Sabine!«, rief eine kräftige Männerstimme. »Sabine, sei ruhig! Um Gottes willen …« Die Tür neben ihnen wurde aufgerissen, ein nur mit einem Unterhemd und den Hosen eines Hausanzugs bekleideter, kräftiger Mann um die Fünfzig stürmte in die Diele, packte die Frau an der Schulter. »Kein Wort, Sabine, hörst du!«
    »Nur weil er Durst hatte und sich ein Bier nahm.« Die Worte waren Sabine Kleiber fast mechanisch von den Lippen gekommen.
    Neundorf verstand auf der Stelle. »In einem von Müllers Getränkemärkten?«
    »Sabine!«, rief der Mann. »Sei ruhig!«
    Die Frau nickte.
    »Er arbeitete in dem Getränkemarkt und wurde entlassen, weil er während der Arbeit Durst hatte und sich ein Bier nahm, ja?« Die Kommissarin hatte von ähnlichen Vorfällen gelesen, sich damals schon über das Verhalten diverser Manager und Arbeitgeber empört. »Und Müller ist der Kerl, der Marc deswegen kündigte.« Sie sah die zustimmende Kopfbewegung der Frau. »Und deswegen haben Sie ihn heute gemeinsam«, sie deutete auf beide Personen, die sie in der Wohnung vorgefunden hatte, »in die Wanne mit Bier gelegt.«
    Der Mann vor ihr zeterte und schimpfte, versuchte, die Frau von

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